Niederlande: Die Balkenende-Norm

Jan Peter BalenendeEponyme werden immer unbeliebter. In Deutschland ist es das Schlagwort „Hartz“, in den Niederlanden die „Balkenendenorm“. Von 2002 bis 2010 übte Jan Peter Balkenende das Amt des niederländischen Ministerpräsidenten aus. Er entwickelte im Jahre 2005 ganz besondere Gehaltsvorstellungen. Wie in Deutschland auch werden in den Niederlanden hoheitliche Aufgaben – vom Schienennetz bis zur Rundfunk-Grundversorgung – von öffentlichen Körperschaften wahrgenommen. Leitende Angestellte im Öffentlichen Dienst sollten keinesfalls ein höheres Jahreseinkommen erreichen als er selbst. Personen mit geringer gesellschaftlicher Präsenz sollten nicht überdurchschnittlich entlohnt werden.

Für 2006 konstatierte er beispielsweise einen Betrag von 158.000 EUR; für das Jahr 2007 bescheinigte ihm das niederländische Innenministerium ein Jahresgehalt von nur 128.000 EUR. Da nach wie vor private Zulagen jedoch nicht veröffentlicht werden, wurde für 2009 ein Betrag von 188.000 Euro festgelegt.

Im Jahre 2010 wechselte zwar der Ministerpräsident, nicht jedoch die Gehaltsvorstellungen in den Köpfen. Wenn schon Direktoren nicht mehr verdienen sollten als „JP“, dann doch erst recht nicht Moderatoren! Bei der Öffentlich-Rechtlichen „Nederlandse Publieke Omroep“ schrumpfte die Zahl der Großverdiener jedoch nur wenig. Statt fünfzehn waren es nur noch 13 Moderatoren, die die Balkenendenorm übertrafen. Vier davon waren bei der Rundfunkorganisation BNN beschäftigt. Dort schlägt der Größtverdiener mit 256.994 Euro Jahreseinkommen zu Buche. BNN ist die jüngste Radiovereinigung der Niederlande. Sie wurde 1998 neu gegründet und kämpft derzeit um mehr Sendezeit. Bei der wesentlich größeren VARA (einst „Vereeniging Arbeiders Radio Amateurs“) hält ein Moderator mit jährlichem Einkommen in Höhe von 463.541 den Rekord.

Der Arbeitgeber bezahlt in allen Fällen den die Norm übersteigenden Betrag, nicht der Steuerzahler!