Die Spanier haben nicht nur ein besonderes Verhältnis zum Radio, sondern auch zum Volkssport „Fußball“. Die, die sich keine Dauerkarte für das Stadion leisten können, verfolgen die wichtigen Fußballspiele am Wochenende am Radio zuhause. Nicht nur eine Handvoll Redakteure sind bei den meisten Radiostationen mit dem Thema befasst – auch vor Ort fachsimpeln Experten und Reporter auf der Journalistentribüne und am Spielfeldrand.
Jetzt aber, berichtet die Süddeutsche Zeitung, geschehen merkwürdige Dinge. Reporter, die zur Berichterstattung der ersten Spiele der aktuellen Saison angetreten und aufgrund mitgeführter Technik leicht als Radio-Journalisten auszumachen waren, wurden wieder nach Hause geschickt. Seitdem weichen immer mehr Reporter auf Handynutzung aus oder tauschen den unbequemen Platz in der Stadion-Pressekabine gegen ihr bequemes Sofa im heimischen Wohnzimmer aus und moderieren von dort. Und alles nur, weil der Proficlub-Ligaverband LFP eine seit langem angedrohte Maßnahme kurz nach Ende der letzten Saison wahr gemacht hat: Den Radiostationen wird vor der Ausstrahlung eines Profi-Spiels eine Übertragungsgebühr in Rechnung gestellt. Die seit den zwanziger Jahren kostenlose Akkreditierung entwickelt sich zum kostspieligen Vergnügen. Eine Maßnahme, die mit schwindenden Ticketverkäufen und schwächeren Einnahmen aus TV-Rechtevergaben begründet wird. Die führende Radiostation Cadena SER beispielsweise erreicht an einem Spieltag mehr als anderthalb Millionen Zuhörer. Für die Übertragung der Spiele während der gesamten Fußballsaison soll sie nun rund vier Millionen Euro zahlen. Sportrechtehändler halten Werbeeinnahmen in dreistelliger Millionenhöhe als Begründung für die Geldforderungen dagegen. Vom Werbekuchen möchten auch die Vereine ein Stück abhaben.
Was bei Meisterschaften internationales Ranges längst üblich ist, stößt in Sachen spanische Liga aber auf Widerstand: Die Reporter würden, anders als im TV, wo das Fernsehbild wirke, mit eigener Persönlichkeit individuelle Produkte schaffen. Der Verzicht auf rund ein Fünftel der Werbeeinnahmen sei daher inakzeptabel.
Mit einer gemeinsamen Aktion vor Stadiontoren wurde an diesem Wochenende notariell beglaubigt, was vor dem Richter enden soll: eine Klage wegen Verletzung der Pressefreiheit. Nun ruft die spanische Radioakademie gar die Regierung zum Eingreifen auf: Diese Art der Grundversorgung solle nicht durch weitere Kosten erschwert werden. Ein Promninenter unterstützt bereits lautstark diesen Aufruf: Trainer Mourinho von Real Madrid.