Radio-Köpfe | Jana Münkel: „Radio ist mein Lieblingsmedium“

Jana Münkel (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)
Jana Münkel (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)

In ihrer Mittagssendung „Studio 9 – Der Tag mit…“ im Deutschlandfunk Kultur empfängt die Mittdreißigerin Jana Münkel in der Regel einen Studiogast aus Kultur, Medien oder Politik und diskutiert mit diesem tagesaktuelle Themen aus eben diesen Bereichen: „Unsere Gäste dürfen gerne meinungsstark sein. Man darf sich gerne auch mal an Meinungen reiben“, erläutert Münkel. Weder wolle man um jeden Preis kontrovers sein noch strebe man die totale Harmonie an. Die Wahl-Berlinerin, in Marburg geboren und aus Mainz stammend, verkörpert den modernen Journalistentyp.

Unser Mitarbeiter Hendrik Leuker traf sich mit Jana Münkel auf der Terrasse des Deutschlandfunk-Kultur-Funkhauses in Berlin-Schöneberg zum Interview, um dabei etwas mehr über ihre Karriere sowie ihre Sendung und Herangehensweise zu erfahren.


Erste Erfahrungen in den Medien

Nach dem Abitur in Mainz – Leistungskursfächer Deutsch, Französisch und Chemie – studierte Jana Münkel Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität in Weimar (Doppelbachelor) und erwarb die französische Licence (Anm.: Abschluss des dritten Studienjahrs) in Arts, Lettres, Langues (Sprach- und Kulturwissenschaften) an der Université Lumière Lyon 2. Daraufhin schloss sich ein Masterstudium der Europawissenschaften in Frankfurt (Oder) und Groningen an.

Jana Münkel (Bild: © Ines Hasenau)
Jana Münkel (Bild: © Ines Hasenau)

Neben dem Studium absolvierte Münkel, die vier Fremdsprachen in Schrift und Sprache beherrscht, ein Praktikum beim gemeinnützigen Nachfolger des SFB-/RBB-Radios MultiKulti, bei multicult.fm. Sie moderierte dort die Morgensendung, die aus einem Studio in der Marheineke-Markthalle von Kreuzberg, im Bergmann-Kiez gelegen, kam. Sie arbeitete als freie Mitarbeiterin beim Kulturradio RBB, dessen Nachfolger Radio 3 heißt, und war 2013 insgesamt fünf Monate für das deutschsprachige Argentinische Tageblatt in Buenos Aires tätig: „Damals habe ich unter anderem über das bekannte Filmfestival für Independent-Filme BAFICI in Buenos Aires berichtet und war zwei Monate auf Reisen durch Argentinien“, blickt Münkel gerne zurück. Praktika absolvierte Münkel zudem beim ZDF-Theaterkanal, der Deutschen Presseagentur (dpa) und beim zweisprachigen Radio Eurodistrict in Straßburg.

Der Zugang zum Radio

Dann bewarb sich Jana Münkel erfolgreich beim Radio. Von 2017 bis 2019 absolvierte sie nach dem Studium ein Volontariat beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR): „Das Volontariat beim MDR war trimedial ausgerichtet: Radio, Fernsehen und Online“, erklärt Münkel die Tatsache, dass sie zunächst in allen drei Bereichen tätig war. Von 2019 bis 2021 war sie als TV-Reporterin für die regionale Nachrichtensendung MDR aktuell und ARD-aktuell tätig.

Jana Münkel (Bild: © Simon Detel)
Jana Münkel (Bild: © Simon Detel)

Seit 2019 ist sie Moderatorin, Redakteurin und Autorin bei Deutschlandfunk Kultur. Daneben moderiert sie Podiumsdiskussionen und Tagungen in den Bereichen Klimawandel, Klimaschutz, Politik und Kultur. Münkel kann bereits auf erste Lorbeeren ihrer akribischen journalistischen Arbeit blicken: So wurde sie mit dem Ernst-Schneider-Preis, dem Helmut-Schmidt-Nachwuchspreis und als „Top 30 bis 30“ (Anm.: Jahre) Wirtschaftsjournalistin 2021 ausgezeichnet.

