Neue Verbreitungswege wie DAB+ und Internet bieten Radiounternehmen große Chancen. Allen Anbietern eröffnen sich neue Möglichkeiten, um Inhalte zu verbreiten, und besonders den privaten die Perspektive, damit auch Geld zu verdienen. Das haben Radiomacher auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig deutlich gemacht. Hindernisse wie die begrenzte Anzahl von UKW-Frequenzen seien genauso aus dem Weg geräumt wie die Sorge, dass das Internet dem Bedarf aus technischen Gründen nicht gerecht werden könnte. „Das Web hat immer größere Kapazitäten, Infrastruktur und Rechner werden immer schneller“, hob Bernhard Bahners von radio.de hervor. Die vor allem jüngeren Nutzer hätten gelernt, dass Internetverbindungen per Handy auch einmal abbrächen. Die Frage sei allerdings, wie lange sie diese noch akzeptieren. Dennoch ist DAB+ für Bahners eine Brücke, die nicht gebraucht werde: „Die Gewohnheiten der Generation 14+ oder auch 20+ haben sich anders entwickelt.
Cornelia Holsten von der Bremischen Landesmedienanstalt (bre(ma hingegen sieht DAB+ durchaus als Zwischentechnologie, weil UKW ausgereizt sei. Nun sei endlich Platz für alle. Und auch MDR-Hörfunkchef Johann Michael Möller lobt DAB+ als ideale Möglichkeit, um Radio wettbewerbsfähig zu machen. Er setzt dabei aber auf Endgeräte, in denen die unterschiedlichen Quellen miteinander verschmolzen werden. Radio könne junge Leute nur in der Peripherie erreichen, die sie kennen. Aber in einem ist sich Möller sicher: „Auch in Zukunft wollen Menschen lebende Menschen am Mikrophon hören.“
Dr. Chris Weck vom Deutschlandradio ist es nicht egal, auf welchem Weg das Programm verbreitet wird. Es sei schließlich eine Kostenfrage. Die Ausstrahlung von Deutschlandradio per UKW koste jährlich rund zehn Millionen Euro, per DAB+ würden sich die Kosten um den Faktor fünf reduzieren. „Das eingesparte Geld könnte in die Qualität des Programms investiert werden“, so Weck. Man sei es der kommenden Generation schuldig, die effizientesten Ausspielwege zu nutzen – auch wegen des damit verbundenen Energieverbrauchs. Dank der Zusatzdienste bei DAB+ würden Deutschlandradio und Deutschlandfunk im Übrigen auch dem Hörer im Auto mehr Nutzen bringen – auf diesem Wege könnten regionale Staumeldungen gezielter verbreitet werden.
Die Zukunft des Radios im Regionalen hob Boris Lochthofen von REGIOCAST hervor. „Wenn der Erlös der Zeitungsverlage weiter so zurückgeht, wird das Radio das letzte regionale Massenmedium sein“, sagte er. In der regionalen Vermarktung würden beim Radio gute Umsätze getätigt, auf dieser Basis könne es den nationalen Werbemarkt erobern. Letztendlich gehe es vor allem um Inhalte, Nutzung und Werbung. „Die Leute kaufen keine Technik, sondern einen Nutzen“, so Lochthofen.
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