Rob Green: „Am Ende wurde alles gut“

Rob Green (Foto: HR/Benjamin Knabe)Die Morningshow auf YOU FM, das war Rob Green. Jedenfalls bis Ende Januar 2014, als plötzlich gegen ihn ermittelt wurde. Kinderpornos soll der Moderator besessen und verbreitet haben. Jetzt wurde die Anklage fallen gelassen. RADIOSZENE hat Green, der sich derzeit in Großbritannien aufhält, gefragt wie er das Verfahren erlebt hat und wie seine Pläne für die Zukunft aussehen.

RADIOSZENE: Rob, wie war der Tag, an dem die Vorwürfe gegen dich bekannt wurden?

Rob Green: Fünf Polizisten marschierten in das Gebäude des HR mit einem Durchsuchungsbefehl in den Händen. Mir wurde mitgeteilt, sie möchten sich wegen Kinderpornografie Spind, Schreibtisch, Festplatten usw. ansehen. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, weil ich nie etwas mit Kinderpornografie zu tun hatte. Sofort stellte ich die Frage ob ich jetzt verhaftet sei, dies verneinten die Polizisten. Fluchtartig verließ ich dann den HR, um meinen Anwalt Prof. Dr. Weiler anzurufen. Er sagte nur, wenn sie was gefunden hätten, würde ich jetzt nicht frei rumlaufen – wir kümmern uns drum.

Nachmittags erfuhr ich dann von einer Anfrage der BILD wieso ich morgen früh nicht mehr sende… Das war das erste Mal, dass ich hörte ich sei arbeitslos. Abends wurde ich wieder in den HR zitiert, wo ich vor einem Aufhebungsvertrag saß. So viel zum Thema Art. 20 des Grundgesetzes ‚Unschuldsvermutung‘ habe ich mir gedacht. Ich fuhr an jenem Abend ziemlich schnell zu meinem besten Kumpel nach Berlin, um dem Ganzen erstmal aus dem Weg zu gehen. In Berlin angekommen sah ich leider auf der Titelseite einer Boulevard-Zeitung ein Foto von mir mit dem Wort „Kinderpornografie?“. Das war mir alles zu viel und ich flüchtete in den Schwarzwald unter einem fremden Namen, goss mir erstmal einen schottischen Single Malt ein und ließ alles Revue passieren.

RADIOSZENE: Wie bewertest Du die Vorverurteilung durch manche Medien?

Rob Green: Wenn man liest „Rob Green hortet Kinderpornos“, „Rob Green vertreibt sie“ usw. dann zuckt man ganz schön zusammen und fragt sich wer hinter diesen reißerischen, unwahren Schlagzeilen sitzt. Man fühlt sich extrem hilflos. Ich find es, gerade in Deutschland, sehr traurig, dass das oberste Gesetz des Journalismus „immer eine zweite Quelle prüfen“ vollkommen außer Acht gelassen wurde. Ich weiß, dass die Zeitungsverkäufe rückläufig sind, aber auf so ein Niveau zu sinken, nur um den Verkauf anzukurbeln, find ich traurig. Ich bedanke mich bei RADIOSZENE, dass dort stets fair berichtet wurde.

Rob Green (Bild: HR/Sascha Rheker)
Rob Green (Bild: HR/Sascha Rheker)

RADIOSZENE: Du hast ja auch eine eigene Facebookseite betrieben und ein eigenes Facebook-Account. Was hast Du auf diesen Seiten erlebt, als über Dich berichtet wurde und wie hast Du reagiert?

Rob Green: Nachdem die meisten Menschen geschrieben haben „Unschuldig bis das Gegenteil bewiesen wurde“, war ich berührt wie reflektiert meine Hörer sind. Als ich aber dann Sprüche wie „wir kriegen dich“ und „freuen uns auf dich in der JVA“ zu lesen bekam, habe ich die Seite offline genommen.

RADIOSZENE: Was glaubst Du, ist Dein Ruf jetzt ruiniert?

Rob Green: Nein. Ich habe es am Anfang meiner Karriere in Berlin und dann später in Hessen erreicht, extrem erfolgreich zu sein. Ich bin einer der 10 besten Radiomoderatoren in Deutschland. Ich werde es schaffen, wie Phönix aus der Asche zu steigen, versprochen!

RADIOSZENE: Kannst Du Dir denn vorstellen, überhaupt zum Hessischen Rundfunk zurückzukehren?

