Antenne Frankfurt-Sendestart: Hillmoth (FFH) und Schwenk (Radio Group) im Interview

Interview mit Hillmoth und Stephan Schwenk (Antenne Frankfurt)

Seit heute sendet das jüngste Programm von The Radio Group Antenne Frankfurt 95.1 auf den Frequenzen von ENERGY Rhein-Main. Wir haben aus diesem Anlass den Geschäftsführer von HIT RADIO FFH Hans-Dieter Hillmoth und den Geschäftsführer der Radio Group Stephan Schwenk, ein paar Fragen zum Sendestart gestellt.

FFH-NRJ-Radiokrieg RADIOSZENE: Als der Relaunch von Main FM zu ENERGY Rhein-Main im August 2010 bekannt wurde, titelte die BILD-Zeitung: „Radiokrieg in Hessen„. Herr Hillmoth, werden Sie auch auf den neuen Mitbewerber reagieren?

Hillmoth: Wir nehmen jeden Wettbewerber ernst und freuen uns auf einen fairen Wettstreit um die Hörer.

RADIOSZENE: Über die Musik wird sich das neue AC-Programm von Antenne Frankfurt 95,1 vermutlich nicht stark abheben können. Ist daher die Positionierung „Lokalradio“ nicht die einzige, die FFH nicht haben kann und bildet daher eine Lücke?

FFH-Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth wird 60 (© FFH/Nopper)
FFH-Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth wird 60 (© FFH/Nopper)

Hillmoth: Lokalradio gibt es in Hessen nicht. Programm und Werbung dürfen nur im gesamten Sendernetz in Hessen ausgestrahlt werden, so sagt es das gültige Hessische Privatfunkgesetz. Der neue Sender hat die gleichen Frequenzen wie sein Vorvorgänger MainFM und sein Vorgänger ENERGY und ist deshalb –wenn ich mich nicht täusche- in Süd- und Mittelhessen zu empfangen.

RADIOSZENE: Welche Fehler haben Ihrer Meinung nach die Vorgängerprogramme gemacht, lag es an den Lizenzauflagen?

Hillmoth: Wir maßen uns nicht an, die Fehler der anderen zu beurteilen. Eines aber ist sicher: die minimalen Auflagen zur Wirtschaftsberichterstattung, die die Sender übrigens freiwillig eingegangen sind, haben nicht dazu beigetragen dass erst Lagardere und jetzt der französische ENERGY-Konzern (NRJ) in Hessen aufgegeben haben.

RADIOSZENE: Hat die Radio Group mit der schlechten Frequenzausstattung (Frankfurt und ein paar schwache Frequenzen in der Umgebung) Ihrer Meinung nach überhaupt eine Chance?

Hillmoth: Herr Schwenk kennt sich aus und dürfte die Chancen und Risiken ja vorher abgewogen haben.

RADIOSZENE: Was wünschen Sie dem neuen Mitbewerber?

Hillmoth: „Glück und Durchhaltevermögen“.

RADIOSZENE: Halten Sie eigentlich den Namen Antenne Frankfurt für gut gewählt?

Hillmoth: „Da müssen Sie die Kollegen selbst fragen“

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RADIOSZENE: Danke, Herr Hillmoth, das tun wir dann hiermit auch: Die bisherigen Programme* auf den Rhein-Main Frequenzen** haben sich in der Vergangenheit ja ziemlich schwer getan mit der Akzeptanz bei Hörern und Werbewirtschaft. Herr Schwenk, woran hat es ihrer Meinung nach gelegen?

Stephan Schwenk: Die vorherigen Sender haben alle den Fehler gemacht, sich nur auf die MA-Zahlen zu konzentrieren. Sie konnten wirtschaftlich nur überleben, wenn sie entsprechende Hörerzahlen vorweisen konnten. Das ist in diesem Radiomarkt aber extrem schwierig, nicht nur wegen der großen öffentlich-rechtlichen und privaten Konkurrenz, sondern auch wegen der geringen Fallzahlen bei der MA. Das führte in der Vergangenheit zu großen Schwankungen z.B. bei MainFM so zwischen 15.000 und 50.000 Hörern. Bei ENERGY kam noch hinzu, dass es im Jugendsegment bereits zwei etablierte Programme im Hörermarkt gibt: planet radio und youfm. Wir planen daher, für die nächsten zwei Jahre ohne MA-Zahlen auszukommen.

