Die 5 größten Facebook-Fehler der Radiosender

Frequenzstorung_small_bannerRichtig eingesetzt ist Facebook ein hervorragendes Instrument für die Hörerbindung. So erreichen SWR3, 1LIVE oder Antenne Bayern mit jedem Posting über 100.000 Hörer. Andere Sender haben nicht einmal 10.000 Fans.

Das liegt zum einen an Image, Zielgruppe und Sendegebiet. Andererseits setzen viele Radiosender Facebook schlichtweg falsch ein.

Die 5 größten Facebook-Fehler der Radiosender:

1. Falscher Absender

Viel hilft viel denkt mancher Programmchef und bittet alle Moderatoren sich neben dem Privat-Account auch noch eine Facebook-Seite mit Moderatorenprofil anzulegen. Das verwässert nicht nur die Anzahl der Fans insgesamt, sondern ist auch unnötig.

Jeder Moderator, Redakteur oder Mitarbeiter sollte über die Hauptseite posten. Das lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Facebook-Seite und macht den Account außerdem persönlicher. Viele Radiostationen veröffentlichen nämlich grundsätzlich Texte im Namen des Senders. Das widerspricht aber dem Facebook-Gedanken. Hörer wollen nicht mit einer Sache kommunizieren, sondern mit einem Moderator, Redakteur oder Mitarbeiter (des Senders).

Postings, die einen Namen haben, sind besser und ver­lie­ren außer­dem den offi­zi­el­len Charakter. Welcher Moderator hat sich nicht schon gefragt, darf ich das jetzt schreiben? Ist das die offizielle Meinung des Senders? Sicherlich sind offizielle Statements manchmal notwendig, sollten aber eher die Ausnahme bleiben. Schließlich ist Facebook kein Presseportal.

2. Potential von Facebook wird nicht ausgenutzt

Viele Radiosender kennen anscheinend nur die Pinnwand von Facebook. Dabei lassen sich viele Inhalte ohne großen Aufwand in weiteren Reitern integrieren: Teamseite, Hörercharts, Audio-Beiträge, Nachrichtenticker (Feed), Veranstaltungshinweise, Jobbörse etc. Warum wird das so selten genutzt? Dadurch wird für die Hörer mit einfachen Mitteln ein schöner Mehrwert geschaffen.

3. Facebook als reines Major Promo-Instrument

Die ständige Wiederholung von Major Promotion mag auf der Antenne notwendig sein, in Facebook ist sie einfach nur nervig. Hier ist vom OnAir-Promoter Kreativität gefragt. So können auf Facebook Hinweise zum Gewinnspiel gegeben werden. Fotos und Videos vom Gewinner sollten fester Bestandteil des ‚Backsellings‘ sein.

Und: Über den Tellerrand schauen! Natürlich ist es gut und richtig Programmhinweise an die Pinnwand zu schreiben. Wichtiger ist es aber Diskussionen anzuregen, Fragen an die Hörer zu stellen oder auch mal als Moderator eine Meinung zu haben und Position zu beziehen. (Es heißt nicht umsonst Social Media)

4. Fehlende Integration in das Radioprogramm

Facebook ist keine Einbahnstraße. Web-Inhalte kann man hervorragend im Radioprogramm integrieren. Facebook-Einträge lassen sich Vorlesen aber auch Vertonen. Für viele Hörer ist es auch keine technische Hürde Audiobeiträge für Umfragen zu posten, die dann gesendet werden können.

Die Schnelligkeit von Facebook wird oftmals nicht wirklich genutzt. Mit jedem Smartphone können Hörer weltweit Texte, Audios und Bilder posten. Dies kann man sich bei vielen Ereignissen zu nutze machen: z.B. Hörerfeedbacks von Rockkonzerten, Staumeldungen, Sportereignisse oder regionalen Events. Die Umsetzung ist auch mit einer bestimmten Fangruppe denkbar (Hörerreporter).

5. Falsche Krisenkommunikation

Wie wichtig eine richtige Krisenkommunikation ist, zeigt das jüngste Beispiel von Antenne Vorarlberg in Österreich. Die Facebook-Seite des Radiosenders wurde ohne Vorwarnung offline geschaltet. Facebook teilte dem Sender mit, man habe gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Offenbar hatten sich einige Fans bei Facebook über ein Gewinnspiel beschwert. 20.000 Fans waren über Nacht gelöscht. Die Community muss nun mit einer neuen Seite erneut aufgebaut werden.

Das macht deutlich wie wichtig es ist, auf negative Postings richtig zu reagieren. Unzufriedene Nutzer können Ihren Unmut nämlich schnell auch Facebook melden. Die Kritik wird i.d.R. nicht überprüft, ob sie gerechtfertigt ist oder nicht. Wichtig ist deshalb, dass ein Community-Manager des Senders alle Postings im Blick hat, Diskussionen moderiert und auf Kritik sehr schnell reagiert. Mit einer geschickte Krisenkommunikation ist es sogar möglich aus zunächst unzufriedenen Facebook-Fans, treue Hörer zu gewinnen.

 

Sascha-Baron-120

Sascha Baron ist Journalist, Programmberater und Herausgeber eines Online-Magazins.
 
Er bietet auch Facebook-Coachings für Radiosender an.
 
Kontakt: baron@radioszene.de