Trauer um Peter Scholl-Latour

Peter Scholl-Latour, Journalist und Publizist, ist im Alter von 90 Jahren am Samstag in Rhöndorf am Rhein gestorben. Dem WDR war Scholl-Latour lange Jahre verbunden, unter anderem als Korrespondent und Studioleiter.

Peter Scholl-Latour, Bild © WDR/Kohr
Peter Scholl-Latour. Bild © WDR/Kohr

WDR-Intendant Tom Buhrow zum Tod von Peter Scholl-Latour: „Sein Tod berührt mich tief. Wir haben einen großen Journalisten und Reporter verloren. Mit seinen Erfahrungen, Erlebnissen und Einschätzungen bereicherte Peter Scholl-Latour unsere Arbeit und unsere Sicht auf die Welt. Er hat für die ARD und für den WDR viel erreicht. Peter Scholl-Latour war und bleibt ein Vorbild für alle Journalistinnen und Journalisten.“

Nach seiner Zeit als Hörfunkkorrespondent der ARD in Afrika gründete Peter Scholl-Latour 1963 das vom WDR verantwortete ARD-Studio Paris, das er bis 1969 leitete. Von 1969 bis 1971 war er Direktor des WDR-Fernsehens für das Erste Programm (ARD). In seine Amtszeit fielen unter anderem die Einführung des Schulfernsehens und der „Lach- und Sachgeschichten“, Vorläufer der „Sendung mit der Maus“, sowie der kontroverse Fernsehfilm „Das Millionenspiel“.

Auch für das ZDF war Scholl-Latour lange tätig. Der Intendant des Zweiten Deutschen Fernsehens sagte heute: „Peter Scholl-Latour war ein wahrhaft furchtloser Reporter in allen Teilen der Welt. Und er hat in zahlreichen Büchern und Filmen uns allen die Welt so erklärt, wie es kein anderer konnte – auf seine ganz eigene Art. Deshalb: Einen wie ihn wird es nicht mehr geben.“

Von 1971 an arbeitete Peter Scholl-Latour im ZDF als Chefkorrespondent, und von 1975 bis 1983 leitete er zusätzlich das Pariser ZDF-Studio. Vor allen Dingen aber war er damals der berühmteste Kriegsreporter der Republik: Immer wieder zog es ihn in die unterschiedlichsten Krisengebiete, wie nach Vietnam, wo er 1973 von den Vietcong gefangen genommen wurde, aber auch nach Kambodscha, China und Afghanistan. Er war überall und kannte alle und jeden: vom Ajatollah Khomeini bis zum Vietcong-General Vo Ngyuen Giap.

Peter Scholl-Latour wurde am 9. März 1924 als Kind deutsch-französischer Eltern in Bochum geboren. Zahlreiche Journalisten- und Medienpreise dokumentieren die große Bedeutung des Journalisten, der auch als Autor zahlreicher Bücher erfolgreich war.

Zusatz vom 17.08.2014:

VPRT zum Tod seines ersten Präsidenten Peter Scholl-Latour: Ein Gestalter und Verfechter des dualen Rundfunksystems

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) trauert um seinen ersten Präsidenten Peter Scholl-Latour. Jürgen Doetz, Bevollmächtigter des VPRT-Vorstandes, der Peter Scholl-Latour 1996 als bis dahin sein geschäftsführender Vizepräsident im Präsidentenamt folgte, sagte: „Mit Peter Scholl-Latour verliert Deutschland einen seiner großen politischen Journalisten und Publizisten. Mit seinem Werk und seinem Wissen über unterschiedliche politische Systeme und Religionsräume hat er einen wichtigen Beitrag zum Verständnis und einem aufgeklärten Umgang mit anderen Kulturen geleistet. Als erster Präsident des VPRT sowie eines seiner Vorläuferverbände, dem Bundesverband Privater Rundfunk und Telekommunikation e.V. (BPRT), hat Peter Scholl-Latour sich darüber hinaus mit großem persönlichen Einsatz für den Aufbau und die Etablierung des Privaten Rundfunks in Deutschland als zweiter Säule eines gleichberechtigten dualen Rundfunksystems engagiert und diese Entwicklung maßgeblich mit geprägt. Wir werden Peter Scholl-Latour nicht nur als herausragenden Menschen und vorbildlichen Publizisten, sondern auch als Weggefährten, Gestalter und Verfechter des dualen Rundfunksystems in Deutschland in Erinnerung behalten.“

Quelle: Pressemitteilungen von VPRT, ZDF und WDR.