Sendungen im Deutschlandfunk Kultur

Seit 2019 ist Jana Münkel für Deutschlandfunk Kultur tätig. Ihre Sendung dort ist derzeit die Mittagssendung „Studio 9 – Der Tag mit…“ von 12.05 bis 13.00 Uhr. „Diese Sendung moderiere ich seit 2021 an zweimal fünf Tagen im Monat. Ich bin freie Mitarbeiterin“, klärt Münkel auf. Zuvor sei sie Redakteurin von Fazit – Die Kultur vom Tage (23.05 Uhr bis Mitternacht) gewesen, Moderatorin des Popkulturmagazins Kompressor (14.05 bis 15.00 Uhr) und Redakteurin aller „Studio 9“-Ausgaben – früh um 5.05 Uhr, mittags um 12.05 Uhr und abends um 17.05 Uhr. „Auch war ich eine sog. ‚Libera‘, eine Redakteurin, die eine bestimmte Aufgabe für einen Tag bekommt und anschließend ihre Rechercheergebnisse vor dem Mikrofon wiedergibt oder einen passenden Interviewgast zum Thema auswählt“, ergänzt Münkel.

Studio 9 – Der Tag mit…

Jana Münkel (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)
Jana Münkel (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)

Die Sendung um die Mittagszeit „Studio 9 – Der Tag mit…“ hat sich bei Deutschlandfunk Kultur zu einem Höhepunkt im Programmablauf entwickelt. Jana Münkel wie auch ihr Kollege Korbinian Frenzel, mit dem sie sich abwechselt, übernehmen die Aufgabe des Moderierens und Nachfragens, sodass sich dem Hörer die Tagesaktualität erschließt. Ein Studiogast – in der Regel live, aber auch zugeschaltet oder live vor Publikum im Humboldt-Forum in Berlin – hilft, die Themen einzuordnen oder gibt seine Meinung zum Thema kund.

„Bei uns geht es um die fünf wichtigsten Themen des Tages, zu denen die Gäste sprachfähig sein sollten“, erklärt Münkel die Sendung. Die Gäste kommen wie die Themen aus den Bereichen Kultur, Medien und Politik. „Wir haben aus dem Bereich Kultur z. B. Schriftsteller, Autoren und Theaterkritiker in der Sendung, von den Medien Journalisten der Zeitungen, von Hörfunk und Fernsehen, und aus der Politik nicht nur Politiker oder Politprofis, sondern auch Publizisten und Politikwissenschaftler. Es sind viele Journalisten aus der Hauptstadt dabei“, stellt Münkel fest.

Die Gäste sollten gerne meinungsstark sein: „Man darf sich gerne als Hörer auch mal an Meinungen reiben. Wir sind aber nicht kontrovers, nur um kontrovers zu sein. Mit der Einladung von Gästen wollen wir gemeinsam über ein Thema nachdenken oder uns gegenseitig inspirieren“, verdeutlicht Münkel.

„Es geht auch um Sendeflächen zu Themen, für die sonst kein Raum ist – mit Gästen, die eine persönliche Meinung dazu haben. Ich suche nach deren Positionen, um meinen Standpunkt auch schon einmal dagegenzusetzen.“ Manchmal gehe es bei den Perspektiven auch um verschiedene persönliche oder fachliche Hintergründe oder um Perspektiven verschiedener Generationen.

Was ihre Studiogäste angehe, so habe sie der Soziologe Steffen Mau („Triggerpunkte“ ist ein bedeutendes Buch von ihm), die Soziologin und Konfliktforscherin Teresa Koloma Beck („Sie begründet ihre Thesen zur gesellschaftlichen Verfasstheit präzise“), die Autorin zu Klimafragen und Transformationsforscherin Maja Göpel, die Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin und der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, der anfragte, ob er nicht einmal vorbeikommen könne, am meisten beeindruckt.

Jana Münkel (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)
Jana Münkel (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)

Wer wird als Gast nachgefragt? „Leute, die Wissen haben und es verständlich darstellen können. Sie sollten ihr eigenes Ego dabei zurückstellen“, skizziert Münkel ihre Erwartungen. Zwischen den Themen läuft im Radio Musik; die Sendung gibt es auch als tagesaktuellen 35-minütigen Podcast ohne Musik (z. B. auf der Deutschlandfunk-Kultur-Website).

„Die Musik gefällt auch unseren Gästen oft sehr gut“, freut sich Münkel. Die Musik soll nach Auskunft der Musikredaktion eine „gewisse Leichtigkeit“ haben und abseits des Mainstreams liegen. Auf Hörerwunsch kämen nach den englischsprachigen Musiktiteln die deutschsprachigen an zweiter Stelle, neben Musik aus Frankreich, Italien, Spanien, Portugal oder den nordischen Ländern. Die Basis jedoch sei und bleibe ein nicht unerheblicher Teil an Musiktiteln, der über viele Jahre hinweg sorgfältig von der Musikredaktion aufgebaut worden ist, um den Ansprüchen einer gehobenen Musikauswahl aus den Bereichen Pop, Rock, Singer-Songwriter, Soul und R’n’B gerecht zu werden.

