LfK-Präsident Thomas Langheinrich freute sich sichtlich, als er im Rahmen des Stuttgarter Medienkongresses am Dienstag den Start von acht neuen Radiosendern auf DAB+ verkünden konnte, zumal bereits weitere Programme in Aussicht sind. Damit werden dann 38 Radioprogramme digital zu hören sein, nur in Bayern und Berlin gäbe es mehr Sender, so Langheinrich.
baden.fm aus Freiburg, Hitradio Ohr aus dem Funkhaus Offenburg (das bereits mit dem Schwarzwaldradio auf DAB+ vertreten ist, die neue Welle aus Karlsruhe, Radio Regenbogen mit Sitz in Mannheim, die Neue 107.7 aus Stuttgart sowie Donau 3 FM und Radio 7 aus Ulm werden ab 1. Dezember 2014 das Programmangebot des sogenannten landesweiten Programmpaketes auf Kanal 11B ergänzen. Tatsächlich ist dieses Paket noch nicht im gesamten Bundesland empfangbar, am Rande der Pressekonferenz war jedoch zu erfahren, dass man sich einen Ausbau des Sendernetzes in den kommenden Monaten durchaus vorstellen kann. Definitive Verlautbarungen gibt es dazu aber offenbar noch nicht, sodass insbesondere die Bewohner der Bodenseeregion und dem gesamten südlichen Teil des Bundeslandes nur eingeschränkten DAB-Empfang haben werden.
Zu den Bewerbern um die Sendeplätze gehörte außerdem das Programm von Radio Paradiso. Offiziell sei die Entscheidung noch nicht gefallen, ob der christliche Sender mit Sitz in Berlin auch digital-terrestrisch im Ländle funken darf, betonte Thomas Langheinrich von der Landesmedienanstalt. Tatsächlich war der Sender aber bereits auf den Präsentationen auf dem Medienkongress in der Senderliste verzeichnet. Paradiso ist seit längerem in Berlin auf DAB+ on air und hat sich jüngst in Hamburg um einen entsprechenden Sendeplatz beworben.
Außerdem will Radio Ton später mit seinem Programm dazustoßen. Bis auf LiveRadio werden alle anderen privaten Sender, die bereits im Südwesten empfangbar sind, auf Sendung bleiben, darunter auch egoFM und bigFM Worldbeats. Thomas Langheinrich sagte: „Die baden-württembergischen Radioveranstalter gehen mit den Investitionen ins landesweite Sendernetz neue Wege und zeigen so immense Innovationskraft. Im Gegenzug bieten sich ihnen aber auch neues Hörerpotential und Vermarktungsoptionen.“ Die LfK wird die Einführung von Digitalradio finanziell unterstützen – jedoch nicht im Maße, wie dies zu früheren DAB-Zeiten der Fall war. Nun konzentriert man die Förderung auf die Marketing-Aktionen.
SWR erweitert Sendernetz und Programmangebot
Frei werden die Sendeplätze für die neuen Privatprogramme durch einen Umzug der SWR-Wellen in das eigene Sendernetz der öffentlich-rechtlichen Anstalt. In den vergangenen Wochen wurden bereits an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg neue Sendeantennen in Betrieb genommen. Hörerinnen und Hörer, die ab 1.12. ihre gewohnten SWR-Programme über DAB+ nicht mehr hören können, sollten einen Sendersuchlauf an ihrem Gerät tätigen. Dabei werden dann auch neue Angebote gefunden: „SWR4 BW als erfolgreichstes Landesprogramm in Baden-Württemberg hat lange auf den Tag gewartet, an dem wir mit allen Regionalausgaben auf DAB+ zu empfangen sein werden. Für unsere Hörerinnen und Hörer ist es egal, auf welchem Weg SWR4 zu ihnen kommt. Wichtig ist ein stabiler Empfang, ein guter Klang und die Möglichkeit, sich jetzt für eine Regionalausgabe zu entscheiden“, sagte SWR4-Programmchefin Carola Oldenkott gegenüber der LfK. In Rheinland-Pfalz sind die SWR4-Regionalstudios bereits auf DAB+ vertreten, jetzt zieht der südlichere Nachbar nach.
