Deutsche Welle trennt sich von letzter Sendeanlage

Deutsche WelleDas deutsche Radioprogramm hat der Auslandsrundfunk der Deutschen Welle bereits vor Jahren eingestellt, die Nutzung von klassischen Rundfunkfrequenzen zurückgefahren. Nun trennt sich die Deutsche Welle zudem von ihrer letzten, eigenen Sendeanlage.

Noch bis vor wenigen Jahren unterhielt die Deutsche Welle in Portugal und auf Sri Lanka eigene Sendeanlagen, die die Verbreitung des Programms auf Deutsch und in Fremdsprachen überall auf der Welt sicherstellen sollten. Diese Anlagen wurden inzwischen verkauft oder abgerissen. Ein ähnliches Schicksal droht nun auch der letzten Sendeanlage, die die „Welle“ noch selbst betreibt. Sie steht in der ruandischen Hauptstadt Kigali und ist momentan noch vor allem für die Afrika-Versorgung zuständig, wo von vielen Radiosendern der traditionellen Kurzwellenverbreitung noch eine gewisse Bedeutung zugemessen wird.

Wie ein Sprecher der Deutschen Welle RADIOSZENE bestätigte, wird die Sendestation am 29. März 2015 ihren Betrieb einstellen. Eine eigene Station zu betreiben rechne sich nur bei Vollauslastung, so der Sprecher weiter. Offenbar ist diese Auslastung an Sendezeit nicht mehr gegeben. Die Einstellung der Sendungen auf Deutsch, einst Kernkompetenz der DW, dürfte einen entscheidenden Teil dazu beigetragen haben.

Postkarte der Deutschen Welle zur Inbetriebnahme des Senders Kigali.
Postkarte der Deutschen Welle zur Inbetriebnahme des Senders Kigali. Quelle: Deutsche Welle, flickr/colin 41

Grundlage des Betriebs der Anlage sei ein Vertrag mit der ruandischen Regierung aus dem Jahr 1963, der nun auslaufe. Das Gelände inmitten der Hauptstadt sei von der DW nur gepachtet gewesen – und bereits bei der letzten Vertragsverlängerung im Jahr 2011 habe die Regierung des zentralafrikanischen Landes signalisiert, das Grundstück als Bauland nutzen zu wollen. Der deutsche Auslandssender habe daher schon vorher Sendezeit bei anderen Sendestationen und Dienstleistern in anderen Nationen angemietet, um Afrika weiterhin zu erreichen.

Von einer generellen Abkehr von der Kurzwelle will man am DW-Standort Bonn aber offiziell nichts wissen: „Die DW sendet im selben Umfang KW-Programme wie im Vorjahr“, heißt es. Blickt man aber ein paar weitere Jahre in die Vergangenheit, so waren noch deutlich mehr Sendungen aus dem DW-Funkhaus auf Kurzwelle on air, auch für Afrika. Dort setze man inzwischen auf neue UKW-Frequenzen und Smartphone-Apps. „Hier erreichen wir einen stetig wachsenden Hörerkreis in Afrika“, versichert der DW-Sprecher. Eine Besonderheit sei dabei, dass einzelne Programme bei gutem Netzwerkempfang automatisch heruntergeladen werden und die Hörer diese Programme dann jederzeit direkt vom Gerät abhören können, auch wenn sie in einer Gegend mit schlechtem Netzwerkempfang sind.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Trennung der Deutschen Welle von ihren Sendeanlagen auch der Verbleib der Technik. Die technische Einrichtung der ehemaligen Kurzwellenstation in Sines (Portugal) wurde beim Abriss verschiedenen Berichten zufolge, u.a. von Beobachtern vor Ort, zu großen Teilen zerstört. Die Mehrheit der von der Deutschen Welle finanzierten Sendetechnik dort wurde jedoch erst wenige Jahre vorher renoviert und u.a. digitaltauglich gemacht, sodass die Art und Weise der Stationsauflösung in entsprechenden Kreisen stark kritisiert wurde. Wie die Rundfunkanstalt in Bezug auf die Technik in Kigali verfahren wird, bleibt abzuwarten.

Weiterführende Informationen
Bericht über die Sendeanlage Kigali
1994: Bürgerkrieg in Ruanda, DW-Mitarbeiter sitzen fest