Der FDP-Medienpolitiker Klaus Rickert hält nichts von einer Zwangsdigitalisierung
Wie hören wir in 15 Jahren Radio? Mit dem Smartphone, dem guten alten UKW-Empfänger oder einem DABplus-Gerät? Die letzte Antwort ist vermutlich die unwahrscheinlichste. Dennoch macht sich die Politik in Berlin auf den Weg, den Rundfunk zu digitalisieren – per Gesetz. Das neue Telekommunikationsgesetz ist gerade in Arbeit. Ursprünglich sollten die UKW-Zuteilungen im Jahr 2015 widerrufen werden, jetzt ist vom Jahr 2025 die Rede. Dann hieße es: UKW-Radio aus, DABplus-Empfänger an. Doch ob 2015 oder 2025 – es muss die Frage gestellt werden, warum die Politik überhaupt eine Rolle bei der Frage spielen sollte, mit welchen Empfangsgeräten in Zukunft Radio gehört wird.
Die Verbraucher wissen, was sie tun. Genau aus diesem Grund hat sich DAB bzw. DABplus bisher nicht durchgesetzt. Es gibt sowohl für die Verbraucher als auch für die Sender keinen Grund, in Zukunft auf diese Technologie zu setzen. Gründe dafür gibt es viele – hier sind drei:
- Der Markt: Das UKW-Radio ist in Deutschland nach wie vor das dominierende Empfangsgerät. Ob im Auto, in der Küche oder im Badezimmer – bundesweit UKW-Geräte in dreistelliger Millionenhöhe am Markt. Parallel dazu wird Radio immer stärker per Livestream im Internet gehört. Dabei hat der Hörer die Auswahl zwischen tausenden Programmen. „Internet schickt UKW-Radio in Rente“ war vor einiger Zeit in einem Artikel zu lesen. So weit ist es noch nicht. Sicher ist nur, dass es aus Verbrauchersicht wohl keine Überschrift „DABplus schickt UKW –Radio in Rente“ geben wird: Denn wozu sollte sich der Verbraucher ein weiteres teures Empfangsgerät kaufen, welches ihm zu wenig zusätzlichen Nutzen bringt?
- Die Technik: Im Internet sind mehr Programme für den Hörer heute schon Realität – bei DABplus wird er wohl vergeblich darauf hoffen. Im Gegenteil: Lassen sich durch den so genannten „Overspill“ zum Beispiel in Hannover auch viele Programme empfangen, die ihren Sitz außerhalb Niedersachsens haben, wird das mit der digitalen Technik ein Ende haben. Mit der digitalen Technik lässt sich das Sendegebiet wesentlich genauer abgrenzen – der Hörfunkmarkt wird für die Verbraucher um einige Alternativen ärmer. Hinzu kommt, dass auch der lückenlose Empfang von DABplus nach heutigen Kriterien nicht gewährleistet ist.
- Die Kosten: Ein UKW-Autoradio für 40 Euro? Das dürfte mit der neuen Technik schwierig werden. Denn durch die Verknüpfung von UKW und DABplus-Chip, die man auf jeden Fall benötigen wird, werden auch die Geräte teurer werden. Ein klarer Nachteil für die Verbraucher. Auch für die Radiosender – öffentlich-rechtliche wie private – würde eine Digitalisierungspflicht kostspielig. Sie müssten für viele Jahre deutlich mehr Geld in die Übertragung ihrer Programme investieren – für UKW UND DABplus.
Die FDP hat sich immer auf die Seite des Fortschritts gestellt. Das bleibt auch in Zukunft so. Aber wir glauben daran, dass Fortschritt nicht verordnet werden muss. Wir lesen Tageszeitungen über das iPad, wir empfangen unsere E-Mails unterwegs auf dem Handy und wir studieren im Auto nicht mehr die Karte sondern verlassen uns auf das Navigationsgerät. Diese Technologien haben sich ganz ohne die Politik durchgesetzt. Es spricht vieles dafür, dass wir in zehn Jahren auch keine UKW-Radios mehr in den Autos finden werden. Der Weg dorthin sollte aber von den Verbrauchern bestimmt werden, nicht von der Politik.
Klaus Rickert ist medienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag