Offene Kanäle in Mecklenburg-Vorpommern überrascht vom eigenen Erfolg

Mit der regelmäßigen Media-Analyse erfahren die kommerziellen Radiosender in Deutschland alle Details zu ihren Hörerzahlen. Mithilfe von Telefonumfragen werden diese Daten zweimal im Jahr veröffentlicht. Die Bürgerkanäle können auf diese Zahlen nicht zurückgreifen und wissen daher meist sehr wenig über das aktuelle Hörerverhalten.

Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung wurde am Dienstag, den 31. Mai 2011, in Greifswald eine neue Studie zur Arbeit, Nutzung und öffentlichen Wahrnehmung der Offenen Kanäle in Mecklenburg Vorpommern vorgestellt. Eingeladen hatte als Auftraggeber der Studie die Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern (MMV). Erarbeitet wurde die Analyse vom Berliner Beratungsunternehmen Goldmedia. Nun können auch die Bürgerkanäle im Bundesland auf Hörerzahlen zurückgreifen.

NB Radiotreff 880 smallBesonders positive Werte erreicht dabei das Bürgerradio „NB-Radiotreff 88,0“ und erweist sich damit als sehr bekannt in der Region. Jeder dritte Neubrandenburger schaltet demnach ab und zu ein, rund 20 Prozent hören den Sender sogar regelmäßig. Zu diesem Ergebnis kommt die vorgestellte Studie, bei der rund 350 Einwohner der Viertorestadt befragt wurden. Die Mitarbeiter des Radiotreffs freuen sich über die guten Werte: „Das motiviert mich, weiterzumachen“, sagt Thomas Ubl, der bereits seit zehn Jahren Musiksendungen beim Radiotreff produziert. Nach der Studie ergibt sich für die offenen Fernsehkanäle in Rostock und Schwerin ein Bekanntheitsgrad von rund 12 Prozent. Diese Werte erreicht auch das freie Rostocker Lokalradio LOHRO.

Dr. Uwe Hornauer (Bild: MVV)
Dr. Uwe Hornauer (Bild: MVV)

Uwe Hornauer, Direktor der Medienanstalt, kommentiert die Studie: „Der Radiotreff ist so etwas wie eine Institution in Neubrandenburg. Die Radiomacher wollen sich nun ein festes Programmschema geben. „Doch in erster Linie geht es bei den Offenen Kanälen nach wie vor darum, dass jeder Bürger seine eigene Sendung machen kann“, sagt der Direktor. Auf diese Weise soll auch die Medienkompetenz der Bürger gesteigert werden. Zu diesem Zweck bietet die Medienanstalt Projekte für Schüler an. Bereits seit 2002 rollt die Anstalt mit zwei „Medientreckern“ von Schule zu Schule. In die Zukunft der „Bürgermedien“ im Land blickt Hornauer aber mit Sorgenfalten. Die Medienanstalt muss von Jahr zu Jahr mit weniger Geld auskommen – bei steigenden Kosten. Eine Folge könnte sein, dass die Programme demnächst nur noch im Internet zu empfangen sind. Allein die Gebühren für die Ausstrahlung in Rundfunk- und Kabelnetzen verschlingen etwa ein Viertel des Gesamtbudgets von einer Million Euro, das die Medienanstalt pro Jahr für die Kanäle ausgeben darf. Mit der Umstellung auf Digitaltechnik werden die Kosten in den nächsten Jahren nochmals steigen.