Deutsche Welle-Mitarbeiter demonstrieren in Bonn

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„Die DW spricht viele Sprachen
– damit uns die Welt versteht!“

Update vom 24.02.2015:

DW-Mitarbeiter demonstrierten in Bonn für den Erhalt der Sprachvielfalt im Sender und ihrer Arbeitsplätze Bonn , den 23.2. Trotz nasskalten Wetters haben in Bonn am Montag rund dreihundertfünfzig Mitarbeiter für eine ausreichende Finanzausstattung und den Erhalt der Sprachenvielfalt im deutschen Auslandsrundfunk demonstriert.

Redner von Gewerkschaften und aus der Politik sicherten den Mitarbeitern während einer Kundgebung auf dem Bonner Münsterplatz ihre Unterstützung zu und begrüßten die Ankündigung aus Kreisen der Bundesregierung, dem Sender bis 2017 jährlich 12 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen.

Gegenwärtig sendet die Deutsche Welle mit einem Etat von 272 Millionen Euro in dreißig Radio- und Online-Sprachen und vier linearen TV-Programmen (darunter auch Deutsch) publizistische Inhalte in alle Welt. DW-Intendant Peter Limbourg möchte den Sender strategisch neu positionieren und setzt dabei vor allem auf ein englischsprachiges Nachrichtenprogramm.

DW-Demo am 23.02.2015 in Bonn (Bild: Fotos: Ian Johnson)
DW-Demo am 23.02.2015 in Bonn (Bild: Fotos: Ian Johnson)

Dazu erklärte der Vertreter der Gewerkschaften im DW-Rundfunkrat Wofgang Uellenberg-van Dawen (verdi): „Die Gewerkschaften wollen es nicht zulassen, dass die DW auf einen englischen Nachrichtkanal reduziert wird. Wir wehren uns dagegen, dass die Redaktionen immer weiter ausgedünnt werden. Wir wehren uns gegen den Personalabbau in der Technik, in der Administration.“

Sparpläne, wonach die Streichung von drei der vier TV-Programme und einem Drittel der 30 Online- und Radioprogramme ins Auge gefasst hatte, hatten die Mitarbeiter auf die Straße getrieben. Auf bunten Sprach-Plakaten in Deutsch und der jeweiligen Landesprache machten die DW-Mitarbeiter auf den publizistischen Wert ihrer Angebote aufmerksam, die seit Jahren unter erheblichen Sparzwängen leiden. Zahlreiche Redner verwiesen auf den Mehrwert dieser Angebote für Deutschland und die ganze Welt.

So sagte der DJV-Bundesgeschäftsführer Kajo Döhring zu Kundgebungsteilnehmern: „Wo in der Welt Zensur und erzwungene Monopole an der Tagesordnung sind, muss die DW das Menschenrecht auf Informations- und Meinungsfreiheit sichern helfen! Dazu muss sie alle Menschen erreichen und eben viele Sprachen sprechen!“

Seine Unterstützung für die Sprachenvielfalt der DW brachte auch der Bonner Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD) zum Ausdruck , der weitere Mittel aus dem Bundeshaushalt in Aussicht stellte, für den Fall, dass die DW-Leitung ein schlüssiges Gesamtkonzept für den deutschen Auslandsrundfunk vorlegt, das „unter Einbeziehung der Mitarbeiter entwickelt werden müsste“.

Deutliche Kritik an der künftigen Fokussierung der DW auf einen englischen Nachrichtenkanal übte die Bundestagsabgeordnete und medienpolitische Sprecherin der Grünen, Tabea Rössner. Für eine erfolgreiche Konkurrenzperspektive der DW zu den anglophonen Programmen von BBC, CNN und Al Jazeera kenne sie keine belastbaren Zahlen. Stattdessen sollte „die Deutsche Welle ihr Geld in eine regionale, den jeweiligen Medienmärkten angepasste Berichterstattung in Dutzenden Muttersprachen stecken, so den Wettbewerb anführen und international Erfolgsgeschichte schreiben.“

Zu den Klängen lateinamerikanischer Musik und des vielstimmigen DW-Chores ließen die Mitarbeiter am Schluss der Veranstaltung 300 Luftballons in den Bonner Himmel steigen. Einen für jeden bisher schon beendeten oder eingeschränkten Mitarbeiter- in der großen Hoffnung , dass dieser Personalabbau nun endlich gestoppt wird.

Update (Pressemeldung des DW-Personalrats Bonn vom 23.02.2015):

Die Mitarbeiter der Deutschen Welle können vorerst aufatmen: seit gestern Abend wissen sie, dass die deutsche Politik den Auslandsrundfunk und seine Mitarbeiter nicht im Regen stehen lässt!