Marketing-Offensive in Süddeutschland
Michael Reichert vom Digitalradio-Projektbüro Baden-Baden (SWR) gab zudem einen Ausblick auf die Marketing-Planungen der nächsten Wochen. Bis 15.12. sei eine Kampagne in Bayern und Baden-Württemberg geplant. Dabei sollen auch Elektromärkte mit Infomaterial versorgt werden, das an die Kunden weitergegeben wird. Zudem werden Plakataktionen und Infoscreens zu sehen sein, versprach Reichert. SWR 4 wird zudem on air auf das Thema hinweisen und Radios verlosen, auch manche Privatprogramme haben dies geplant. Auch auf der offiziellen Homepage digitalradio.de wird eine Gewinnaktion gestartet. Reichert betonte, dass man sich als Unterstützer für ARD- und Privatsender gleichermaßen verstehe, die den DAB-Sendebetrieb bekannter machen wollen.
„DAB+ ist wie eine Herbstgrippe. Kommt einfach.“
Motiviert präsentierte Markus Knoll seinen Sender Schwarzwaldradio, der bereits seit 2012 digital zu hören ist. Außerdem ist er als Gesellschafter bei der DAB-Ausstrahlung von egoFM mit an Bord – „und ich lächle immer noch“. Mit Hitradio OHR kommt in wenigen Tagen „sein“ dritter DAB-Sender hinzu. Dass sich der digitale Hörfunk via Antenne durchsetzt, daran hat Knoll keinen Zweifel. „Das ist wie eine Grippe im Herbst. Die kommt einfach und ganz sicher.“ Für neue Technologien bedarf es viel Mut und Entschlossenheit, so Knoll weiter, dann gehe es häufig viel schneller, als Skeptiker es erwarten würden. Er und sein Team versuchen mit eigenen Marketing-Aktionen Digitalradio voranzutreiben. Als „Urlaubsradio“ waren sie etwa schon an Raststätten mit Werbeständen vor Ort und haben eine Schwarzwaldradio-Fahrradtour unternommen.
„Für neue Technologien bedarf es Mut und Entschlossenheit. Der Rest geht oftmals viel schneller, als Skeptiker erwarten. Die stehen noch heute mit Tränen in den Augen vor ihrem Schallplattenspieler und stauben ihre VHS-Cassetten ab!“, so Markus Knoll.
Update: Radio 7 startet als erster der neuen Privatsender auf DAB+
EU-Digitalkommissar Günther Oettinger gratuliert Radio 7 zum heutigen Start des Digitalradios. Wörtlich sagte Oettinger: „Dass der Sender jetzt den Sprung in die digitale Welt schafft – da kann ich nur sagen: Respekt!“
Der EU-Digitalkommissar sieht in der störungsfreien Qualität und der guten Erreichbarkeit im gesamten Bundesland den klaren Nutzen für den modernen und mobilen Menschen. Oettinger lobte den Privatsender Radio 7 als verlässlichen Partner der ersten Stunde bei der Gestaltung des Rundfunks in Baden-Württemberg, der sich kontinuierlich weiterentwickelt habe. „Wer Radio macht, muss digital werden. Das Digitalradio wird mittelfristig den herkömmlichen Hörfunk ersetzen“, so Oettinger im Radio 7 Interview. Persönlich freue er sich bei Radio 7 digital besonders auf die regionalen Informationen und die ausführliche Sportberichterstattung.
Neben dem bekannten UKW-Format strahlt Radio 7 sein Programm nun auch in digitaler Form über DAB+ aus. „Das ist quasi eine fünfte Regionalfrequenz“ erklärt Radio 7 Programmdirektor Mike Wagner „die uns auch weitere Möglichkeiten in der Berichterstattung schafft – so übertragen wir beispielsweise alle Heimspiele der Ulmer Basketballer in voller Länge digital.“
Das Digitalradio kann über sogenannte DAB+-Geräte empfangen werden. „Diese gibt es schon für ca. 50 Euro im Elektrofachmarkt“, erklärt Wagner „wer eh plant, ein neues Radio anzuschaffen, sollte darauf achten, dass diese Technologie auch mit dabei ist.“ Autoradios seien mit geringem Zeit- und Kostenaufwand nachrüstbar.
Quelle: Pressemitteilung von Radio 7.
Neben den oben angekündigten Stationen starteten am 1.12 auch Radio Paradiso und Radio Ton.
Weiterführende Informationen
Infoseite zum DAB-Empfang in Baden-Württemberg