Rob Green: Sag niemals nie! Die Rob Green Morning Show hat Rekordzahlen geschrieben, sogar Haupt-Konkurrent Planet Radio überholt. Ich habe den Sender YOU FM persönlich auch im Hintergrund sehr mitgeprägt. Immer wenn ich YOU FM höre, höre ich ein Stück von mir. Der Sender hat sehr intelligente, reflektierte Hörer und ich würde mich freuen diese Hörer wieder zu unterhalten. Allerdings ist ziemlich viel hinter den Kulissen vorgefallen.

RADIOSZENE: Wie hat damals das Team von YOU FM reagiert? Besteht der Kontakt weiterhin?

Rob Green: Es war für alle ein Schock. Die meisten haben mich gefragt „Stimmt das?“ ich: „Nein“. Da war die Sache erledigt. Ich habe noch sehr viel Kontakt zu sehr vielen. Besonders als die Anklage dann fallen gelassen wurde, habe ich sehr viele Glückwunschnachrichten erhalten. Das hat mich mehr als gefreut.

RADIOSZENE: Und wie ist der aktuelle Stand bezüglich deiner Arbeit für 94.3 rs2 in Berlin?

Rob Green: Ich fand die Einstellung des Senders unter Christian Schalt und Bertram Schwarz mir gegenüber stets fair und professionell. Da Rik in Berlin den Sender neu positionieren wollte und ich leider, durch die zu dem Zeitpunkt noch nicht zurückgenommene Klage, nicht zur Verfügung stand, haben wir den Vertrag im beidseitigen Einverständnis aufgelöst. Bei meinem nächsten Berlinbesuch werde ich aber sicherlich auf einen Kaffee vorbeischauen.

RADIOSZENE: In einem Interview hast Du gesagt, Du möchtest jetzt nach vorne schauen. Was schwebt dir vor, was sind Deine nächsten Schritte?

Rob Green: Da mein Vater sehr schwer an Alzheimer erkrankt ist, ist das Priorität Nummer Eins. Diese Krankheit ist neben Krebs eine der furchtbarsten Krankheiten, die es gibt. Wenn Dein eigener Vater zu Deiner Mutter auf dich bezogen sagt: „Das ist aber ein netter Gentleman, woher kennst Du ihn?“ dann sind, im Vergleich zu Alzheimer, meine Sorgen mehr als unwichtig. Dennoch habe ich sehr viele Gespräche bei Radiosendern geführt, sowohl in Deutschland als auch in England. Wie Arnold sagte: „I’ll be back!“. Vor dem neuen Jahr werde ich aber nicht on air sein.

RADIOSZENE: Oder hast du vielleicht Lust, künftig in einem ganz anderen Bereich tätig zu sein?

Rob Green: Komischerweise würde ich nach dieser ganzen Geschichte gern Jura studieren, ich weiß aber nicht ob ich doch inzwischen zu alt dafür bin. Mal im Ernst: Ich liebe Radio. Radio ist mein Leben! Und ich weiß, dass eine Menge Radiosender von mir profitieren können!

Rob Green. Foto: hr/Ben Knabe/
Foto: hr/Ben Knabe

RADIOSZENE: Wie hat das Verfahren Dein Leben verändert?

Rob Green: Ich habe viele furchtbare Momente alleine verbracht, mit ganz üblen Gedanken im Kopf. Mit meiner Geschichte habe ich meine Freunde genervt bis zum geht nicht mehr. Ich habe gelernt, dass gute Freunde das A und O im Leben sind. Als ich erfuhr, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, ist eine riesige Last von mir gefallen, als ob ein riesiger Wal die ganze Zeit auf mir lag und der nun verschwunden ist.

RADIOSZENE: Und was hast du aus der ganzen Geschichte gelernt? Was rätst du jemandem, der in eine ähnliche Situation kommt?

Rob Green: Hol dir gute Anwälte, egal was sie kosten, besteh auf Dein Recht! Und das wichtigste: Sei nicht alleine, glaub an dich! Auch wenn die Batterie leer zu sein scheint, ist sie es noch lange nicht! Dafür sind Freunde da, Energie zu geben. Auch wenn Du sie nervst werden sie Dir helfen!

Ein guter Spruch aus Indien lautet: „Am Ende wird alles gut. Ist es noch nicht gut, dann hast du das Ende noch nicht erreicht“. Am Ende wurde dann alles gut: keine Anklage, keine Verurteilung, keine Strafe.

RADIOSZENE: Rob, vielen Dank für Deine Zeit!

 

Weiterführende Informationen
YOU FM trennt sich von Rob Green
Journal Frankfurt: Staatsanwaltschaft zieht Anklage zurück

Titelfoto: HR/Benjamin Knabe