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Medientage München 2013: VPRT präsentiert Smart Radio

Senatskanzleichef Böhning erwartet Harmonisierung der ARD-Werbung nach NDR-Modell: „Länder müssen sich dem Radio stärker annehmen“

VPRT[Pressemeldung] Im Rahmen der VPRT-Veranstaltung bei den Münchener Medientagen zum Thema „Medium der programmlichen Vielfalt: Wer bestimmt die Radio-Agenda?“ kritisierte Professor Wolf-Dieter Ring in seiner Keynote „Ein neues Machtgefüge zwischen Inhalten und Netzen. Herausforderungen für Radio“ die fehlende Wahrnehmung der Radiothemen in der Politik: „Ich bin überzeugt, dass das Medium Radio eine intensive Beschäftigung nötig hat. Die Gemeinschaft der Länder hat diese Aufgabe bislang nicht angenommen.“ Die Grundsatzfragen der Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft, der Ring als Sachverständiger angehörte, Netzneutralität, Zugang und Auffindbarkeit der Inhalte im Internet und Suchmaschinenneutralität seien auch für Radio äußerst relevant „und müssten auch von den Ländern im Rahmen der überfälligen Weiterentwicklung der Plattformregulierung bearbeitet werden“, so Ring. Zudem verwies er auf Wettbewerbsverzerrungen im dualen System, die insbesondere bei Webchannels der Radiosender offenbar würden.

Wolf Dieter Ring (Bild: Medientage München 2013)
Wolf Dieter Ring (Bild: Medientage München 2013)

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) stellte die Radioinnovation „Smart Radio“ vor. „Der technische Standard RadioDNS erweitert das UKW-Radioprogramm um Webinhalte in einem Gerät, damit wachsen UKW und Internet – zum Beispiel im Autoradio – zusammen“, erklärt Sebastian Artymiak, Leiter Medientechnologie beim VPRT, der im Rahmen der Veranstaltung unter anderem diese Neuentwicklung vorstellte und entsprechende Praxistests ankündigte.

Klaus Schunk
Klaus Schunk

„Mit den aktuellen Entwicklungen zeigen wir, wie innovativ die privaten Radiosender in Deutschland sind, was sich auch im ungebrochenen Erfolg bei den Hörern wiederspiegelt“, so Klaus Schunk, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des VPRT sowie Geschäftsführer und Programmdirektor bei Radio Regenbogen. Damit das auch in Zukunft so bliebe, müsse die Politik die Wettbewerbsbedingungen für Radio im dualen System und im Internet auf eine solide Grundlage stellen. „Ein Skandal ist, dass die Politik die Augen verschließt vor den Aktivitäten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, dessen expansive Radioaktivitäten für die privaten Anbieter hochproblematisch sind. Das duale Rundfunksystem ist hier in eine Schieflage geraten. Wir brauchen eine eigenständige Betrachtung der Gattung Radio und eine Harmonisierung der ARD-Radiowerbung auf 60 Minuten. Auffindbarkeit und Netzneutralität sind der Schlüssel in der Radioregulierung der Zukunft“, so Schunk weiter.

„Planet Radio ist schon lange nicht mehr das Radio, das es zum Sendestart war. Wir schaffen mit allen Aktivitäten außerhalb von UKW von Webchannels über Social Media und Youtube-Angeboten eine Verlängerung der Programme im Netz. Diese bei unseren Hörern erfolgreichen Konzepte imitiert der gebührenfinanzierte hessische Rundfunk vollumfänglich“, so Marko Eichmann, Programmchef von Planet Radio.

Setfan Zilch (Bild: Spotify)
Setfan Zilch (Bild: Spotify)

Stefan Zilch, Geschäftsführer DACH Spotify, betonte den grundsätzlichen Unterschied von Streamingdiensten zu Radio. Spotify sei eine Plattform für Inhalte, aber nicht der Filter, Ratgeber und Begleiter, der die Radiosender seien.

