Mecklenburg-Vorpommern soll regionalisiertes DAB+ Netz bekommen

Wer mit dem Auto von Hamburg Richtung Usedom fährt, merkt schnell: Auf der DAB+ Anzeige im Autoradio endet die Programmvielfalt kurz hinter Lübeck. Neben den bundesweiten Multiplexen sind in Mecklenburg-Vorpommern derzeit nur die Programme des NDR verfügbar. Kommerzielle Privatsender, wie etwa die beliebte Ostseewelle, sucht man auf DAB+ bislang vergeblich – obwohl sie auf UKW landesweit präsent ist. Das soll sich bald ändern.

Usedom (Bild: Matthias Pens / unsplash)
Usedom (Bild: Matthias Pens / unsplash)

Landesweite DAB+ Struktur in Vorbereitung

Die Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern (MMV) arbeitet seit geraumer Zeit daran, die digitale Radiolandschaft des Landes zu erweitern. Nun steht ein entscheidender Schritt bevor: Noch in diesem Jahr soll eine landesweite, regionalisierte DAB+ Bedeckung ausgeschrieben werden. Damit würde Mecklenburg-Vorpommern – gemeinsam mit Rheinland-Pfalz bislang eines der letzten Bundesländer ohne landesweiten kommerziellen Multiplex – eine bedeutende Lücke schließen.

Während in Rheinland-Pfalz Privatsender wie bigFM, RPR1 und Rockland Radio über den Multiplex des SWR verbreitet werden, erlaubt der Staatsvertrag in Mecklenburg-Vorpommern keine gemeinsame Nutzung der NDR-Kapazitäten. Der NDR darf seine Frequenzen nicht an Dritte abgeben oder zugunsten anderer Veranstalter darauf verzichten. Leidtragender ist bislang die Ostseewelle, die sich schon seit Jahren um einen Platz im Digitalradio bemüht.

Positive Rückmeldung von der Bundesnetzagentur

Die MMV hat bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eine sogenannte Bedarfsanmeldung eingereicht – mit Erfolg. Die Anmeldung wurde positiv beschieden, auch wenn ein konkreter Kanal noch nicht festgelegt wurde. Das geplante Netz soll in vier regionale Bedeckungen unterteilt werden.

Den Anfang macht die Region Rostock, die einzige Großstadt des Landes und zugleich wirtschaftliches Zentrum der Region. Danach sollen schrittweise weitere Regionen folgen. Der genaue Ausbauplan hängt von der Nachfrage der Programmanbieter ab.

Anhörung der Bedarfsträger im Oktober 2025

Bevor die eigentliche Ausschreibung erfolgen kann – vorgesehen ist sie noch für das Jahr 2025 – steht eine formale Anhörung der sogenannten Bedarfsträger an. Am 29. Oktober 2025 will der Medienausschuss der MMV die Anhörung offiziell beschließen. Befragt werden sollen neben den öffentlich-rechtlichen Anstalten Deutschlandradio, NDR und ZDF auch die Privatfunkverbände, etwa der VAU.NET.

Die Anhörung soll rund zwei Wochen dauern. Anschließend erfolgt die medienrechtliche Zuordnung der 864 Capacity Units (CU), die für die neue Bedeckung vorgesehen sind. Erst danach kann die Ausschreibung der Übertragungskapazitäten starten.

Wunsch nach Einzelplatzvergabe statt Plattformmodell

In Vorbereitungsgesprächen mit bestehenden UKW-Veranstaltern wurde laut Florian Steffen, Pressesprecher und Techniker der MMV, deutlich, dass viele Anbieter eine Einzelplatzvergabe bevorzugen. Statt eines zentralen Plattformbetriebs möchten sie eigenständig Verträge mit dem Netzbetreiber aushandeln – idealerweise mit juristischer Unterstützung, um die Konditionen individuell gestalten zu können.

Die Sitzung des Medienausschusses am 29. Oktober 2025 ist nicht nur inhaltlich bedeutsam: Es handelt sich zugleich um die 350. Sitzung des Medienausschusses Mecklenburg-Vorpommern.