Nach dem erfolgreichen Einstieg in die Welt der neuen Verbreitungswege mit Angeboten wie der TVthek oder den ORF-Apps bereitet der ORF zwei weitere Innovationsprojekte vor: die Radiothek und ein erweitertes Ö3-Visual Radio.
Die Radiothek wird die Live-Stream- und On-Demand-Angebote der ORF-Radios bündeln und für sieben Tage online abrufbar machen, via Ö3-Visual Radio werden parallel zum laufenden Ö3-Programm Bilder aus dem Ö3-Studio und die Musikvideos zum laufenden Programm zu sehen sein.
ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz: „Der Erfolg unserer Apps und der ORF-TVthek zeigt, dass das Publikum die öffentlich-rechtlichen Angebote des ORF auch auf den neuen Verbreitungswegen sucht und sie dort sehr gerne nutzt. Die Entwicklung einer Radiothek und eines Ö3-Visual-Angebots sind die logischen nächsten Schritte auf unserem Weg in die Zukunft der Mediennutzung, die wir nach einem positiven Abschluss der Vorprüfungsverfahren umsetzen werden!“
Das gesetzlich vorgesehene Verfahren zur Auftragsvorprüfung für die beiden Innovationsprojekte wurde am 22. Mai durch Veröffentlichung auf zukunft.ORF.at bzw. Übermittlung der jeweiligen Dokumente an die KommAustria, die Wirtschaftskammer und die Arbeiterkammer gestartet. Der ORF lädt alle Interessierten ein, binnen sechs Wochen Stellung zu den beiden Projekten zu nehmen. Nach Ende der Stellungnahmefrist wird der ORF den Vorschlag, die Stellungnahmen sowie allfällige aufgrund der Stellungnahmen vorgenommene Änderungen der Regulierungsbehörde übermitteln und die Genehmigung der neuen Angebote beantragen.
ORF-Radiothek: Analog zur TVthek bereitet der ORF eine Radiothek vor, die die Live-Stream- und On-Demand-Angebote der österreichweit ausgestrahlten ORF-Radios Ö1, Ö3 und FM4 sowie der neun ORF-Regionalradios auf einer Plattform zentral bündelt und so übersichtlicher und leichter nutzbar macht. Alle Radioprogramme können sieben Tage nachgehört werden.
Ö3-Visual-Radio: Das geplante Ö3-Visual-Radio-Angebot wird zum laufenden Ö3-Programm die Moderatoren im Sendestudio und während der Hits die dazugehörigen Musikvideos präsentieren. Das Angebot richtet sich an Hörerinnen und Hörer, die Radio über ein Endgerät mit Display (Smartphone, Tablet-PC, Smart-TV) empfangen. Der Screen wird damit – wie bei modernen Digitalradios – für ein attraktives Zusatzangebot genutzt.
Beide Angebote sollen nach dem positiven Abschluss des Genehmigungsverfahrens voraussichtlich im ersten Quartal 2015 starten.
Update vom 30.06.2014: VÖP: Keine Genehmigung für geplante „ORF-Radiothek“ und „Ö3 Live/Visual“ denkbar
Der ORF hat unlängst Angebotskonzepte für die geplanten Projekte „radiothek.orf.at“ sowie „Ö3 Live/Visual“ veröffentlicht, um sie im nachfolgenden Auftragsvorprüfungsverfahren von der KommAustria genehmigen zu lassen. Beide Angebote sind aus Sicht der Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP) jedoch nicht genehmigungsfähig, wie der Verband in seinen heutigen Stellungnahmen gegenüber dem ORF dargelegt hat.
Die vom ORF vorgeschlagene Ergänzung von oe3.ORF.at um einen Videostream des laufenden Ö3-Programms („Ö3 Live / Visual“) würde im Ergebnis ein – online zur Verfügung gestelltes – Musikfernsehprogramm mit österreichspezifischer Information und Unterhaltungselementen bedeuten. Dem ORF ist es jedoch laut Gesetz untersagt, ein zusätzliches Fernsehprogramm zu veranstalten. Die vom ORF vorgeschlagene Online-Plattform „radiothek.orf.at“ würde eine unkontrollierbare Erweiterung des Hörfunkangebots des ORF bedeuten, indem etwa eigene Schwerpunkte oder Channels erzeugt werden könnten.
Beide Angebote würden die marktbeherrschende Stellung des ORF sowohl am Hörermarkt, als auch am Radiowerbemarkt noch weiter verstärken. Dieser Ausbau der Marktposition soll weitgehend gebührenfinanziert erfolgen. Privatsendern wäre es mangels vergleichbarer Förderungen hingegen unmöglich, ein gleichwertiges Angebot bereitzustellen, wodurch deren Marktposition erheblich verschlechtert würde.
Beide Angebote – „Ö3 Live / Visual“ und „radiothek.orf.at“ – hätten somit deutlich negative Konsequenzen für die Wettbewerbssituation der österreichischen Privatradiosender, denen allerdings kein nennenswerter Beitrag zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags gegenüber stünde. Eine Genehmigung dieses Angebotskonzepts ist daher aus Sicht des VÖP nicht möglich.
Klaus Schweighofer, Vorstandsvorsitzender des VÖP und Vorstand der Styria Media Group, bringt es auf den Punkt: „Diese geplanten Angebote des ORF sind weitere Schritte auf seinem Weg zur Kommerzialisierung. Auch der kolportierte Wunsch des ORF, die Video-on-Demand Plattform flimmit.at zu kaufen zeigt diese Richtung deutlich auf. Aber der ORF ist ein öffentlich-rechtlicher Sender und kein rein kommerziell orientiertes Unternehmen. Derart kommerzielle und den Wettbewerb schwächende Angebote müssen dem ORF klar untersagt bleiben.“
„Der mit einer Umsatzmilliarde mit Abstand größte Medienkonzern des Landes wird zu 60% vom Staat finanziert.“, erläutert Corinna Drumm, Geschäftsführerin des VÖP, ergänzend. „Er darf daher nicht einfach ungehindert in die Geschäftsfelder von rein privatwirtschaftlich finanzierten Medienunternehmen eindringen. Als Privatsenderverband treten wir stets für Chancengleichheit und fairen Wettbewerb ein. Der Wettbewerbsvorteil des ORF aus der Gebührenfinanzierung tritt in diesem Fall besonders deutlich zu Tage, wenn der ORF Angebote, die wir uns mangels Gebühren niemals leisten könnten, bereitstellen und damit seine Marktposition ausbauen will. Dem ORF müssen hier sehr klare Grenzen gesetzt werden.“
Quelle: Pressemitteilung des Verbandes Österreichischer Privatsender