Jana Münkel: Warum Radio ihr Lieblingsmedium ist

Was ist Münkels Lieblingsmedium? „Radio!“, antwortet Münkel postwendend. „Radio schafft Livemomente. Es kreiert Überraschungen für mich im Studio und für die Hörer“, begründet Münkel ihre Antwort.

„Daneben auch Podcasts. Ich bin ab und zu Gast-Host (Gastgeberin, Moderatorin) des Politikpodcasts ‚Lage der Nation‘, wenn eine Vertretung gebraucht wird. In diesem Podcast debattieren zwei Politikjournalisten aktuelle Themen.“

Ein Podcast ist eine Serie von Audio- oder Videodateien, die über das Internet verfügbar gemacht wird und die man sich jederzeit herunterladen oder anhören kann – wie bei einer Radiosendung auf Abruf. Das Wort setzt sich zusammen aus iPod und Broadcast.

Deutschlandfunk Kultur – ein Formatradio?

Funkhaus von DLF Kultur Berlin (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)
Funkhaus von DLF Kultur Berlin (Bild: © Hendrik Leuker 9/25)

Wer Deutschlandfunk Kultur regelmäßig hört, weiß, was ihn erwartet: viel über Politik, Medien und an erster Stelle natürlich über Kultur. „Wir haben besondere Schwerpunkte, und daneben läuft Musik“, räumt Münkel ein.

Die einzelnen Themen bekämen bei Deutschlandfunk Kultur indes mehr Raum: „Wir können uns den Raum nehmen, länger mit Studiogästen und Interviewpartnern zu reden – sicher fünf bis sechs Minuten lang. Wenn es das Thema trägt, dann auch länger, etwa neun Minuten. In einem Formatradio kann man sich diesen Raum nicht nehmen. Wegen dieser Räume ist Deutschlandfunk Kultur kein Formatradio“, meint Münkel.

Zukunft des Mediums

Wie entwickelt sich Radio in den nächsten zehn Jahren? Auch Jana Münkel hat schließlich ein Eigeninteresse daran, dass es mit diesem Medium weitergeht: „Radio wurde schon oft totgesagt. Ich glaube nicht, dass Radio schon tot ist. Die Genres ‚linear‘ und ‚On Demand (auf Abruf)‘ werden verschmelzen. Man sollte Podcasts fürs Programm nutzbar machen. Ich hoffe, dass die Livemomente im Radio nicht verschwinden werden. Man sollte nach wie vor mit Themen konfrontiert werden, die man sich nicht ausgesucht hat. Daher sollten Livemomente nicht ganz verschwinden. Für mich können Moderatoren auch nicht durch KI (künstliche Intelligenz) ersetzt werden. KI kann keine Situationskomik erzeugen“, sinniert Münkel über die Zukunft ihres Mediums.

Auch werde die Interaktion mit den Hörern wichtig bleiben: „Die Radiosender müssen sich überlegen, wie sie an die Menschen herankommen“, ist sich Münkel gewiss.

Hobbys, Hör- und Sehgewohnheiten

Jana Münkel (Bild: © Simon Detel)
Jana Münkel (Bild: © Simon Detel)

Gefragt nach ihren Hobbys nennt Münkel eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Wellness, Singen im Chor, Wandern, Snowboardfahren im Winter, Lesen von Sachbüchern und Romanen sowie Kino- und Theaterbesuche.

Im Fernsehen sehe sie die Hauptnachrichtensendungen Tagesschau und Tagesthemen (ARD) sowie heute und heute-journal (ZDF). Außerdem entspannt der Serienfan bei Die Brücke (ZDF), Borgen (Arte/Netflix) sowie White Lotus(WOW TV/Prime Video).

Sie hört im Radio beim Aufstehen Informationen am Morgen (Deutschlandfunk, werktags von 5.05 bis 9.00 Uhr) oder Studio 9 – Kultur und Politik am Morgen (Deutschlandfunk Kultur, um die gleiche Zeit). „Wenn ich am Samstagvormittag Zeit habe, höre ich gerne im Deutschlandfunk Klassik-Pop-et cetera (9.05 bis 10.00 Uhr)“, gibt Münkel Einblick in ihre Mediennutzung. Außerdem nutzt Münkel den hauseigenen Podcast Studio 9 – Der Tag mit….

Jana Münkel ist verheiratet, hat einen Sohn im Säuglingsalter und lebt in Berlin.

Hör-Tipp

Deutschlandfunk Kultur: Mo-Fr von 12.05 bis 13.00 Uhr – „Studio 9 – Der Tag mit…“
Mit Jana Münkel (im Wechsel mit Korbinian Frenzel) und einem Studiogast.