Ken Jebsen: „Das Thema ist mir zu politisch.“

Ken FM Jebsen smallTausende Hörer, vor allem der jungen Generation, versammeln sich jeden Sonntagnachmittag in Berlin und Brandenburg vor dem Radio oder dem Computer und verfolgen die bimediale Sendung KenFM. An diesem Sonntag dürfte das Spektrum der Zuhörer und Zuseher deutlich umfangreicher gewesen sein, denn nach dem Sendungsabbruch am vergangenen Sonntag und der überregionalen Berichterstattung über die durch Henryk M. Broder ausgelösten Antisemitismusvorwürfe gegen den Moderator Ken Jebsen.

Nach Gesprächen zwischen der Programmleitung des RBB und Jebsen wurde noch in der letzten Woche bestätigt, dass seine wöchentliche Sendung an diesem Sonntag wieder fortgesetzt wird. Heute um 14.00 Uhr ging KenFM nach einer einwöchigen Zwangspause wieder auf Sendung und Ken Jebsen sparte dabei nicht an Seitenhieben gegen Broder und die Antisemitismusvorwürfe gegen ihn. So erklärte Jebsen detailliert die Abläufe seiner Sendung, die es, wie er mehrfach betonte, schon seit 10 Jahren gäbe.

Die Rubrik, in der Christina, die sich mit stark holländischem Akzent in jeder Sendung zu ausgewählten Themen äußert, wurde heute von Ken Jebsen mit den Worten „Das ist kein Rassismus gegenüber den Niederlanden. Das ist nur Satire“ ankündigt.  Ähnliche Andeutungen, entweder sehr direkt aber auch versteckt, gab es in fast jeder Moderation. Als er mit einem Zeitungsverkäufer aus Berlin über politische und wirtschaftliche Themen der Woche diskutieren wollte, blockte er bei einigen Punkten mit der Begründung ab, es sei ihm zu politisch. „Da halten wir uns ab sofort heraus“, kommentierte Jebsen, als es um den Rechtsextremen Terror in Deutschland ging.

Natürlich fehlte auch in der heutigen Sendung keine Kritik am aktuellen kapitalistischen System und den großen Weltkonzernen aus den USA, wenn auch in weitaus geringerem Maße als sonst. „Wie lange kann es noch existieren?“, wurde auch heute wieder gefragt, allerdings kaum diskutiert. Gemeinsam mit dem Studiopublikum erklärte Jebsen heute den neuen Zuhörern, wie lachen funktioniere: „Die Leute, die nicht wissen, wie man lacht, das geht so…“ Mehrmals wiederholte er, dass die eingeladenen Bands im Vordergrund seiner Sendung stünden und die „Kids im Studio“ hautnah miterleben können, wie eine Radioshow produziert wird.  Jebsen definierte im Laufe der Sendung öfter die Sendungsinhalte und -schwerpunkte.

Wer heute eine spektakuläre Sendung erwartet hat, wurde allerdings enttäuscht. Ken Jebsen erklärte in der Sendung, wie es zu den Vorwürfen gekommen ist und berichtete auch über den privaten E-Mailverkehr mit einem Hörer, den Broder zum Anlass seiner Kritik benutzte. Dank der ungewohnten defensiveren Haltung wirkte Jebsen in der Sendung seriös und weniger hektisch und konfus als sonst. „Ich beginne noch einmal, ich habe eindeutig zu schnell gesprochen“, unterbrach Jebsen mehrmals seine Anmoderationen.

Die gestrige Ausgabe von KenFM bedeutete ein Neuanfang. Wie sich die Sendung weiter entwickeln wird, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

Links
Internationales Medienecho zu Ken JebsenKen Jebsen: Demagogie und Antisemitismus auf GEZ-Kosten
Ken.FM auf facebook
Stellungnahme von Ken Jebsen zu Antisemitismusvorwurf
Stellungnahme des rbb zur Auseinandersetzung um Ken Jebsen

World Wide Wagner: KenFM – Ausfall am 06.11.2011