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Berlin: 97.2 blu.fm-Chef verklagt DAA GmbH wegen Sendelizenz-Deal mit sunshine live

Medienanstalt Berlin-Brandenburg schaltet Schwul-lesbisches Radio „97.2 blu.fm“ einen Tag vor Christopher Street Day ab

mabb genehmigt sofortige Aufschaltung von Techno-Sender aus Mannheim ohne vorheriges Ausschreibungsverfahren

blu fmAm Freitag (24.06.) hat die Geschäftsführung der Deutschen Audio Agentur GmbH (der Betreibergesellschaft von 97.2 blu.fm) ihre Sendelizenz – die gerade erst im Herbst letzten Jahres um weitere sieben Jahre verlängert wurde – an die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) zurückgegeben. Das ohne Wissen aller Gesellschafter der GmbH und auch ohne vorhandenen Gesellschafterbeschluss. Die Mitarbeiter und auch der zweitgrößte Gesellschafter erfuhren von der UKW-Abschaltung erst am Nachmittag aus Internetforen. Der Medienanstalt wurde von der Geschäftsführung der DAA GmbH die Aufschaltung des Techno-Senders „sunshine live“ aus Baden Württemberg empfohlen. Diesem Wunsch kam die Medienanstalt auch sofort – und ohne vorheriges Ausschreibungsverfahren – nach. Seit Freitag, 19 Uhr strahlt „sunshine live“ auf der UKW-Frequenz 97,2 MHz sein – in Mannheim produziertes – Programm in Berlin aus.

Damit ebnet die mabb der Vermarktungsgruppe „TOP RADIO“ den Einfluss auf insgesamt 6 UKW-Sendern in Berlin. Darunter: „94,3 r.s.2“, „Berliner Rundfunk 91.4“, „98.8 Kiss.FM“, „100,6 Motor FM“, „STAR FM 87.9“ und „sunshine live“. Innerhalb dieses Vermarktungsverbundes stehen drei Sender („94,3 r.s.2“, „Berliner Rundfunk 91.4“ und „sunshine live“) unter Einfluss der REGIOCAST-Gruppe.

Unabhängig von der zweifelhaften Medienkonzentration, die durch die Entscheidung der mabb geschaffen wurde, kritisiert das 97.2 blu.fm Team – auch auf Hintergrund des Medienstaatsvertrages – das die Medienanstalt bereits vor einem notwendigen Ausschreibungsverfahren, der Prüfung und Neuzuteilung der Frequenz einen Anbieter wie „sunshine live“ mit einem Berlinfremden Programm – das in Baden Württemberg produziert wird – in der Hauptstadt über UKW auszustrahlen lässt, obwohl man selbst den Sendebetrieb nicht eingestellt habe.

Das Team von 97.2 blu.fm produziert und sendet – auch trotz der UKW-Abschaltung durch die mabb – weiterhin sein Programm im Internet (www.blu-fm.de/stream) auch um die bisherigen Beschäftigungsverhältnisse der Mitarbeiter und DJs zu sichern, zu erhalten und weiterhin dem ursprünglichen Lizenzauftrag nachzukommen.

Anfang des Jahres hat der Hauptgesellschafter, die Sergej Medien- und Verlags GmbH, die auch das gleichnamige „blu Magazin“ herausgibt, offiziell mitgeteilt, seine Anteile an der DAA GmbH verkaufen zu wollen. Zweitgrößter Gesellschafter und Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes (V. i. S. d. P.) ist 97.2 blu.fm Programmdirektor Matthias Kayales. Er hatte sich bereits im März mit dem Hauptgesellschafter, der Sergej Medien- und Verlags GmbH und Minderheitengesellschafter Olaf Alp über die Übernahme der kompletten Anteile geeinigt, die der Medienanstalt zur Prüfung vorgelegt werden sollten. Erst vor wenigen Tagen wurde er von der Geschäftsführung informiert, dass ein Übernahmeangebot von sunshine live vorliege, dass man prüfen wolle.

Seit mehreren Jahren bemüht sich der – aus Mannheim stammende – Techno-Sender „sunshine live“ (Betreibergesellschaft RNO Rhein-Neckar-Odenwald Radio GmbH & Co. KG) vergeblich um eine UKW-Frequenz in Berlin. Vor wenigen Wochen unterbreitete sunshine live der Geschäftsführung der DAA GmbH ein Angebot auf das jetzt die Rückgabe der Lizenz erfolgte.

Matthias Kayales
Matthias Kayales

Programmdirektor Matthias Kayales war langjähriger Mitarbeiter bei Radio HUNDERT,6 bis er im Jahr 2006 als zweitgrößter Gesellschafter bei 97.2 blu.fm eingestiegen ist.

„Das 97.2 blu.fm Team sei willens und auch finanziell in der Lage, den Sendebetrieb fortzusetzen. Man werde sich einem kommenden Ausschreibungsverfahren stellen, um wie in den letzten Jahren einen Vielfaltsbeitrag für den Berliner Radiomarkt zu leisten und Inhalte weiter auszubauen. Aus der Hauptstadt für die Hauptstadt“ so Kayales. Auch rechtliche Schritte leite er als zweitgrößter Gesellschafter und Programmchef durch seine Kanzlei gegen die Geschäftsführung der DAA GmbH gerade ein.

XPLR: MEDIA Radio-Report