Schock für einige Webradiopartner*) der Hamburger Werbevermarkter RBC|Netvertiser. Heute flatterte ihnen ohne Vorwarnung seitens RBC die Kündigung des Streams von der NACAMAR GmbH ins Haus. Im Kündigungsschreiben an die RBC-Kunden heißt es kurz und knapp: „Die NACAMAR GmbH beendet die Zusammenarbeit mit der RBC GmbH zum 21.05.2011.“ Die Streams der Nutzer laufen aber noch bis maximal 20. September 2011, so das Datum im Kündigungsschreiben. NACAMAR bietet auch an, früher aus den Verträgen auszusteigen. Ein Angebot, auf eigenen Kosten weiter zu streamen, suchten die Abnehmer vergeblich. Bisher können alle privaten Webstationen, die sich über RBC vermarkten lassen, ihr Programm gratis über den Streamanbieter NACAMAR verbreiten.
Einer der betroffenen Webradioanbieter ist „Radio RZ 1“, der für das norddeutsche Breitenfelde ein ambitioniertes Regionalprogramm sendet und mit mit „StrikeRadio – wir spielen was wir wollen“ ein zweites, moderationsloses Musikprogramm streamt. Eigentümer ist der ehemalige R.SH- und alster radio-Mitarbeiter Roland Michels: „Das hat mir erstmal die Sprache verschlagen, weil die Kündigung ohne Vorwarnung kam. Der erste Gedanke war: Das kann doch nicht wahr sein, was geht denn da ab? Ich erwarte so schnell wie möglich eine Erklärung der beiden Vertragspartner zu den Hintergründen.“
Sollte RBC keinen neuen Streampartner finden, so wolle radio RZ 1 nach einer eigenen technischen Lösung suchen. „Wir hoffen, den Stream unseren Hörern auch weiterhin kostenlos anbieten zu können. Wir konzentrieren uns aber aktuell stark auf die Verbreitung via Kabel und UKW, bzw. neuer Technologien“, so Michels weiter.
Über die Hintergründe sagte RBC-Geschäftsführer Klaus Gräff gegenüber RADIOSZENE: „Der Vertrag zwischen nacamar und der RBC GmbH läuft zum 31.03.2011 aus. Der Vertrag wurde seitens nacamar gekündigt. In den letzten Wochen haben wir intensive Bemühungen unternommen, zu einer Fortsetzung der Zusammenarbeit zu kommen, was leider nicht gelungen ist.“
Warum sich RBC nicht früher an die betroffenen Webradios gewandt hat, erklärt Gräff so: „Wir führen derzeit mit anderen Streaming-Anbietern erfolgversprechende Gespräche zur Übernahme der nacamar-Leistungen. Gern wollen wir unseren Mandanten auch weiterhin den Service eines kostenfreien Streaming-Angebots unterbreiten. Im Nachgang der Gespräche werden wir Ende der Woche alle betroffenen Mandanten über die aktuelle Situation informieren. Ohne den Ausgang der Gespräche vorgreifen zu wollen, sind wir sehr zuversichtlich, in diesem Schreiben unseren Mandanten schon eine ganz konkrete Alternative zu nacamar anbieten zu können. Auch wenn der Kooperationsvertrag zwischen der RBC GmbH und nacamar ausläuft, gehen wir davon aus, dass nacamar die individuell laufenden Verträge mit den Webradios weiterhin erfüllen wird. Kurzfristig ist daher kein Stream gefährdet.“
Vielen Anbietern ist es erst auf Grund des Deals mit RBC|Netvertiser möglich, unbegrenzt viele Hörer im Internet zu bedienen. Sollte diese Möglichkeit dauerhaft wegfallen, könnte es zu einem größeren Webradio-Sterben in Deutschland kommen. Die RBC ist zuversichtlich, dass bis zum Radiocamp 2011 in Hamburg am 13. Mai eine Lösung gefunden sein werde.
*) Laut RBC-Geschäftsführer Klaus Gräff nutzen nur ca. 10% der Webradiopartner das kostenlose Streaming-Angebot von NACAMAR.
Stellungnahme von nacamar-Geschäftsführer Uwe Schnepf
Bezugnehmend auf Ihren Artikel „Webradio-Schock: NACAMAR kündigt Vertrag mit RBC“ vom 21.03.2011 widersprechen wir der Darstellung in folgenden Punkten:
1. nacamar hat den RBC-Vertrag am 28.09.2010 zum 31.05.2011 gekündigt, und somit mit einem Vorlauf von mehr als 6 Monaten. Eine solche Kündigung ist im Geschäftsleben ein normaler Vorgang, sofern Kooperationen, aus welchen Gründen auch immer, nicht funktionieren und man diese deshalb terminieren oder die Fortsetzung einer Zusammenarbeit vertraglich anders gestalten möchte. Leider ist es uns nicht gelungen, eine modifizierte Form der Zusammenarbeit mit der RBC zu finden. Deshalb endet die Zusammenarbeit definitiv zu oben genannten Zeitpunkt. Selbstverständlich wird die nacamar ihre vertraglichen Pflichten gegenüber der RBC bis zum 31.05.2011 erfüllen.
2. Vor dem Hintergrund der Kündigung der Zusammenarbeit mit der RBC macht es für nacamar auf Grund der nun fehlenden Refinanzierungskomponente aus der Audio-Werbung im Rahmen des Netvertiser-Modells keinen Sinn mehr, das kostenlose Streaming für Webradios fortzusetzen und hat damit konsequenterweise die bilateralen Verträge der Netvertiser-Kunden vorsorglich gekündigt, um eine erneute Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Streaming in die Wege zu leiten. Hierbei stehen den Parteien die Optionen Freestream mit dem werbebehafteten Radioplayer der nacamar oder ein Bezahlmodell offen.
nacamar würde sich sehr über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den betroffenen Webradios freuen. Entscheidend ist hierbei die fallweise Prüfung durch die Partner. Ein Automatismus oder Garantie, die Zusammenarbeit unter allen Umständen fortzusetzen, gibt es selbstverständlich nicht. Die gekündigten Verträge laufen im Übrigen nicht wie fälschlich zitiert alle bis max. 20. September 2011, sondern teilweise bis weit in das Jahr 2012 hinein, da jedem Vertrag unterschiedliche Laufzeiten und Beginn zu Grunde liegen. Selbstverständlich erfüllt nacamar auch hier Ihre vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Webradios bis zum Ende der jeweiligen Vertragslaufzeiten.
3. nacamar möchte die Aussage von sich weisen, dass durch die Kündigung dieser Kooperation „ein größeres Webradio-Sterben“ in Deutschland starte. RBC-Geschäftsführer Klaus Gräff selbst gibt zu bedenken, dass nur ca. 10% der Netvertiser-Nutzer über nacamar streamen. nacamar selbst betreut auch weiterhin zahlreiche Webradios, die entweder direkt das Freestream-Modell oder zu günstigen Tarifen werbefreie Streams nutzen.
Ziel der nacamar ist es auch weiterhin, eine tragende Rolle in der Webradiolandschaft zu übernehmen. Die nacamar wird deshalb auch dieses Jahr noch weitere innovative Konzepte und zahlreiche Neuerungen in diesem Bereich vorstellen, um diesem Anspruch gerecht zu werden.