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Radio ist relevant – für Hörer, Werbetreibende und Investoren

Medientreffpunkt MitteldeutschlandHeute konkurriert Radio mit einer unübersichtlichen Vielzahl von Medienangeboten und muss sich als Klassiker unter den elektronischen Medien täglich neu behaupten. Wie erreicht man in dieser Situation die Hörer? Und welchen Mehrwert muss das Radio im Zuge einer konvergenten Mediennutzung bieten? Über „Relevanzstrategien für das Radio“ diskutierten am Montag beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland Olaf Hopp (CEO International Operations NRJ Group), Boris Lochthofen (Geschäftsführer RADIO PSR R.SA und Marktverantwortung Sachsen REGIOCAST GmbH & Co. KG), Johann Michael Möller (Hörfunkdirektor MDR) und Dr. Ernst Swoboda (General Manager KRONEHIT). Es moderierte Helmut G. Bauer (Rechtsanwalt).

Boris Lochthofen
Boris Lochthofen

Zu Beginn der Diskussion führte Boris Lochthofen aus, dass die Reichweitentwicklung des Radios – trotz der viel diskutierten Herausforderungen durch die neuen Medien – sowohl in Sachsen als auch deutschlandweit in den letzten Jahren konstant sei. Die Frage nach der angeblichen Dichotomie zwischen alten und neuen Medien sei dabei längst umfassend beantwortet. „Die heutige Herausforderung besteht vielmehr darin“, so Lochthofen, „aus der Vielheit der Möglichkeiten auszuwählen, mit denen sich Hörer binden lassen.“

Dr. Ernst Swoboda
Dr. Ernst Swoboda

Wie ein gelungener Mix aus unterschiedlichen Ansprachekanälen aussehen kann, darüber berichtete Dr. Ernst Swoboda. Als neues Radio im traditionell öffentlich-rechtlichen österreichischen Markt habe man sich bewusst auf eine junge Zielgruppe konzentriert. Dabei habe man auf eine umfassende Digitalstrategie, eine starke Verflechtung mit sozialen Netzwerken und ein spezifisch auf die Bedürfnisse junger Hörer zugeschnittenes Programm gesetzt. Und damit Erfolg gehabt: Auch in Österreich seien die Hörerzahlen in den letzten zehn Jahren insgesamt konstant geblieben, allerdings habe es eine Wanderungsbewegung bei den jungen Hörern hin zu KRONEHIT gegeben.

Johann Michael Möller
Johann Michael Möller

Auch Johann Michael Möller argumentierte, dass sich das Radio innerhalb des Medienumbruchs der letzten Jahre nicht nur behauptet, sondern sogar leicht zugelegt habe. Möller betonte weiter, dass der Zuwachs auch junge Hörergruppen umfasse, von denen man dies unbedingt nicht erwartet habe. Verantwortlich für diese Entwicklung ist nach Möller die „Geländerfunktion“, die das Radio nach wie vor biete. Als emotionales Medium mit lebendigen Moderatoren würde das Radio dem Tag Struktur geben und Bindung schaffen. Möller kritisierte aber auch, dass bei den privaten Radiosendern oftmals nur die Reichweite als relevant betrachtet würde.

Olaf Hopp
Olaf Hopp

Olaf Hopp stellte demgegenüber heraus, dass sich die Situation privatwirtschaftlicher und öffentlich-rechtlicher Unternehmen nicht ohne weiteres vergleichen lässt: „Wenn wirtschaftlicher Druck fehlt, kann man anders agieren”. So kritisierte Hopp auch die Messmethoden der Mediaanalyse, deren Ergebnisse potentiellen Kunden wegen ihrer erheblichen Schwankungsbreite kein verlässliches Bild geben.

Insgesamt betrachtet, darüber waren sich die Diskutanten aber weitgehend einig, geht es dem Radio in Deutschland entgegen den Schreckensszenarien der letzten Jahre gut. Die Einnahmen durch Radiowerbung sind nach wie vor gut, profitieren aber auch von der Schwäche der Printmedien. So können Investoren nach wie vor mit einer Umsatzrendite im zweistelligen Bereich rechnen, so Olaf Hopp.

XPLR: MEDIA Radio-Report