Cyber-Mobbing: 99 Radiosender informierten gegen Gewalt im Netz

Jugendlicher vor Rechner Aktionsmotiv big

Den Betroffenen eine Stimme geben

Experten, Prominente – von Wir sind Helden bis zu den Red Hot Chilli Peppers –, Radio und seine Hörer bezogen Stellung gegen Cyber-Mobbing

Radio hilft Fav250Erstmals in der Geschichte des Radios in Deutschland haben gestern 99 landesweite und regionale Privatsender, Bürger- und Webradios gemeinsam gesellschaftspolitisch Flagge gezeigt: Unter dem Motto „Radio hilft! Gegen Gewalt im Netz“ informierten sie in einem bundesweiten Aktions- und Thementag über die Gefahren und Präventionsmöglichkeiten von Cyber-Mobbing. Initiiert wurde die Aktion von der Radiozentrale.

In Sondersendungen, Radiobeiträgen und -Blogs als auch via Facebook, twitter und Co. kamen zahlreiche Experten, Prominente und Hörer zu Wort und ins Gespräch. Die Aktion gab gar den Impuls für eine Privat-Initiative, die in den nächsten Tagen unter www.Aktiv-gegen-Cyber-Mobbing.de ins Netz gehen will. Und auch der Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten wurde auf das Engagement aufmerksam.

Lutz Kuckuck
Lutz Kuckuck (Radiozentrale)

Auf der Plattform www.radiohilft.de wurden Hintergrundinformationen und Beratungsstellen vor Ort bereit gestellt. Zudem konnte hier mittels eines personalisierten Profilbildgenerators ein sichtbares Zeichen in den Social Networks gegen Gewalt im Netz gesetzt werden. Die Service-Seite wird auch über den Aktionstag hinaus online bleiben, Spots weisen weiter darauf hin. „Denn die starke Hörerresonanz am Aktionstag zeigt die Relevanz und das große Informationsbedürfnis rund um das Thema Cyber-Mobbing. Die Förderung von Medienkompetenz ist das Gebot der Stunde“, resümiert Lutz Kuckuck, Geschäftsführer der Radiozentrale. Denn das Medienverhalten der Jungen ist das Medienverhalten der Gesellschaft von morgen.

Und schon heute werden längst nicht nur Schüler an den Internet-Pranger gestellt. So erzählte Judith Holofernes, Leadsängerin von „Wir sind Helden“ on air, dass im Gästebuch der Band immer wieder Einträge im angeblichen Namen der Bandmitglieder erfolgten, die die Auflösung oder ähnliche bewusste Falschmeldungen und Diffamierungen verkündeten. Auch weitere Radio-Stars berichteten von Verleumdungserfahrungen aus ihrem Umfeld oder bezogen Stellung: Unter anderem waren Mel C, Kelly Klarkson, Anthony Kiedes von den Red Hot Chilli Peppers, Revolverheld Johannes Strate, Monrose (Mandy), Peter Maffay, Pietro Lombardi/Sarah Engels, Andreas Bourani, Frida Gold und Glasperlenspiel dabei.

Professor Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. machte beim bundesweiten Aktionstag deutlich, dass die Zahl der Betroffenen durch Cyber-Mobbing nicht höher liegt als die Opferquote von „herkömmlichen“ Diffamierungen. Aber die Folgen für die Cyber-Opfer seien viel schlimmer, weil die Zahl der Menschen, die davon Kenntnis erhalten, so viel größer sei. Catarina Katzer, Vorstand des Vereins Bündnis gegen Cybermobbing und Beraterin der Enquete Kommission Internet & digitale Gesellschaft des Deutschen Bundestags: „Das besonders Perfide gegenüber traditionellem Mobbing ist, dass das Opfer keine Chance hat, sich räumlich zu entziehen.“ Denn das Internet ist überall – und was einmal im Netz steht, könne trotz Löschung längst kopiert worden sein und noch Jahre später wieder auftauchen. Sie rät daher: „Gegen Cyber-Mobbing muss man sich zur Wehr setzen, und die Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden, denn Cyber-Mobbing ist kein Kavaliersdelikt!“

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Vorstandskollege und Vereinsvorsitzender Uwe Leest fügt hinzu: „Der Informationstag im Radio ist daher ein sehr wichtiger Beitrag, um das Thema Cyber-Mobbing einer breiteren Öffentlichkeit nahe zu bringen.“

Lutz Kuckuck, Geschäftsführer der Radiozentrale: „Der Tagesbegleiter Radio hat auch jenen großen Teil der Bevölkerung sensibilisiert, der von dieser Thematik bislang nicht betroffen ist. Die beteiligten Sender konnten mehr als 20 Millionen Menschen* mit dieser Aktion erreichen und damit einen Beitrag zu mehr Verständnis und zur Vorbeugung leisten. Radio hat eingebracht, was es am besten kann: Menschen bewegen – zu Aktion und Emotion.“

Unterstützt wurde das Radio-Engagement von zahlreichen Partnern wie den Landesmedienanstalten/Direktorenkonferenz DLM, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, irights.info, klicksafe.de (EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz) und der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Die Liste der teilnehmenden Privatstationen, Bürgerradios und Webradios finden Sie hier.