Frequenzbasar bei der ARD: BR-Rundfunkrat muss Umverteilung verhindern

VPRTDie möglichen Planungen des Bayerischen Rundfunks, die UKW-Frequenzen des Kulturradios BR Klassik komplett auf das bislang digitale Jugendprogramm BR Puls zu verschieben, kritisiert der VPRT scharf und fordert den BR-Rundfunkrat auf, dies zu verhindern.

Klaus Schunk, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des VPRT und Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste: „UKW-Frequenzen werden bei den ARD-Radios mittlerweile wie auf einem Basar hin und her verschoben – und die Politik schaut zu.“ Nach den Frequenzverschiebungen beim Hessischen Rundfunk und beim Südwestrundfunk  im vergangenen Jahr soll jetzt ein klassisches Kulturprogramm komplett in der Nische verschwinden und der kommerziellen Jugendwelle Platz machen. Ein solcher Programmtausch sei rechtlich höchst fraglich, zumal sich bayerische Landesgesetzgebung und Rundfunkstaatsvertrag widersprechen. „Kostenneutral ist es jedenfalls nicht, wenn der BR im Telemedienkonzept für die Neugestaltung und Digitalverbreitung der Klassikwelle insgesamt fast 1,2 Millionen Euro Beitragseinnahmen ausgeben will.“

Klaus Schunk
Klaus Schunk

 

Der VPRT appelliert an den BR-Rundfunkrat, solchen Plänen nicht zuzustimmen. Medienpolitik und insbesondere die Staatskanzlei sind aufgerufen, den Programmtausch zu überprüfen, Umverteilungen nur unter Einbeziehung der privaten Seite zu diskutieren sowie dem Expansionsstreben der Anstalten in Richtung kommerzieller Jugendwellen Grenzen zu setzen.  Schunk: „Solche Entscheidungen kann und darf eine ARD-Anstalt nicht autark treffen, da sich die Marktsituation auch im Wettbewerb zu den Privaten massiv verändert und der bayerische Medienstandort gefährdet wird.“ Schunk verwies darauf, dass sich die Privatradios stets einem fairen Wettbewerb stellen. Dieser sei aber mit Blick auf Frequenz- und Finanzausstattung zunehmend schwieriger. „Weniger Auftrag und mehr Frequenzen für kommerzielle Programme kann nicht das Credo eines gebührenfinanzierten Angebots sein“, so Schunk abschließend.

Weiterführende Informationen
Telemedienkonzept des BR zum Download

Quelle: Pressemitteilung des VPRT

 

Update: Stellungnahme des BR:

BR-Funkhaus-smallDer Bayerische Rundfunk weist die Kritik des VPRT zurück: Auch in Zukunft wird Klassik, anders als vom VPRT unterstellt, kein Nischenprogramm sein, sondern höchsten Stellenwert besitzen. Mit seinen Klangkörpern bietet der BR Klassik auf Weltniveau. Der Chef-Dirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons, arbeitet mit vier der weltweit angesehensten Orchester zusammen. Der BR ist stolz auf seine Klangkörper, steht ganz hinter seinem Klassikangebot und investiert 2014 und 2015 noch mehr in diesen Bereich als bisher.

Der Bayerische Rundfunk hat es sich im Digitalzeitalter zum Ziel gesetzt, das Interesse an Klassik zu steigern und noch mehr Menschen für Klassik zu begeistern. Dem dient insbesondere das neue Online-Konzept für BR-Klassik mit interessanten Zusatzangeboten, das seit Dezember einen Dreistufentest durchläuft. Dabei wird auch die Marktkonformität geprüft. Insofern wird auch den Interessen des VPRT Rechnung getragen.

Eine Entscheidung über eine Veränderung der Belegung der UKW-Frequenzen ist mit dem Dreistufentest nicht verbunden. Die Frage, ob der BR sein Klassikprogramm künftig über UKW oder digital verbreitet, stellt sich am Donnerstag nicht. Der BR erarbeitet aktuell ein umfangreiches Konzept, das im Sommer dem Rundfunkrat vorgelegt wird. Dazu wird es vorab intensive Gespräche mit allen Beteiligten, insbesondere den privaten Rundfunkanbietern, geben.

PULS ist als junge Welle ein ergänzendes Angebot, das sich klar abhebt von privaten Massenwellen. Der BR erfüllt mit PULS seinen gesetzlichen Auftrag, auch Angebote für ein jüngeres Publikum vorzusehen.

Quelle: Pressemitteilung des BR