Am Montag luden Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der österreichischen Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH und der Hörfunkbeauftragte der Direktorenkonferenz der deutschen Landesmedienanstalten, Dr. Gerd Bauer, am Montag ein. Es sei ein „Ort der Begegnung“ gewesen, wie der Botschafter Österreichs, Dr. Ralph Scheide, formulierte.
Hörfunk-Experten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz trafen dort zusammen, um über die weitere Entwicklung des digitalen Radios und über aktuelle Regulierungsangelegenheiten für den Hörfunk zu beraten. Zentrale Themen waren dabei die Frage nach einem Termin für die Abschaltung des analogen UKW-Radios sowie nach dem Bedarf für einen eigenständigen Hörfunk-Rechtsrahmen auf nationaler und europäischer Ebene.
Auch mehr als zwei Jahre nach dem Neustart des digitalen Hörfunks in Deutschland über DAB+ sind noch nicht alle Hörfunkveranstalter von einem Umstieg auf die digitale Rundfunkübertragung überzeugt. Als digitale Alternative wird vereinzelt auch die Übertragung via Internet genannt, die jedoch bei massenhafter Nutzung als unwirtschaftlich gilt. Eine zeitnahe Abschaltung des analogen UKW-Hörfunks betrachtet ein Teil der Veranstalter skeptisch.
Anders als in Deutschland und der Schweiz ist in Österreich digitaler Hörfunk noch nicht verfügbar. Allerdings befindet sich ein Testbetrieb im Raum Wien in Planung und könnte im ersten Quartal 2014 starten. Voraussetzung für einen Regelbetrieb von digitalem Hörfunk in Österreich ist nach Ansicht von Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereichs Medien der RTR-GmbH, ein akkordiertes Vorgehen der Marktteilnehmer: „Ich bin davon überzeugt, dass das digitale Radio in Österreich nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle Hörfunkveranstalter, also die Privaten sowie der ORF, dies gemeinsam wollen und vorantreiben“, so Grinschgl. „Ein uneinheitliches Vorgehen wird die Konsumenten verunsichern und letztlich von ihnen auch nicht akzeptiert werden.“ Gemeinsam mit der Geräteindustrie sollte ein attraktives Angebot geschnürt werden, das auch visuell nutzbare Zusatzdienste und entsprechende Geräte mit Displays enthalten sollte, um den Mehrwert des digitalen Hörfunks für die Verbraucher greifbar zu machen, so Grinschgl.
Ein Digitalradio-Betrieb ohne neue Angebote ohne UKW-Abschaltszenario würde auf einen jahrelangen, kostspieligen Simulcast-Betrieb hinauslaufen und daher keine Lösung. Im österreichischen Radiomarkt wäre eine Einstellung der UKW-Verbreitung nach seiner persönlichen Meinung sinnvoll.
Grundsätzlich zuversichtlich für eine digitale Zukunft des Hörfunks auch in Österreich zeigte sich Mag. Michael Ogris, Vorsitzender der Regulierungsbehörde KommAustria: „Die Frage ist aus meiner Sicht nicht mehr, ob digitaler Hörfunk in Österreich kommt. Die Frage ist eher die nach dem geeigneten Zeitpunkt, denn ein kleinerer Markt wie der unsere wird beobachten müssen, wie sich das digitale Radio in den größeren Nachbarstaaten entwickelt.“
Dr. Gerd Bauer, Hörfunkbeauftragter der Direktorenkonferenz der deutschen Landesmedienanstalten, sieht auch Politik und Regulierung in der Pflicht: „Die Abkehr von der analogen Terrestrik im Fernsehbereich wäre ohne die Regelungen der EU zur Interoperabilität von Fernsehgeräten nicht möglich gewesen. Ich plädiere deshalb seit langem für eine Übertragung dieses technologiefördernden Regulierungsansatzes der EU auf den Hörfunk“. Darüber hinaus sprach er sich mit Blick auf eine Stärkung der gesamten Gattung Hörfunk für den Übergang von einer Lizensierungspflicht für die Hörfunkveranstalter zum bloßen Anzeigeverfahren sowie für eine klare Erweiterung der Möglichkeiten von Hörfunkveranstaltern bei Werbung und Sponsoring aus.
Auch Dr. Jürgen Brautmeier, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, warnte davor, sich bei der Diskussion über die Zukunft von Radio lediglich auf eine Diskussion über den Verbreitungsweg zu beschränken. „Es bedarf einer Gesamtstrategie für den digitalen Hörfunk, bei deren Entwicklung die Medienanstalten gerne eine Moderatorenrolle übernehmen werden“.
An der hochkarätig besetzten Tagung nahmen als weitere Referenten ORF-Hörfunkdirektor Mag. Karl Amon, der stellv. Geschäftsführer der BLM Johannes Kors, TKLM-Mitglied Dr. Tilman Lang, Boris Lochthofen, stellv. Vorsitzender der APR, Mag. Peter Matzneller, stv. Geschäftsführer des EMR, Marcel Regnotto, Leiter der Sektion „Medien“ des Schweizer BAKOM, der Geschäftsführer der Digitalradio Deutschland GmbH Willi Schreiner, Klaus Schunk, Vizepräsident des VPRT, Deutschlandradio-Intendant Dr. Willi Steul, Wolfgang Struber, Vorstandsmitglied des Vereins Digitalradio Österreich, Mag. Michael Wagenhofer, Geschäftsführer des Sendernetzbetreibers ORS sowie als Moderator Steffen Grimberg, Redakteur des Medienmagazins ZAPP, NDR, teil.
- Ein Mitschnitt des Panels wird am kommenden Samstag auf SR2-Kulturradio in der Sendung „MedienWelt“ um 14.20 Uhr ausgestrahlt.
Weiterführende Informationen
Homepage der LMSaar mit PDF des Grußwort von Dr. Ralph Scheide
Quelle: Pressemitteilung der Landesmedienanstalt Saar