RADIOSZENE: Kann man denn ohne Hörerzahlen überhaupt Werbung verkaufen?

Stephan Schwenk: Ja, das geht. Wir verkaufen ja auch ohne MA-Zahlen Werbezeiten bei z.B. bei Radio Cottbus oder Radio Potsdam und ich konzipiere die Sender immer so, das sie davon auch leben können.

RADIOSZENE: Man liest immer wieder, dass die Schwierigkeiten bei der Rhein-Main-Frequenzkette durch die Lizenzauflage entstehen, ein Wirtschaftsradio gestalten zu müssen. War das wirklich ein Grund für das Scheitern der bisherigen Programme?

Stephan Schwenk
Stephan Schwenk

Stephan Schwenk: Nein. Laut Mediengesetz sind wir Wirtschaftsradio. Es gibt lediglich zwei minimale Auflagen: man muss mehr als 20 Prozent Wortanteil (inklusive Werbung) senden – das schaffen fast alle Sender – und dann muss noch von den Themen, die behandelt werden, der überwiegende Teil wirtschaftlich sein. Da hat man es aber in der Finanzmetropole Frankfurt nicht so schwer.  Wir werden wesentlich mehr Wort machen als ENERGY, die oft 10 Hits am Stück gespielt haben. Da sehe ich also lizenzrechtlich keine Probleme.

RADIOSZENE: Frankfurt am Main ist der größte Ballungsraum, den ein Radio Group-Sender nun versorgt. Übernehmen Sie denn nun das gleiche Lokalradio-Konzept wie bei den anderen Lokalradios oder müssen Sie jetzt umdenken, weil ja nun auch andere Städte wie Darmstadt, Gießen oder Wetzlar mit nur einem Programm erreicht werden.

Stephan Schwenk: Das ist wie in anderen Märkten auch. Radio Hamburg wird auch in größeren Städten in der Umgebung gehört, das gleiche gilt für 104.6 RTL oder 94,3 rs2. Wenn einer in Darmstadt wohnt und in Frankfurt arbeitet, dann hört er auch Antenne Frankfurt, weil er dort dann auch die Verkehrsmeldungen für Pendler hört.

Außerdem werden mit der Frequenz 95,1 MHz 80% der Hörer erreicht. Nur weil es noch ein paar Hörer in Wetzlar gibt, werde ich nicht das Programm speziell auf Wetzlar ausrichten.

Ich will nur eines damit klarstellen: Wir machen kein Lokalradio. Wir machen ein Programm für die Rhein-Main-Metropole und dazu zählt auch Darmstadt, Wiesbaden und Wetzlar.

RADIOSZENE: „Antenne Frankfurt 95,1“ sendet dann in Wetzlar auf 105,0…?

Stephan Schwenk: Das ist mit allen Sendern so, die eine Frequenz im Namen tragen und noch Füllfrequenzen haben. 104.6 RTL Berlin sendet ja auch in Finsterwalde auf 88,0 MHz und in Elsterwerda auf 89,5 MHz.

Wenn wir „Rhein-Main“ sagen würden, wäre das auch gar nicht korrekt, weil wir viele Gebiete davon gar nicht erreichen. Rhein-Main hat 5 Mio. Einwohner, und wir erreichen gerade mal 3 Millionen. Natürlich werden wir hauptsächlich aus unserem Sendegebiet berichten und konzentrieren uns auf diesen Bereich, aber es ist kein Lokalradio wie z.B. die Radio Group-Sender in Rheinland-Pfalz.

Ronja Berg (Bild: Antenne Frankfurt)
Ronja Berg (Bild: Antenne Frankfurt)

RADIOSZENE: Antenne Frankfurt 95.1 ist der 19. Sender der Radio Group. Wie groß sind denn die Synergie-Effekte zwischen den Bundesländern Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen?

