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Als „Seesender“ bekannt gewordenes Radio Waddenzee muss aufgeben

Radio WaddenzeeIn Deutschland wurde die kleine Station durch Sendungen für Wattenmeertouristen, Seesender-Aktionen und illustre deutsche Sendezeitenmieter wie Radio Marabu und Radio Joystick bekannt, nun zwingen schwindende Werbeeinnahmen zum Abschalten: Das nordholländische Radio Waddenzee stellt am 29. Juni um 19 Uhr seine Sendungen ein. Nach acht ereignisreichen Jahren wird am letzten Sendetag ein Liveprogramm aus der Nähe des Küstenortes Harlingen gesendet. Seit 2008 hatten die niederländischen Radiomacher von Radio Waddenzee zusammen mit briischen DJs der Schwesterstation Radio Seagull in jährlichen Aktionen auf See vor der friesischen Küste jeweils zwei Wochen lang Livesendungen produziert. Unterstützt wurden sie von ehemaligen Caroline-Mitstreitern.

RadioSeagull-smallDas größte Problem der Seesender-Begeisterten: Der Sendebetrieb war nur für 1 kW auf der Mittelwellenfrequenz 1602 kHz zugelassen. Der Sendemast – zuletzt im kleinen friesischen Ort Pietersbierum – transportierte das Signal zu einem ehemaligen Leuchtfeuer-Schiff. Mit Aufkommen der europäischen Finanzkrise wurde der Konkurrenzdruck großer Werbezeitenvermarkter immer belastender. Zur Kostenminderung waren schon zuvor täglich zwischen 19 Uhr und 24 Uhr langjährig englischsprachige Sendungen von Radio Seagull auf der Mittelwelle ausgestrahlt und seit März 2013 der Internetstream täglich zur gleichen Zeit vom niederländischen Radio Monique genutzt worden. Sämtliche Radio Seagull-Sendungen wurden vom ehemaligen Leuchtfeuerschiff „Jenni Bayton“ aus gesendet.

Light Vessel „Jenni Bayton“

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Das 1948 von Trinity House in England erbaute Schiff verrichtete bis in die späten achtziger Jahre seinen Dienst als „Kentish Knock“ in der Themsemündung. Aus Sicherheitsgründen musste der anschließende Betrieb als Restaurantschiff 2001 eingestellt und das Schiff nach Rotterdam gebracht werden. Freiwillige sorgten bis 2005 für einen Umbau: Unpassende Einbauten wurden entfernt und wichtige wieder hergestellt. Sogar der knallrote Anstrich stellte einen Ursprungszustand wieder her. Eine umfangreiche Werft-Inspektion sorgte 2009 dafür, dass Radio Seagull das Schiff ab Juli ganztags als „Seesender“ verwenden kann.

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XPLR: MEDIA Radio-Report