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MEIN KINDERRADIO startet in Wien auf 103,2 MHz

mein_kinderradio-bigAm Montag startet in Wien MEINKINDERRADIO. Es ist das erste Radio in Österreich, das sich an Kinder, genauer an Vor- und Volksschulkinder, richtet. Hinter dem ehrgeizigen Projekt steckt Thomas Rybnicek. Ein alter Radiohase. Er war unter anderem Programmchef von Radio Graz. RADIOSZENE hat mit ihm gesprochen:

Thomas Rybnicek (Bild: MEINKINDERRADIO)
Thomas Rybnicek (Bild: MEINKINDERRADIO)

RADIOSZENE: Auf der MEINKINDERRADIO-Webseite fällt dem Radiomenschen nach dem niedlichen Maskottchen Radino gleich der Satz auf: „MEINKINDERRADIO verzichtet freiwillig auf die Ausstrahlung klassischer Werbung und Spots, um die jungen Hörer keiner Werbeflut auszusetzen“. Das ist zwar ehrenwert, aber wie finanziert sich dieser Radiosender?

Rybincek: Das stimmt, wir verzichten bewusst auf ewig lange Werbeblöcke, weil wir der Meinung sind, dass man Kindern sowas nicht zumuten kann. Das oberste Ziel von „MEIN KINDERRADIO“ war und ist es, die Kosten für den Sendebetrieb möglichst gering zu halten, um dann mit starken Marken und Partnern den Sendebetrieb zu finanzieren. Wir wollen es uns leisten können, die Partner, die auf diesem Sender zu hören sind, auszusuchen. Mit den „Kinderhotels Europa“ haben wir beispielsweise einen tollen Partner gewonnen, der die Sendungspatronanz der täglichen „Minidisco“ übernimmt. Das Finanzierungsrezept ist also: Kosten niedrig halten und mit wenigen Patronanzpartner für unsere Sendungen ein hörbares Kinderprogramm produzieren.

RADIOSZENE: Das heißt auch, dass MEINKINDERRADIO nicht beim Radiotest vertreten sein wird. Wird es Hörerzahlen geben und wo liegen die Erwartungen?

Rybincek: Da der Radiotest unsere Kernzielgruppe der 2 bis 10jährigen nicht erfasst, wäre eine Teilnahme nicht sinnvoll. Wir erreichen mit unserem kleinen frechen Radiodinosaurier RADINO zwar sicher auch die Eltern und Großeltern, aber am Ende des Tages zählt für uns, ob Kinder dieses Radio lieben. Für 2015 arbeiten wir aber schon an einer Erhebungsmethodik, um zumindest ein Gefühl zu bekommen, wie das Programm in der Zielgruppe ankommt. Generell ist unser Ziel, dass wir über kurz oder lang rund 10 Prozent der Zielgruppe täglich für „Mein Kinderradio“ begeistern.

RADIOSZENE: Die Kernzielgruppe sind Kinder unter zehn. Inwieweit richtet sich das Programm auch an die Eltern?

Rybincek: Eltern und Großeltern sind automatisch „Mithörer“ – das ist bei Kindern dieses Alters fast nicht anders möglich – deshalb haben wir bei der Programmierung der Musik sehr darauf geachtet, dass das Programm auch „elterntauglich“ ist. Auch die Inhalte sollen nicht nur das Interesse der Kinder wecken, sondern auch Eltern involvieren. Eltern sind kritische Zuhörer, wenn es um Inhalte für ihre Kinder geht und egal, ob es Nachrichten, Veranstaltungs- oder Ausflugtipps oder unsere Wissensecke ist, der Content richtet sich an die ganze Familie.

RADIOSZENE: Zum Programm: Mit welcher Musik wollt ihr die Kinder ansprechen und erreichen?

Rybincek: Die Mischung macht die Musik ;-) wir haben viele Monate in die Auswahl investiert, weil die Musik auch schnell zum Nervfaktor für Eltern werden kann. Die Lösung: Kinderlieder aus der Zeit der Eltern (Tom&Jerry/Biene Maja/…), aktuelle Chartsongs in Kinderliederversion, bekannte Interpreten wie NENA, Grönemeyer, (usw…) die eigene Kinderlieder herausgebracht haben. Zusätzlich hat unsere 9jährige Programmchefin Mirjam den Vorschlag durchgesetzt jeweils stündlich eine Auszeit für Mama und Papa/Oma und Opa zu installieren, dort läuft dann jeweils ein aktueller deutschsprachiger Titel oder ein richtiger Superoldie aus Österreich oder Deutschland.

