Webradio: Ist die Büchse der Pandora in Deutschland noch nicht geöffnet?

pandora internetradio smallWenn sich am 13. Mai die Vertreter der Radio- und Onlinewelt zum Radiocamp in Hamburg treffen, rücken Webradios wieder stärker in den Branchenfokus. Klar ist längst, dass Anzahl, Vielfalt und Nutzung zunehmen: Laut BLM-Webradiomonitor sind über 2.700 Internetradios in Deutschland aktiv. Die Potenziale von Online-Radio- und Musikdiensten sind aber wohl noch größer.

Anders als in Deutschland gibt es in den USA den Webradiodienst Pandora. Pandora bietet einen personalisierbaren Musikstream und führt mit deutlichem Vorsprung das Ranking der meistgeladenen iPhone-Apps im Bereich Musik in den USA an. Das zeigt, welch große Nachfrage es gerade nach individualisierbaren Webradio-Diensten gibt, – wenn sie denn gut funktionieren. Dass Pandora (neben einigen anderen Diensten wie zum Beispiel Spotify) in Deutschland nicht abrufbar ist, beruht auf bislang wohl ungeklärten urheberrechtlichen Fragen.

Im Unterschied zu Deutschland scheint sich auch die Radionutzung bei den 12 bis 24-jährigen Amerikanern bereits deutlich geändert zu haben: Hörten im Jahr 2000 noch 74 Prozent aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen morgens Radio in den USA, waren es 2010 nur noch 41 Prozent.

Auch die Zeit, die für verschiedene Medienangebote aufgewandt wird, hat sich in den USA auffällig verschoben. Während sich die Radionutzung bei jungen Amerikanern von 2:43h in 2000 auf 1:24h pro Tag in 2010 fast halbiert hat, verdreifachte sich die Internetnutzung auf fast drei Stunden täglich im gleichen Zeitraum (Quelle: Edison Research 2010). So weit, so klar.

Ein Faktor, der bei diesen Verschiebungen eine wirklich wichtige Rolle spielt, bislang aber wohl nicht so recht wahrgenommen wurde, ist: das Internetradio.

Schon 36 Prozent aller Onliner über 12 Jahre in den USA hörten 2010 mindestens gelegentlich Internetradio, in Deutschland waren das mit 13 Prozent erst rund ein Drittel (ARD/ZDF-Onlinestudie 2010). Und es sollen in den USA immer mehr werden. Für 2012 sagt die gleiche Studie von Bridge Ratings voraus, dass über 50 Prozent der US-Onliner Internetradio nutzen werden.

Mit weitem Abstand an erster Stelle in den USA steht hierbei heute schon Pandora. 27 Prozent der Onliner in den USA sagten 2010, dass Pandora ihr beliebtester Webradio-Musikdienst ist. Danach folgen Last.fm und AOL (jeweils 3%), Yahoo Music und Rhapsody (jeweils 2%). Der Rest ist long tail.

Als Gründe für die hohe Beliebtheit von Pandora wurden vor allem die Möglichkeiten zur Personalisierung, zum Überspringen von einzelnen Musiktiteln und weniger Werbung genannt.

Daher auch der Tipp der Forscher in den USA: Das reine Klonen eines UKW-Programms läuft offenbar Gefahr, an den Hörerwartungen der Internetnutzer vorbei zugehen. Relevant sind besonders Webradio-Dienste, welche die technischen Möglichkeiten des Internets bestmöglich nutzen: Personalisiert, sozial, lokal, mobil, interaktiv. Erst dann lässt sich anscheinend die Webradio-Büchse der Pandora öffnen.

Dr. Klaus Goldhammer
Dr. Klaus Goldhammer

 

Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia GmbH Strategy Consulting

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Autor: Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia GmbH
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