Die Menschen werden es gewohnt sein, den Ortsbezug als wichtige Dimension bei der Online-Suche und bei täglichen Erledigungen einzubeziehen.“ Das betonte Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in seiner Eröffnungsrede zur Local Web Conference 2012 in Nürnberg.
Den traditionellen lokalen Medien empfahl Schneider, dialogfähig zu werden und die sozialen Mechanismen des Netzes für sich zu nutzen, ansonsten drohe ihnen, „ihre Rolle als alleinige Vermittler lokaler Information und Dienstleistungen zu verlieren“. Der lokale Rundfunk – Radio wie Fernsehen – werde im Internet mittelfristig nur ein lokales Angebot unter vielen sein, daher müssten lokale Medien ihre Rolle im Web neu definieren und das Local Web mitgestalten. „Sie müssen kooperieren und investieren und sich nicht auf dem langsam schrumpfenden Kerngeschäft ausruhen.“
In der Keynote „Situative Intelligenz – Bodenhaftung in der virtuellen Welt“ verwies Trendforscher Prof. Peter Wippermann vom Trendbüro Hamburg auf die Entwicklung der sozialen Internets und die rasant ansteigende mobile Internetnutzung. Die Netzwerkökonomie mit dem Konsumenten im Mittelpunkt verändere unser Konsumverhalten: „Erfolgreich sind Produkte, die die Lebensqualität erhöhen, einen Nutzwert haben und noch dazu simpel, schnell und billig sind.“ Den Unternehmen attestierte er eine „Anpassungsträgheit“. Sie würden zu spät auf die Veränderungen reagieren.
Dies unterstrich auch Stefan Hentschel von Google: „Der mobile Konsument ist 18 Monate schneller als Unternehmen.“ Die Bedeutung des Local Webs zeige sich auch daran, dass bereits jetzt 40 Prozent aller Suchanfragen bei Google lokalen Bezug haben.
Eine Chance für den lokalen Journalismus ist die Open Data Bewegung. Lorenz Matzat von Open DataCity Berlin sieht im Datenjournalismus neue Chancen für den Lokaljournalismus. „Karten sind für die Menschen einfach lesbar und sind im richtigen Kontext gebracht oft aussagekräftiger als Texte“, so Matzat. Während in Österreich der Fortschritt im Bereich der Kommunen und Städte schon weiter ist, steckt die Entwicklung in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Stefan Pawel, Projektleiter der Open
Commons Region Linz, berichtete von immer mehr offengelegten Daten, die Unternehmen genauso wie private Programmierer nutzen könnten. So gibt es in Linz eine von privater Hand entwickelte Fahrplanauskunft für die öffentlichen Verkehrsmittel, die in Echtzeit die Position der Straßenbahn oder des Buses anzeigt.
Unter der Tagesmoderation von Michael Praetorius präsentierten insgesamt 14 Referenten, darunter Michael Oschmann von Müller Medien, Andreas Kottmann von DriveNow, Benedikt Schaumann von 9flats, Dr. Ansgar Mayer von der Axel Springer Journalistenschule und Michiel Winthagen von TomTom, wie sich die lokale Welt in Zukunft verändert.
Zum zweiten Mal veranstaltete die BayMS – Bayerische Medien Service-Gesellschaft die Local Web Conference, die die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet des lokalen Internets aufzeigt und Geschäfts– und Anwendungsmodelle aus den Bereichen Mobilität, Medien und Journalismus, Werbung und Gesellschaft vorstellt.
Mehr Information, Fotos, Interviews und Videos der Vorträge finden Sie auf LocalWebConference.de.