Stephan Schwenk: Programmlich gibt es so gut wie keine Synergieeffekte, es gibt überall unterschiedliche Programme mit jeweils eigenen Nachrichten für die Region und eigenen Mitarbeitern. Die einzigen Synergieeffekte gibt im Backoffice-Bereich, also Produktion, Grafik oder Technik usw.

RADIOSZENE: Die Sender der FFH-Gruppe (HIT RADIO FFH, planet radio und harmony.fm) und die öffentlich-rechtlichen Sender des hr lassen kaum Platz für weitere massenwirksame Programme. Wie will sich Antenne Frankfurt denn dagegen genau positionieren?

Stephan Schwenk: Das ist wie bei all unseren Sendern: wir positionieren uns nicht über Musik, sondern über die Wortinhalte. In Rheinland-Pfalz sind es die lokalen Nachrichten, in Frankfurt sind die Inhalte für unser Sendegebiet, die uns von anderen unterscheiden.

RADIOSZENE: Von welchem Sender werden Ihrer Meinung nach denn am meisten Hörer zu Ihnen abwandern?

Stephan Schwenk: Ich erwarte überhaupt nicht, dass eines der Konkurrenzprogramme Hörer verliert. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die großen landesweiten Sender von einem kleineren Mitbewerber ganz und gar nicht beeindrucken lassen. Weder RPR1. noch der SWR hat seit dem Start der Lokalradios in Rheinland Pfalz Hörer verloren. Ganz im Gegenteil: bei mehr Mitbewerbern werden die bestehenden Sender sogar noch stärker, weil i.A. dadurch die Hördauer steigt und damit auch mehr Sender in der Durchschnittsstunde gehört werden.

RADIOSZENE: Also Konkurrenz belebt das Geschäft?

Stephan Schwenk: Genau, oder die „Je mehr desto mehr Regel“: je mehr Medien es gibt, desto mehr wird konsumiert. Die Erkenntnis stammt aus der Kommunikationswissenschaft. Das ist auch beim Fernsehen so. Die weitverbreitete Meinung, man müsse bei anderen Sendern Hörer wegnehmen, um Hörer zu gewinnen stimmt also so nicht.

Stephan Schwenk (Bild: The Radio Group)
Stephan Schwenk (Bild: The Radio Group)

RADIOSZENE: Mit welcher Hörerzahlenentwicklung rechnen Sie eigentlich bei Antenne Frankfurt?

Stephan Schwenk: Die nächsten beiden Jahre wird es keine MA-Ausweisung für Antenne Frankfurt geben, und dann rechnen wir vielleicht mit 10.000, 15.000 oder 20.000 Hörern in 2015, 2016 und 2017. Das wäre für uns schon ein Erfolg.

RADIOSZENE: In welchem Bundesland würden Sie denn gerne den nächsten Radio Group-Sender starten, in NRW (vgl. CityRadio – ein neuer Sender für Düsseldorf)?

Stephan Schwenk: Im Moment bin ich froh, wenn ich keinen weiteren Senderstart planen muss. Nach den letzten 4 Sendestarts im letzten Jahr kommt jetzt die Phase der Konsolidierung.

Es gibt zwar auch Bestrebungen, in NRW etwas zu bewegen, aber das dauert noch. Wir rechnen nicht damit, dass sich dort im Laufe des nächsten Jahres etwas tut.

RADIOSZENE: Herr Schwenk, vielen Dank für das Gespräch.

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*) Bisherige Programme

  • FAZ-Businessradio (2001-2003)
  • Frankfurt Business Radio (2003-2004)
  • MainFM (2004-2010)
  • ENERGY Rhein-Main (2010-2013)

**) Frequenzen

  • Frankfurt/Wiesbaden (Rhein-Main-Gebiet) 95,1 MHz
  • Wetzlar 105,0 MHz
  • Gießen 105,2 MHz
  • Darmstadt 100,8 MHz
  • Hanau 97,3 MHz
  • Bad Nauheim 90,7 MHz
  • Delkenheim 88,0 MHz.