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„Fernsehturm Stuttgart darf nicht zur Todesfalle werden“

Fernsehturm StuttgartEr ist bereits von weither sichtbar – und zudem der erste der Welt: Der Fernsehturm Stuttgart ist nach seiner Fertigstellung 1956 zu einem Wahrzeichen der Landeshauptstadt geworden. Das 217 Meter hohe Bauwerk ist dabei nicht nur eine Anlaufstelle für die Radios und Fernseher in der Region, sondern auch für Touristen aus nah und fern. Doch nun bleibt die Besucherpforte verriegelt.

Fritz Kuhn
OB Fritz Kuhn (GRÜNE). Foto: Heinrich-Böll-Stiftung.

Bereits 2011 war der SWR-Turm auf dem Hohen Bopser zwischenzeitlich aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen. Nun sieht Oberbürgermeister Kuhn im Brandfall Gefahr für Besucher des Bauwerks: „Das ist der erste wirklich schwierige Tag für mich“, so Kuhn auf einer Pressekonferenz, „Ich konnte nicht anders handeln. Aber der Turm darf nicht zu einer Todesfalle für 200 Menschen werden“. Nach Angaben der Stadt Stuttgart sei der laut Landesbauordnung notwendige Brandschutz gegenwärtig nicht gewährleistet, sodass seit heute nur noch Techniker den Turm betreten dürfen.

Siegfried Dannwolf, Geschäftsführer der SWR Media Services GmbH zeigt sich aufgrund der Schließung überrascht:

„Wir haben im Zuge der Turmsanierung 2011 mit Millionen Aufwand den Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht, weil dies in unserem eigenen Interesse lag. Wir haben dabei alle Auflagen der Städtischen Behörden erfüllt. Dass der Fernsehturm jetzt aus Sicherheitsgründen kurzfristig geschlossen werden muss, trifft uns völlig unvorbereitet. Wir werden nun prüfen, wie wir die für uns neuen und nicht absehbaren Auflagen erfüllen können und ob ein wirtschaftlicher Betrieb dann überhaupt noch möglich ist.“ Dannwolf hofft, die Besucherplattform, die u.a. eine Bar und einen Veranstaltungsbereich umfasst, baldmöglichst wieder öffnen zu dürfen. Daher wünsche man sich eine konstruktive Mitwirkung der Stadt Stuttgart.

Fernsehturm Stuttgart
Fernsehturm Stuttgart. Foto: RADIOSZENE

Dass man sich bereits früh dafür entschied, auf dem ersten Fernsehturm der Welt eine Besucherplattform einzurichten zahlte sich aus: Nach nur fünf Jahren waren die Baukosten durch die Eintrittsgelder amortisiert. Ob und wenn ja, wann der Turm wieder geöffnet werden kann, ist noch nicht sicher.

Dass hochwertiger Brandschutz auf Fernsehtürmen unbedingt vonnöten ist, zeigt ein Beispiel aus den Niederlanden. Dort kam es im Juli 2011 zu einem Brand und dem darauffolgenden, teilweisen Einsturz des 300 Meter hohen Turms in der Ortschaft Smilde. Im Jahre 2000 brach im Ostankino-Turm in Moskau ein Feuer aus, bei dem mehrere Menschen getötet wurden.

Bis der Stuttgarter Turm aus dem Hohen Bopser, der in direkter Nachbarschaft zum für Besucher nicht zugänglichen Fernsehturm auf dem Frauenkopf steht, für jedermann wieder geöffnet werden kann, wird der Blick von der Außenplattform zunächst nur per Webcam möglich sein. Genutzt wird der Turm u.a. zur Verbreitung der SWR-Radioprogramme 1 bis 4 sowie DasDing und Deutschlandradio Kultur. Ferner wird von hier aus der regionale DAB-Multiplex ausgestrahlt.

Update 7.2.2014: Wie der SWR in einer Pressemitteilung berichtet, kann der Fernsehturm voraussichtlich Mitte 2015 wieder öffnen. SWR und die Stadt Stuttgart wollen sich die Kosten zum Umbau teilen. 

 

Weiterführende Links
Fernsehturm für immer geschlossen?
Homepage des Fernsehturms mit Webcam
Imagefilm des Turms (SWR)

Titelfoto: Wikimedia-Nutzer Wladyslaw

XPLR: MEDIA Radio-Report