Björn Böhning, Chef der Berliner Senatskanzlei, stellte fest: „Die Radioregulierung ist das Stiefkind der Länderregulierung. Das soll sich ändern.“ Die Rundfunkkommission der Länder müsse sich dem Radio stärker annehmen. Berlin wolle dabei eine aktive Rolle einnehmen. Böhning stellt für die kommende Diskussion um den Medienstaatsvertrag drei Punkte in den Vordergrund:

  1. Das Verhältnis zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk und privaten Angeboten.
  2. Die Werbung bei den Radioangeboten der ARD – hier rechne er mittelfristig mit einer Harmonisierung nach dem NDR-Modell.
  3. Die Behandlung von Streamingangeboten gegenüber dem Rundfunk.

Der zukünftigen Medienregulierung wollen sich die Länder auf einer gemeinsamen Sitzung Mitte November widmen.

Quelle: VPRT

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„Radio ist das Stiefkind der Medienpolitik“

Medientage-Logo-200Musikstreaming-Dienste wie Spotify und die stetig wachsende Zahl an Webradio- Channels im Internet verschärfen den Wettbewerb in der Radiobranche. Wie sieht also die Zukunft des Radios aus? Die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) während der MEDIENTAGE MÜNCHEN waren sich einig: Das Radio braucht neue medienpolitische Regulierungen.

Der Konkurrenzdruck auf die privaten Sender sei durch Plattformen wie Spotify gestiegen, meinte Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft in seiner Keynote. Stefan Zilch, Geschäftsführer von Spotify im deutschsprachigen Raum, sieht sich dagegen nicht als Konkurrent der Privatsender: „Das Radioprogramm ist etwas, das einen begleitet und einem Tipps gibt. Wir sind eine Plattform“. Nach Ansicht von Zilch müsse, wer eine Plattform regulieren wolle, auch ein CD-Geschäft regulieren.

Panel 9.4 "Medium der programmlichen Vielfalt" (Medientage München 2013)
Panel 9.4 „Medium der programmlichen Vielfalt“ (Medientage München 2013)

Ring kritisierte die öffentlich-rechtlichen Webradio-Channels, die seiner Ansicht nach größtenteils private Programme nachahmen würden und bei denen fraglich sei, wie diese medienpolitisch verankert seien. „Die öffentlich-rechtlichen Programme haben einen Auftrag, jedes Programm muss geprüft werden.“

Der Medienpolitik sei diese Thematik bewusst, sagte Björn Böhning, der Chef der Berliner Senatskanzlei. Das Verhältnis zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern müsse neu justiert und zu einem „Verhältnis auf Augenhöhe“ werden. Die Webradio-Channels der öffentlich- rechtlichen seien derzeit aber noch auf einem „homöopathischen Level“. Böhning meinte jedoch, es müsse darüber diskutiert werden, ob das generelle Verfahren der Anzeigepflicht für Webradio- Channels bei den Landesmedienanstalten ausreiche. „Wir müssen uns in der Medienpolitik Gedanken über Streaming und Programm machen.“ Radio sei derzeit das Stiefkind der Medienpolitik der Länder, das müsse sich ändern, sagte Böhning.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des VPRT, Klaus Schunk, betrachtet die zahlreichen öffentlich-rechtlichen Angebote insbesondere in Bezug auf die Werbevermarktung kritisch. Während der der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinen crossmedialen Werbeangeboten den Werbemarkt abgrase, würden private Anbieter benachteiligt. Davor verschließe die Politik die Augen. Marko Eichmann, Programmchef des Webradios planet radio, sagte dazu: „Private Sender können hier nicht mithalten, weil wir kein Fernsehen haben“. Eichmann betonte jedoch, er mache sich um die Zukunft des Radios keine Sorgen. Der Song „Video killed the radio star“ aus den siebziger Jahren habe sich schließlich auch nicht bewahrheitet.

Quelle: Medientage München 2013

XPLR: MEDIA Radio-Report