DAB+ in Bewegung: Von schweigenden Programmen und einer „kleinen Renaissance“

digitalradio purefm bigDie Welt des Digitalradios ist flexibler als die der analogen UKW-Sender. Neue Sender tauchen kurzfristig auf, andere verschwinden unangekündigt: Nachdem Anfang des Jahres das Berliner radioGOLD auf Sendung ging, ist nun ein anderer Sender in der Hauptstadtregion aus dem DAB-Bouquet wieder verschwunden: pure fm. „Berlins Dance Radio“ nahm erst im November den digital-terrestrischen Sendebetrieb auf, nachdem der Nachfolger vom einst auf UKW empfangbaren blu.fm nur kurzfristig im Rahmen eines Testbetriebs über DAB+ zu hören war und als reiner Internet-Sender weiterarbeitete. Obwohl auf der Homepage und der Facebook-Präsenz von pure fm weiterhin auf DAB+ hingewiesen wird, ist auf dem Programmplatz nur Stille zu hören. Ein Sprecher des Sendernetzbetreibers Media Broadcast bestätigte die Sendepause, nannte jedoch keine weiteren Details zu den Gründen und ließ offen, ob und falls ja, wann der Sender zurückkehren wird.

Fest steht aber, dass pure fm eine gewisse Bereicherung des Berliner Äthers darstellt(e) und daher eine Rückkehr des Programms wünschenswert wäre. Jedoch verabschiedeten sich in den vergangenen Monaten mehrere Sender von ihrer Verbreitung im Digitalradio. In Hessen ging die Schlagerwelle Antenne 50plus offensichtlich nach internen Unstimmigkeiten vom Sender, das bayerische RT.1 in the mix verzichtete auf seine Digitalverbreitung im Freistaat, das deutschlandweite LoungeFM schien kurzzeitig ins Straucheln zu geraten (vgl. Insolvenzantrag gegen deutsche Tochter von Lounge FM). DAB+ zeigt weniger als zwei Jahre nach dem offiziellen Start erste Auflösungserscheinungen, könnte man meinen. Doch das Marktforschungsinstitut GfK spricht in seiner Studie zum Elektrogerätemarkt des 4. Quartals 2012 gar von einer „kleinen Renaissance“ der Radiogeräte, zu der neben WLAN-Internetradios eben auch DAB+-Digitalradios beigetragen hätten. Da zahlreiche Elektromärkte inzwischen eine große Auswahl von eben jenen Empfängern in den Regalen präsentieren, stehen die Chancen gut, dass sich so mancher Kunde auch durch Zufall ein „Radio der Zukunft“ ins Hause holt und so auf die neue DAB-Senderauswahl aufmerksam wird.

pure sensiaÄußerungen wie die der GfK sind selbstverständlich nur mit Vorsicht und kritischem Blick zu genießen. Doch da der durch den Weggang von Antenne 50plus freigewordene Sendeplatz in Hessen bereits im Winter wieder durch die „RMN Schlagerhölle“ belegt wurde, die wenig später nach Berlin expandierte und nun auch in Leipzig und Halle / Saale ihr Programm verbreiten möchte, aus dem Hause LoungeFM wieder hoffnungsvollere Töne zu vernehmen sind und in diesem Jahr sieben neue Senderstandorte für das bundesweite Programmbouquet in das Netz eingegliedert werden sollen, lässt sich eines mit Sicherheit behaupten: DAB+ ist und bleibt gegenwärtig die spannendste Verbreitungsplattform für Hörfunk in Deutschland und hat das Potenzial, die Radiowelt zu beleben.