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BVZM: Apples Radiostrategie

BvzMAuf alten Radioempfängern gibt es im Mittelwellenbereich noch die Station Beromünster. Trotz großer Rettungsparty mit 15.000 Nostalgikern ist seit ein paar Wochen Schluss mit Mittelwelle in der Schweiz. Wann der letzte analoge UKW-Sender in Europa stillgelegt wird, steht in den Sternen. Der für 2017 in Großbritannien angepeilte Ausstieg erhitzt schon jetzt die Gemüter. Wann es zum dringend notwendigen Umstieg zum digitalen terrestrischen Hörfunk kommt, hängt entscheidend von den Endgeräte-Herstellern und Marketing-Strategen in der Mobiltelefon-Industrie ab. Die Ankündigung von Nokia, eine ganze Handy-Serie mit DAB-Chips auszustatten, hilft dem terrestrischen Digitalradio mehr als jeder tapfere Simulcast-Betrieb von UKW-Stationen. Wenn jetzt die Apple-Strategen für rund 4,5 Millionen US-Dollar einen kleinen Anteil an der englischen Firma Imagination Technology gekauft haben, die Digitalradio-Empfänger unter der Marke PURE sowie entsprechende Chips und anderes Equipment herstellt, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass Apple vielleicht im iPod und iPhone standardmäßig den digitalen Radioempfang integriert. Trotz beachtlicher WLAN-Radio-Zuwachszahlen und trotz wachsender Beliebtheit des Internet-Radio-Empfangs auf dem Rechner im Wohnzimmer, gilt: Die für das Radio existenziell wichtige Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen bekommt man nur über die Coolness eines Handys oder iPods. Über Zusatzsoftware („Apple Apps“) kommt schon jetzt viel Radio auf den Touchscreen. Der industrielle Schulterschluss von Apple mit dem digitalen terrestrischen Radio wäre eine erneute Party wert – dann wieder am stillgelegten Sender Beromünster.

Bernt von zur Mühlen arbeitet als Medienberater in Luxemburg. E-Mail:bvzm@bvzm.net

Dieser Beitrag ist im Rahmen des täglichen Tagebuchs von Bernt von zur Mühlen im Medienboten am 15. Januar 2009 erschienen und wird mit freundlicher Genehmigung des Medienbote Verlags auf RADIOSZENE veröffentlicht.

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