Tonio verknüpft das Radioprogramm mit dem Internet

Tonio - Ton mit InformationRadio ist die ana­lo­ge Insel in der digi­ta­len Welt. UKW ist nach wie vor der mit deut­li­chem Abstand bedeu­tends­te Verbreitungsweg, daher kön­nen trotz Webradios und Apps die aller­meis­ten Empfangsgeräte aus­schließ­lich Radio emp­fan­gen und haben kei­nen Zugang zum Internet.

Trotzdem fin­den Internetthemen im Radio natür­lich statt und weil es unprak­tisch ist, ellen­lan­ge Webadressen im Radio durch­zu­ge­ben, wird meist auf die Homepage oder die Facebook-Seite ver­wie­sen. Dort fin­det der Hörer dann im Idealfall die gewünsch­te Information, sofern er sein Smartphone oder Tablet in die Hand nimmt bzw. am Computer den Browser öff­net, also aktiv das Gerät wechselt.

Florian NovakDiese Lücke zwi­schen Radioprogramm und Internetinformationen will das Wiener StartUp Tonio schlie­ßen. Tonio steht für Ton mit Infor­ma­tion und lie­fert eine App, die übers Radioprogramm Informationen aufs Smartphone oder Tablet schickt. Dahinter steht Florian Novak, Gründer und Geschäftsführer von Lounge FM, der die Idee im Interview mit RADIOSZENE genau­er erklärt.

Komplettes Interview mit Florian Novak zum Nachhören (6:40 Min)

 

Mehrwert für den Hörer

„Tonio bringt das Internet wie­der ins Radio”, sagt Florian Novak stolz und ergänzt: „Ich glau­be, dass Radio hier einen enorm gro­ßen Mehrwert lie­fern kann, wenn man zusätz­lich zum Radioprogramm Informationen auf eines des wich­tigs­ten Devices sei­ner Hörerinnen und Hörer schi­cken kann, näm­lich aufs Smartphone.” Auch Smartwatches wie die Apple Watch, bei denen die manu­el­le Eingabe kaum oder nur sehr umständ­lich mög­lich ist, hat Tonio im Visier.

Fürs mensch­li­che Ohr nicht hörbar 

Tonio-App auf dem iPhone
Tonio funk­tio­niert im Prinzip ähn­lich wie Musikerkennung-Apps wie Shazam oder SoundHound, nur mit dem Unterschied, dass kein Songtitel aus­ge­ge­ben wird, son­dern ein Link. Möglich wird die Verknüpfung zwi­schen Radio und Internet durch einen akus­ti­schen Code, der zusam­men mit dem Radioprogramm aus­ge­strahlt wird, fürs mensch­li­che Ohr aber nicht hör­bar ist. Zu den tech­ni­schen Details will Florian Novak sich nicht äußern und ver­si­chert nur: „Hunde kom­men nicht zu Schaden”.

Der für Menschen nicht hör­ba­re Ton wird vom Smartphone oder Tablet jedoch wahr­ge­nom­men. Wer die kos­ten­lo­se Tonio-App (bis­lang nur für iOS ver­füg­bar) instal­liert hat und die­ser den Zugriff aufs ein­ge­bau­te Mikrofon erlaubt, bekommt die Informationen auf sein Gerät geschickt. Wie das in der Anwendung funk­tio­niert, zeigt die­ses Demo-Video.

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Die Radiosender haben freie Hand, was sie übertragen

Welche Information der Radiosender über­trägt, liegt voll­kom­men in sei­ner Hand. Auch, ob der akus­ti­sche Link nur für einen kur­zen Moment über­tra­gen wird oder über einen län­ge­ren Zeitraum, um dem Hörer genug Zeit zu geben, die App zu öff­nen oder ggf. noch herunterzuladen.

Akustische Links in den Online-Shop

Die Einsatzbeispiele sind viel­fäl­tig: Die Sender könn­ten z.B. bei einem Nachbericht über ein Off-Air-Event einen Link zur Bildergalerie aufs Smartphone des Hörers schi­cken. Auch für Gewinnspielhinweise könn­ten sie Tonio nut­zen und damit die Hörerbindung stär­ken: „Der Hörer muss dem Radioprogramm treu blei­ben, er kann es nicht umge­hen. Wenn er das Radio abdreht, gibt es kei­ne Hinweise mehr”, sagt Florian Novak. In einem Kinotipp könn­te man auf den Trailer „ver­lin­ken”, bei einem Buchtipp oder einer Album-Neuvorstellung könn­ten die Hörer per Tonio-Code direkt in den Onlineshop wei­ter­ge­lei­tet wer­den, wie das fol­gen­de Audio-Beispiel zeigt.

Um den Effekt nach­zu­voll­zie­hen, müs­sen Sie die Tonio-App auf Ihrem iPhone oder iPad instal­lie­ren, den Zugriff aufs Mikrofon erlau­ben und das Gerät in die Nähe des Lautsprechers halten.

Features bebil­dern und Opern untertiteln 

Daneben kann sich Florian Novak vor­stel­len, etwa ein Feature syn­chron zur Radioausstrahlung mit Bildern zu visua­li­sie­ren oder - ein eher exo­ti­sches Beispiel - eine Opernübertragung zu unter­ti­teln. Theoretisch funk­tio­niert Tonio auch mit auf­ge­zeich­ne­ten Beiträgen, so könn­te der akus­ti­sche Code auch in einen Podcast inte­griert wer­den, in ers­ter Linie zielt Tonio jedoch auf die Verbindung von Live-Radio mit dem Internet.

Gespräche mit ers­ten Sendern

Mit eini­gen Sendern ist Florian Novak bereits im Gespräch, die an der Tonio-Technologie inter­es­siert sind, kon­kre­te Namen will er noch kei­ne nen­nen: „Technologisch sind wir soweit, Gespräche sind sehr gut am Laufen. Es wird jetzt span­nend, wer die Weltpremiere abfei­ern wird und zu den inno­va­ti­ven Radiosendern gehö­ren wird.” Für ihn steht jedoch fest, dass für Hörer und Sender eine kon­zer­tier­te Aktion sinn­voll ist, „weil dann lernt das Thema fliegen.”