Von Wolf-Dieter Roth
„Payoff“ – der Radio-Roman von Christina Haubold – so spaßig und seriös wie die Morning-Show Deines Lieblingssenders!
“Amelie” ist eine neue Buchreihe aus dem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, in der Frauen für Frauen schreiben. Meinen Rezensionswunsch bedachte der Verlag begeistert gleich mit vier solcher Frauenbücher, wo ich doch eher Frauenhandbücher lese und darüber schon nicht weise, aber irritiert amüsiert den Kopf schüttle. Aber für die anderen drei Frauenbücher finden sich sicher interessierte Kolleginnen…
Was macht ein Buch über Klaus und Sabine, die zwei geilsten Moderatoren der Stadt, also in einer Frauenbuchreihe? Das weiß man nicht, aber ebenso könnte man ja auch fragen, warum jemand freiwillig, nur durch immer weniger Geld gezwungen, eine Sendung moderiert, die unter dem uns Radioleuten sicherlich nur zu bekannten Slogan läuft:
„Raus aus dem Bett – rein ins Vergnügen! Klaus und Sabine am Morgen vertreiben Ihnen Kummer und Sorgen und spielen das Beste aus den 50ern, den 60ern, den 70ern, den 80ern und 90ern und für mehr Abwechslung auch die aktuellsten Hits aus den Jahren 2000 und 2010!“
Man sieht, die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Seit zehn Jahren arbeitet sie für private und öffentlich-rechtliche Radiosender in Deutschland und hat dort von der Praktikantin bis zur Redaktionsleitung sämtliche Positionen durchlaufen. Selbstverständlich gelang ihr dies wie jedem Medienarbeiter nicht, ohne dabei einen bleibenden Schaden davonzutragen, doch in ihrem Fall kam ein durchaus lesenswertes Buch heraus. Ein Buch, das Pflichtlektüre werden sollte für jeden, der gerne zu Radio oder gar Fernsehen will und glücklich ist, für lau Praktikant bei Radio Null-Null sein zu dürfen. Nur begeisterte Morningshow-Hörer sollten es nicht lesen, sondern lieber weiter bei der 300.000-€-Frage anrufen oder am Telefon sich mit:
„Ich höre Radio Null-Null! Raus aus dem Bett – rein ins Vergnügen! Klaus und Sabine am Morgen vertreiben Ihnen Kummer und Sorgen und spielen das Beste aus den 50ern, den 60ern, den 70ern, den 80ern und 90ern und für mehr Abwechslung auch die aktuellsten Hits aus den Jahren 2000 und 2010!“
melden und so ihren Chef verblüffen, der sie daran erinnert, daß es höchste Zeit wird, im Büro zu erscheinen, weil sie ja doch nicht den Radio-Null-Null-Jackpot knacken werden…
Das Buch erklärt uns, wieso Radio-Gewinnspiele so erfolgreich sind und den Sender dennoch so wenig kosten, wieso Moderatoren keinesfalls ihre Einsamkeit durch Daten im Internet bekämpfen sollten und was sich hinter der Website unter der schönen Adresse www.radioboese.de Übles verbirgt.
Unsere Show ist deshalb so erfolgreich, weil sie komplett ›durchgestylt‹ ist. Format! Wir senden mit Format! So steht es auf einem großen blauen Schild in unserem Morningshow-Büro. […] Für jeden Sendeplatz gibt es einen Zettel. Wir haben viele Sendeplätze in unserer Show. Sehr viele. Allerdings wiederholen wir auch alle 90 Minuten die Moderationen. Das kriegt aber niemand mit, denn laut Statistik hören die Leute morgens nur durchschnittlich 17 Minuten am Stück Radio. Warum wir also nicht alle 17 Minuten dasselbe erzählen, weiß ich auch nicht. […].
Christina Haubold – Payoff
Die Autorin gab zu ihrem Buch gegenüber dem Verlag folgenden Statements ab:
Inwieweit haben Sie sich an real existierenden Vorbildern orientiert?
Da »Payoff« ein fiktiver Unterhaltungsroman ist, ist die Handlung und jede Person in diesem Buch frei erfunden und existiert in der Realität nicht. Leider. So einen Kollegen wie Pierre hätte ich nämlich gern!
(Anm: Pierre ist der einzige nette Kollege im Sender…)
Sabine moderiert die Morningshow, die wichtigste Show eines Senders. Haben Sie selbst auch schon Erfahrungen bei Morningshows gesammelt?
Ich habe bei verschiedenen Sendern in der Morningshow gearbeitet, u.a. fast drei Jahre lang als Redaktionsleiterin. Ich habe aber auch vertretungsweise moderiert, die Nachrichten vorgelesen und Kaffee gekocht.
Was für eine Bedeutung hat der Titel Ihres Buches »Payoff«?
Ich habe als Buchtitel »Payoff« gewählt, weil dieser Begriff im Privatradio fest verwurzelt ist. Jede Branche hat ja so ihre eigene Sprache. Gemeint ist damit die Ausschüttung eines Gewinns, bzw. die Auflösung eines Gewinnspiels. Der Moment, wo alle jubeln und sich vor Freude weinend in die Arme fallen. Im Buch handeln mehrere Kapitel von so einem »Payoff«, wobei das dort etwas anders endet als erwartet …
Christina Haubold: Payoff (Bezahlter Link)
Roman, 256 Seiten, Paperback
9,95 EUR (D) / 14,90 CHF (UVP)
ISBN 978-3-86265-088-0
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2011