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Ostbelgien: Sunshine und Fantasy im luftleeren Raum

medienradio ostbelgien small

Nachdem die Sender Radio Sunshine und Fantasy Dance FM 96,7 fristgerecht am 1. Mai ihre nachgebesserten Lizenzanträge beim Ostbelgischen Medienrat eingereicht hatten, ist die Szene dort derzeit nach dem alten Kulturkritiker-Motto gestrickt: „Der Vorhang zu und alle Fragen offen“.

Anfang des Jahres hatte der Medienrat der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Ostbelgien (DG) den privaten deutschsprachigen Hörfunksendern Radio Sunshine, Fantasy Dance FM 96.7 und Pur Radio 1 die Sendelizenz verweigert. Während der Neuling „Pur Radio 1“ erst gar nicht an den Start gehen konnte, wurde durch den Beschluss den etablierten Stationen Sunshine und Fantasy die Lizenz nicht verlängert.

Der Medienrat habe bei Radio Sunshine, Fantasy Dance FM 96.7 und Pur Radio1 jeweils mehrere Mängel oder Gesetzeswidrigkeiten festgestellt, hiess es damals. Der Sendebetrieb war den beiden Etablierten aber offiziell nicht untersagt worden.

Und so funken beide munter weiter aufgrund einer Art von Duldung durch die Medienwächter. Diese aber befindet sich nach Meinung von Branchenkennern eher im „luftleeren Raum“. Denn ein entsprechender Beschluss des Medienrates sei bisher auf dessen Tagesordung nicht aufgetaucht, hiess es.

radio sunshine 200Erst im Herbst ist mit einer neuen Anhörung und mit einer Lizenzentscheidung gar erst zum Jahresende zu rechnen. Und so läuft auf den Frequenzen alles wie bisher. Auch sei eine Klage gegen die verweigerte Lizenzverlängerung erstmal nicht spruchreif gewesen, sagt Sunshine-Chef Benoit Gauder. „Ich hätte nur geklagt, wenn wir nicht hätten weitersenden dürfen“. Er ist sich ziemlich sicher, jetzt alle „nötigen Formulare“ zu den Problemfällen beigebracht zu haben, an denen zu Jahresbeginn die Lizensierung gescheitert war. Für eine Reise-Verkaufs-Sendung, für die er eigentlich nach belgischem Recht eine Konzession als Reisebüro gebraucht hätte, sei er jetzt eine Kooperation mit einem konventionellen Reisebüro eingegangen, so Gauder. Ob das aber jetzt dem Ostbelgischen Mediendekret (Gesetz) entspricht, halten Insider immer noch für zweifelhaft.

Ehem. Radio Sunshine-Sendemast in Lontzen (Bild: RADIOSZENE)
Ehem. Radio Sunshine-Sendemast in Lontzen (Bild: RADIOSZENE)

Zur vom Medienrat bemängelten Sendetechnik sieht sich der Sunshine-Boss immer noch auf der richtigen Seite. Er nutze den Sendeturm des öffentlich-rechtlichen BRF und dessen Antennen mit der geforderten Sendeleistung am Standort Lontzen, so Benoit Gauder. Doch dieser Mast ist schon baurechtlich ein zweifelhaftes Objekt. Er ist eigentlich illegal , denn verschiedene Essentials wie Elektrosmog-Schutz sind beim Bau des Mastes nicht beachtet worden und weiter offen. Jedenfalls mit Blick auf den „privaten“ Nutzer Radio Sunshine. Denn das Perverse: Der Sendemast gilt für den BRF als „legales“ öffentliches Gebäude, für das andere Bauregelungen gelten als für den privaten „Untermieter“.

Eine Gemengelage, die auch für den „Leidensgenossen“ Fantasy gilt. Er sendet von einem Turm , der damals im Auftrag vom öffentlichen BRF durch die Deutsche Telekom bei Raeren unter rechtlich eher umstrittenen Bedingungen in einem Landschaftsschutzgebiet errichtet wurde. Hierüber sendet auch Konkurrent 100’5 DASHITRADIO. Der geniesst – siehe oben – noch halbwegs öffentliche Sonderrechte. Fantasy aber nutze als Privater den Mast nicht legal, sagen Kenner der ostbelgischen Szene.

Fantasy belgien small

Schließlich sieht Benoit Gauder auch generell die vorläufige Abweisung der Lizenzverlängerung durch den Medienrat äußerst kritisch. Da sei zu pauschal geurteilt worden. So seien ihm mangelnde lokal-bezogene Wortanteile vorgeworfen worden. „Da sind zwar gute Leute in dem Gremium. Aber sie haben offenbar das Programm nie gehört und nur nach den Paragrafen entschieden“. Natürlich habe er hohe lokale Programmanteile. Nur könne er nicht jede einzelne Moderation im eingereichten Sendeschema aufführen. Der Sunshine-Chef: „Wenn der Moderator einen Veranstaltungstipp durchgibt, ist das auch lokal!“

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Sunshine und Fantasy dürfen weitermachen

XPLR: MEDIA Radio-Report