Ab 2016 soll der von der Bundesregierung finanzierte Sender mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 12 Millionen Euro jährlich ausgestattet werden. Die Horrorszenarien des DW-Intendanten Peter Limbourg sind damit vorerst vom Tisch. Dies ist auch und gerade ein Erfolg der Mitarbeiter, die sich zusammen mit den Gewerkschaften in zahlreichen Aktionen gegen den Personal-abbau und die damit verbundenen Programmkürzungen zur Wehr gesetzt hatten.

Ohne die zusätzlichen Mittel hätten drei der vier TV-Programme der DW (Deutsch, Spanisch, Arabisch) und ein Drittel der insgesamt 30 Radio-und Online-Sprachen der Stimme Deutschlands in der Welt vor dem Aus gestanden.

In den vergangenen Monaten mussten aufgrund der chronischen Finanzknappheit des Senders nahezu 300 freie Mitarbeiter ihren Hut nehmen oder waren massiv in ihrer Beschäftigung gekürzt worden.

Der Qualitätsverlust in allen Programmen war deutlich spürbar, die Moral der Mitarbeiter erschüttert. Die an sich sinnvolle Stärkung unserer Programme in der Weltsprache Englisch drohte an hektischen und mangelhaft finanzierten Umbau-Szenarien zu scheitern.

Das journalistische Gesamtgefüge des Senders war ins Wanken geraten. Jetzt heißt es, die neue Luft zum Atmen sinnvoll nutzen!

Wir demonstrieren deshalb heute für eine nachhaltige Sicherung der Sprachenvielfalt der DW. Sie ist zusammen mit der Regional­kompetenz unserer Mitarbeiter aus 60 Nationen das Alleinstellungs­merkmal der Deutschen Welle.

Gerade in Zeiten zunehmender politischer, religiöser und kultureller Spannungen rund um den Globus braucht Deutschland eine starke  und vertrauenswürdige Stimme in der Welt.  Die Welt spricht viele Sprachen! Die  DW-Mitarbeiter auch! Nur wenn die DW auch in Zukunft in TV, Radio und Internet mit einer Stimme, aber in vielen Sprachen spricht, wird sie  weiterhin Gehör finden.

Wir sagen heute Danke an die Mittelgeber aus Politik und Parlament!

Wir appellieren aber auch an den DW-Intendanten Peter Limbourg:

Nutzten Sie die Chance! Sichern Sie die multimediale und sprachliche Vielfalt unserer Angebote und damit wertvolle Arbeitsplätze!

  • Beenden Sie den hektischen Totalumbau der DW zu einem hauptsächlich englischen Nachrichtensender!
  • Sorgen Sie für eine angemessene finanzielle und personelle Ausstattung aller Redaktionen –  inklusive der deutschen! Seriöser Journalismus kostet Zeit und Geld und die DW-Mitarbeiter müssen im begonnenen Reformprozess mitgenommen werden!

Pressemeldung des DW-Personalrats Bonn vom 23.02.2015:

Protestaktion der DW Mitarbeiter/innen in Bonn am 23. Februar 2015

Deutsche-Welle-DW_RGB_online-small„Jetzt reicht es!“ Die Mitarbeiter/innen der Deutschen Welle gehen am Montag, 23.02.15 für ihren Sender auf die Straße. Mit einer Protestaktion am Standort Bonn machen sie auf die massive Unterfinanzierung des deutschen Auslandssenders aufmerksam. Die Sparpläne von Intendant Peter Limbourg bedrohen Programm und Arbeitsplätze. Sie dürfen nicht realisiert werden!

Im Mittelpunkt der Protestaktion, die sich an die Verantwortlichen in Bundesregierung und Bundestag richtet und die notwendige Sprachenvielfalt der Deutschen Welle unterstreicht, steht eine große Protestkundgebung um 14 Uhr auf dem Bonner Münsterplatz.

Der DW-Chor des Deutschen Auslandssenders wird die Teilnehmer vor Ort einstimmen. Vertreter der Gewerkschaften und aus der Politik werden sich in kurzen Reden an die Teilnehmer wenden.

Eine große Luftballon-Aktion umrahmt das Geschehen optisch. Mehrere hundert farbige Luftballons steigen in den Bonner Himmel. Sie symbolisieren die bereits entlassenen freien Mitarbeiter und die zusätzlich gefährdeten Arbeitsplätze. In weiteren Aktionen werden Mitarbeiter der 30 Sprachredaktionen auf den publizistischen Wert ihrer Angebote für Deutschland und die Welt hinweisen.

Die Protestveranstaltung ist eine Initiative des „Gewerkschaftlichen Aktionskreises DW“.

Quelle: Pressemeldung des DW-Personalrats Bonn