Radio in Zeiten des mobilen Internets

Medientage Münche6Das Motto „Mobile – Local – Social“ scheint maßgeschneidert für die neuen Möglichkeiten des Radios im mobilen Internet. Hörfunk ist immer schon mobil, ortsbezogen und ein Navigator durch den Tag der Radio-Community. Ortsbezogene Zusatzdienste (Location Based Services) und auch standortbezogene Werbung (Location Based Advertising), wie sie inzwischen auf den Smartphones möglich sind, können für Hörer und Werbekunden gewinnbringende Ergänzungen zum klassischen Audio-Angebot sein. So lautete das Fazit der Experten beim Radio Summit von Radiozentrale und radio.de im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN.

Treiber der Entwicklung sind die rasant steigende Verbreitung von Smartphones und die damit wachsende mobile Internetnutzung. Für 2015 werde im Vergleich zu 2010 der 26-fache mobile Internet-Traffic erwartet, sagte Florian Gmeinwieser von plan.net mobile voraus. Da die modernen Handys immer ihren „Aufenthaltsort“ kennen würden, sei es möglich, Location Based Services und Location Based Advertising zu nutzen.

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Dank gestiegener Bandbreiten werden Smartphones auch immer häufiger zum Radiohören benutzt. Die Radiozentrale-Studie „Heimat to go“ ergab, dass in der Zielgruppe der 14- bis 29- Jährigen innerhalb von zwei Wochen bereits fast ein Drittel der Nutzer Radioprogramme über das Handy empfängt. In dieser Zielgruppe ist auch das Interesse an Location Based Services besonders stark ausgeprägt. Davon könne vor allem das Radio profitieren, argumentierte Dr. Ansgar Mayer. Der Crossmedia-Experte sagte, nun bestehe für die Hörfunk-Branche die große Chance, auf dem Smartphone personalisierte Werbe- und Service-Angebote wie zum Beispiel Mobile Couponing zu etablieren. Er verstehe nicht, weshalb dieses Geschäftsfeld den meist ortsfremden Newcomern und Startups überlassen werde, kritisierte Mayer. Auch Bernhard Bahners von radio.de betonte die neuen Chancen für den Hörfunk. Es zeige sich, dass Radio auch zu Hause immer stärker über Smartphones und Tablet-PCs genutzt werde. Da mache es Sinn, das Radio mit ortsbezogenen Diensten zu ergänzen.

Stephan Schmitter, verantwortlich für die RTL-Radios in Berlin, wandte ein, noch lohne es sich nicht, in das Geschäftsfeld des Location Based Advertising einzusteigen, da sich der Aufwand aufgrund der geringen Reichweite nicht rechne. Da sei Radiowerbung mit der hohen Emotionalität des Mediums einfach noch wesentlich effektiver. Auch Florian Gmeinwieser warnt vor zu viel Euphorie: Location Based Advertising sei für Filialisten und überregionale Player ein großes Thema, nicht jedoch für den Bäcker oder den Metzger um die Ecke, da sich der hohe Aufwand einfach nicht lohne.

Dennoch, so empfahl der Unternehmensberater Uwe Frigge, müssten die Hörfunkprogrammanbieter eine Strategie für die Mobile-Media-Welt entwickeln. Andernfalls, so warnte der Geschäftsführer der TrueWind Management & Marketing Consulting, erlebe die Radio-Branche in zehn Jahren vielleicht eine böse Überraschung – und das Geschäft mit den lokalen und regionalen Kunden machten dann andere.