Thomas Rybnicek (Bild: MEINKINDERRADIO)
Thomas Rybnicek (Bild: MEINKINDERRADIO)

RADIOSZENE: Und wie schaut das Programmangebot abseits der Musik aus?

Rybincek: RADINO – unser kleiner, frecher Radiodinosaurier führt täglich durch das gesamte Programm – aber auch bei ihm ist es wie bei vielen Kinder: jetzt wo er sein Lieblingsspielzeug endlich hat, müssen andere sich darum kümmern (wer Kinder hat die sich jemals Haustiere gewünscht und bekommen haben, kennt das). Deswegen wird RADINO von seiner Familie tatkräftig unterstützt: Kindernachrichten, Veranstaltungen, Ausflugtipps, Spieltipps, Ideen für die Mittagsküche, Wissensecke und natürlich auch jede Menge Kurzgeschichten … und ganz viel über RADINO und seine Familie.

RADIOSZENE: Das bedeutet auch einen großen redaktionellen Aufwand. Wie groß ist das MEINKINDERRADIO-Team?

Rybincek: Mittlerweile ist unser Team auf rund 10 Personen angewachsen, wobei hier sehr viele Menschen ihre Freizeit investieren und MEIN KINDERRADIO als Herzensangelegenheit neben dem Brotjob und neben der Familie machen. Auf www.meinkinderradio.at haben wir all jene Personen vorgestellt, die sich mit Leidenschaft in dieses Projekt geworfen haben – es ist wahrscheinlich das großartigste Team mit dem ich jemals zusammengearbeitet habe.

RADIOSZENE: Beim Zulassungsverfahren bei der KommAustria hat euer Konzept auch deshalb für Aufmerksamkeit gesorgt, weil zumindest ein Teil der Moderation von einem Computerprogramm kommen sollte. Kommt dieses Programm nun zum Einsatz?

Rybincek: JEIN – soll heißen: unser Endziel ist es noch immer den Großteil des Wortprogrammes mit Sprachsynthese umzusetzen. Im Rahmen unseres Sendestarts am 28.7. werden wir allerdings nur kleinere Teile mit dieser Technologie produzieren – wir wollten uns schlichtweg zuerst auf die Inhalte konzentrieren, ab Herbst geht die Arbeit an unserem Sprachsynthesesystem weiter.

RADIOSZENE: Ihr betretet mit MEINKINDERRADIO Neuland in Österreich. Könnt Ihr auf Erfahrungen aus dem Ausland zurückgreifen – in Berlin gibt es etwa „Radio Teddy“ – oder ist das für euch auch ein Learning by Doing-Prozess?

Thomas Rybnicek (Bild: MEINKINDERRADIO)
Thomas Rybnicek (Bild: MEINKINDERRADIO)

Rybincek: Offen gestanden ist es ganz viel „learning by doing“, weshalb werden wir jedes Feedback von Kindern und Eltern doppelt ernst nehmen. Feedback über Facebook, Homepage und alle Mails fließen ständig in unsere Überlegungen ein. Erfahrungen aus dem Ausland sind rar – „Radio Teddy“ ist aus meiner Sicht beispielsweise weit kommerzieller ausgerichtet und auch das Musikkonzept ist wesentlich offensiver auf die ganze Familie ausgerichtet und nicht so fokussiert auf Kinder. Wir haben uns dagegen entschieden, weil das Abspielen von Charts können andere Radiostationen in Österreich hervorragend und sicher besser als wir – da wollen wir nicht anstreifen. „MEIN KINDERRADIO“ gehört KINDERN und ich denke, dass man diese Liebe und Begeisterung in jeder Sendeminute hören wird.

RADIOSZENE: Was sind die mittelfristigen Ziele, ab welchem Punkt ist MEINKINDERRADIO ein Erfolg?

Rybincek: „MEIN KINDERRADIO“ ist bereits ein Erfolg – die Behörde hat diesem einzigartigen Konzept eine Lizenz in Wien erteilt und damit ein klares Statement abgegeben, mit den KINDERHOTELS EUROPA haben wir bereits einen tollen Partner, der an dieses Konzept glaubt und die monatlichen Kosten sind soweit unter Kontrolle, dass die Gesellschafter keine schlaflosen Nächte haben. Mittelfristig bleibt nur noch: mit jedem neuen Partner, der dieses Projekt unterstützt, können wir die inhaltliche Qualität weiter heben und Inhalte ausbauen.

RADIOSZENE: Danke für das Interview und viel Erfolg!

XPLR: MEDIA Radio-Report