Schawinski-Radios bald in Zürich im Digitalradio?

Blick auf Zürich. Quelle: Marcin Białek, veröffentlicht unter CC-BY-SA 3.0. (Montage)Mit DAB+ sei er nicht zufrieden, ließ Radiolegende Roger Schawinski im vergangenen Sommer wissen. Ende 2013 kündigte er den Digital-Sendeplatz seines Senders Radio 1 und ließ auch das von ihm übernommene Radio 105 auf DAB+ abschalten. Nun könnten die beiden Schawinski-Programme jedoch wieder auf DAB+ zurückkehren, zusammen mit vielen neuen Sendern und alten Bekannten.

Viel zu teuer sei die Verbreitung eines Programms im regionalen Digitalradio, so Schawinski im vergangenen Jahr. Zudem seien nur wenige seiner Radio-1-Hörer auf den neuen Übertragungsstandard umgestiegen, man setze lieber auf das altgediente UKW-Netz sowie neue Streamingangebote im Internet (RADIOSZENE berichtete). Auf der Webseite seines Senders heißt es zudem, DAB+ weise in der Schweiz noch viele Mängel auf, so sei etwa die Versorgung in Tunneln noch unzureichend. Kurz nach der Übernahme von Radio 105 kündigte Schawinski auch dessen DAB-Ausstrahlung. Nun könnten beide Sender wieder ins Digitalradio zurückkehren, zumindest im Raum Zürich.

Roger Schawinski
Roger Schawinski (Foto: Radio 24)

Am 1. Juni gingen in einem neuen, lokalen Sendernetz mehrere Privatradios und nicht-kommerzielle Sender in Genf on air (RADIOSZENE berichtete). Ein ähnliches Angebot plant die für die „DAB-Inseln“ verantwortliche Digris AG für 20 weitere Schweizer Städte, darunter auch Zürich. So könnte nun auch Schawinski mit seinen beiden Programmen wieder auf DAB+ zurückkehren. Thomas Gilgen, Geschäftsführer der Digris AG bestätigte gegenüber RADIOSZENE, dass man sich mit Radio 1 und Radio 105 in Gesprächen befinde. Eine definitive Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen. Gegenüber dem Onlinedienst Medienwoche.ch wollte sich auch Schawinski diesbezüglich nicht äußern.

Entscheidend dürften bei diesem Gesprächen jedoch die Kosten sein, die die verantwortliche Digris AG als deutlich niedriger als bei herkömmlichen Sendernetzbetreibern beschreibt. Gilgen spricht von ca. 10.000 CHF pro Jahr (ca. 8.200 Euro), pro Sender für ca. sieben DAB-Inseln.

Auch Radio Tropic, das bis Ende 2007 in Zürich auf UKW sendete und dann von Roger Schawinski aufgekauft wurde, erlebte im Juni sein terrestrisches Comeback mit seinem alten Programmformat: In Genf startete man im neuen, „kleinen“ Digitalradio-Multiplex und will auch in Zürich auf diesem Wege on air gehen. Weitere geplante Orte sind Aarau und Bern.

Ausbreitungskarte
Empfangsprognose des neuen lokalen DAB-Netzes in Zürich. Quelle: digris

Das Team der Digris AG bemüht sich zudem darum, auf den kleinen DAB-Multiplexen einzelne Highlights zu platzieren. Dazu soll in Zürich auch das österreichische FM4 gehören. Bisher zeigte sich der ORF jedoch nicht interessiert daran, ließ Gilgen durchblicken. Man bemühe sich aber um Alternativen, idealerweise ein Jugendradio mit Wortbeiträgen und ohne Mainstream, also um einen Grund zu schaffen, damit sich auch Jugendliche und junge Erwachsene ein DAB-Radio zulegen, heißt es in einem Digris-Papier. Zu den Bewerbern in Zürich und Aarau gehörte im Übrigen anfänglich auch das deutsche Radio Seefunk.

Folgende Programme sollen auf Sendung gehen: Radio Tropic, Radio Industrie, LORA, Kanal K, BackstageRadio, Spoon Radio, Radio 74, Stadtfilter, Rundfunk.fm, Open Broadcast, Traxx FM. Zwei freie Sendeplätze werden bis zum 15. Juni ausgeschrieben. Darunter könnte auch mindestens ein Programm aus dem Hause Schawinski sein. Spätestens am 4.7.2014 wird der Radiorat der Digris AG über die Belegung der Programmplätze entschieden haben – und dann wird bekannt, ob Schawinski tatsächlich einen kleinen Ausstieg aus dem DAB-Ausstieg plant.

 

Titelfoto: Marcin Białek, veröffentlicht unter CC-BY-SA 3.0