ARD und ZDF haben sich klar für einen Fortbestand der terrestrischen Fernsehverbreitung ausgesprochen und ihre Ziele für einen Übergang zu DVB-T2 beschrieben. Das betonte der ARD-Vorsitzende und Intendant des NDR, Lutz Marmor, auf dem heutigen Presseforum der Produktions- und Technik-Kommission von ARD und ZDF im Rahmen der IFA. Erfreulich sei auch, dass die großen privaten Programmveranstalter einen Übergang zu DVB-T2 unterstützen. „Wir wissen, dass DVB-T nur stark genutzt wird, wenn auch die Programmvielfalt groß ist.“
Für die Zuschauerinnen und Zuschauer bringe der Umstieg auf DVB-T2 Vorteile wie etwa eine bessere Bildqualität und eine verbesserte mobile Empfangbarkeit. Auch die Sender profitieren: „Wir streben mindestens 15 Prozent weniger Verbreitungskosten an“, so Marmor.
Problematisch ist laut Lutz Marmor die Tatsache, dass es weiterhin keine Planungssicherheit im Hinblick auf die Frequenzen des 700-MHz-Bandes gibt, die aber für den Umstieg bis Mitte 2019 benötigt werden. „Um Missverständnissen vorzubeugen: Unser Ziel ist, die Bevölkerung möglichst gut und adäquat mit breitbandigem Internet zu versorgen. Auch aus Eigeninteresse, denn wir nutzen diesen Weg, um unsere Angebote zu verbreiten.“ Deshalb läge ein tragfähiger Kompromiss zur Räumung des 700-MHz-Bandes vor, der Zeitplan sei nochmals erheblich gestrafft worden. Der Zeitraum für den Umstieg bis Mitte 2019 werde jedoch zwingend benötigt. „Es wäre sehr bedauerlich, wenn der Umstieg auf DVB-T2 und damit der Fortbestand der Fernsehterrestrik in Deutschland an diesem Punkt scheitern würde.“
Der digitalen Hörfunkverbreitung misst der ARD-Vorsitzende einen hohen Stellenwert bei: „Die Erkenntnis, dass sehr wahrscheinlich auch der Hörfunk nicht auf einer analogen Verbreitungsinsel verbleiben wird, teilen inzwischen fast alle Beteiligten“. Die Palette an digitalen Geräten ließe kaum mehr Wünsche offen, die Verkaufszahlen stiegen stetig an und Hörerinnen und Hörer könnten inhaltliche Zusatzangebote nutzen. Dies reiche aber nicht aus, um eine Entwicklung hin zu DAB+ auszulösen, die in einem absehbaren Zeitraum den Ausstieg aus UKW möglich machen würde. „Eine ‚ewige‘ Gleichzeitigkeit von DAB+ und UKW ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll.“ Alle Beteiligten müssten sich die Frage stellen, wie ein schrittweiser Übergang hin zu DAB+ gelingen kann.
Bei der Frage nach einem Abschalttermin für UKW hält Marmor einen erfolgreichen Übergang für ausschlaggebend. „Es wird nicht von Erfolg gekrönt sein, einmal mehr eine konkrete Jahreszahl für eine UKW-Abschaltung zu nennen.“ Die regulierenden Instanzen auf Bund- und Länderebene müssten diesen Übergang unterstützen. Wäre in jedem Radio ein DAB+ Empfangsteil fest integriert, wäre man bereits einen wesentlichen Schritt weiter, sagte Marmor.
Das diesjährige Presseforum der Produktions- und Technik-Kommission (PTKO) von ARD und ZDF mit dem Titel „Crossmediale Medienangebote – Multifunktionale Endgeräte“ fand im Rahmen der Internationalen Funkausstellung in Berlin statt. Die Veranstaltung eröffnete der PTKO-Vorsitzende und Produktionsdirektor des NDR, Dr. Michael Rombach. Der ARD-Vorsitzende und Intendant des NDR, Lutz Marmor, ging in seiner Keynote auch auf das Zusammenspiel von Programmauftrag, journalistischer Arbeit und technischen Möglichkeiten ein. In zwei Runden diskutierten Experten aus Wirtschaft und Medienbranche „Mediennutzungspotentiale von DVB-T2“ und die Fragestellung „Das vernetzte Auto – ohne Radio?“. Keynote und Impulsreferate sind abrufbar im Internet unter www.ptko-presseforum.de.