Unterhaltungsradio besteht aus Musik plus Ansprache. Jeden Sonntagabend zwischen 18 Uhr und Mitternacht sind auf Landeswelle Thüringen die „Yesterhits“ zu hören, in denen Moderator Dirk Sipp (62) sein Herzblut und seine ganze Energie für eine wachsende Hörergemeinde hineinlegt. Und das jede Woche sechs Stunden lang bei Thüringens zweitem Privatsender. Grund genug für unseren Mitarbeiter Hendrik Leuker, den Moderator der „Yesterhits“, Dirk Sipp, an einem Sonntag im Studio der Landeswelle Thüringen am neuen Standort in Weimar aufzusuchen.
Im Gummiwerk und in der Kulturfabrik

Von seiner Ausbildung her ist Dirk Sipp Facharbeiter für Elastverarbeitung, ausgebildet an der Betriebsberufsschule des Gummiwerkes Waltershausen. Nach dem Schulabschluss und dem Dienst in der NVA, dem Ost-Pendant zur Bundeswehr, war der gebürtige Gothaer als solcher im Gummiwerk Waltershausen, zwischen Gotha und Eisenach gelegen, tätig. Dieses Gummiwerk hat ein Jugendklubhaus aufgebaut. Das war eine ehemalige Rollerreifenabteilung. Die Firma selbst wurde ausgelagert, und auf dem Gelände entstand 1986 ein Jugendklubhaus unter tatkräftiger Mitwirkung der jungen Mitarbeiter, auch von Sipp. Der vollständige Name am Anfang war Jugendklubhaus der FDJ-Organisation Geschwister Scholl des VEB Gummiwerks Thüringen Werner Lamberz. Sipp war dort stellvertretender Klubhausleiter. Nebenher wollte Sipp, der ursprünglich Lehrer werden wollte, studieren.

Doch dann kam die Wende im Jahr 1989 dazwischen: „Dann wurde das Haus privatisiert. Machen wir jetzt weiter oder nicht? Nehmen wir das Risiko auf uns? Fünf Leute waren wir da inzwischen schon. Trägt uns das oder nicht? Wir haben es gemacht. Wir sind das Risiko eingegangen.
Meine Arbeit bestand dann hauptsächlich darin, grafisch Plakate zu gestalten und Taschenstecker. Das war ein A4-Blatt zum Auseinandernehmen. Da war das Monatsprogramm drin. Das habe ich immer mit der Hand geschrieben oder gemalt. Das hat uns unterschieden von anderen, die das haben drucken lassen. Dann war es sofort erkennbar, dass es unseres war. ‚Kulturfabrik‘ hieß das Jugendklubhaus. Das war meine Idee gewesen, obwohl es den Namen ‚Kulturfabrik‘ schon gab. Aber eben im Westen. Zu Ostzeiten wurde das vom Parteisekretär daher abgelehnt“, erinnert sich Sipp lebhaft.
Schallplattenunterhalter und DJ der Veranstaltungsreihe OMA – Der OldieMarathon
Eines Samstagabends fiel eine Oldie-Band aus, und das Schicksal nahm seinen Lauf… An diesem Abend ist Dirk Sipp eingesprungen: „Als DJ bzw. als SPU, als Schallplattenunterhalter (Anm.: So hießen in der DDR DJs), häufig auch ‚Diskotheker‘ genannt. Ich habe meine alten Platten gespielt. War ja ein Oldie-Abend. Das kam so gut an. Da haben wir das ‚Oma‘ genannt, Oldie-Marathon. Das war die Abkürzung. Wir haben immer mit solchen Worten gespielt. Das hat Spaß gemacht“, kommt es Sipp noch wie heute vor.
Kleine Anekdote am Rande: Auf NDR 2, das man in Teilen Thüringens auf UKW empfangen konnte, gab es seinerzeit, Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre, eine Sendung, die hieß „Oldie-Parade“, kurz Opa. Dorthin hat Dirk Sipp nach der Wende hingeschrieben: „Wir grüßen Opa!“ Da haben sie auch im Radio gesagt: „Wir grüßen auch die Oma in Thüringen.“ „Da habe ich mich gefreut“, merkt Sipp an. Und weiter: „Ich war Oldie-vorbelastet, hatte nun wieder ein Mikrofon in der Hand. Ich kann nicht überprüfen, ob ich (damals) der jüngste Schallplattenunterhalter in der DDR gewesen bin. Aber ich weiß, dass es die Spielerlaubnis erst mit 16 Jahren gab.

Ich war 15, als ich sie am 17. November 1978 in die Hand bekam. Ich hatte aber schon die Prüfung gemacht, da war ich 14“, lässt Sipp Revue passieren. Reich konnte man damals damit nicht werden: „Am Anfang durfte ich nur für 5 Mark pro Stunde auflegen. Dann hast du eine Veranstaltung gemacht, in drei Stunden hast du 15 Mark verdient. Da kam noch was pauschal pro Veranstaltung dazu, 15 Mark Tonträger, Schallplatten, Bänder usw. und 25 Mark für die eigene Wiedergabetechnik. Ich kam immer so ungefähr, ich habe dann auch fünf Stunden berechnet, auf 136,50 Mark der DDR. Da war aber der Fahrer dabei, der Techniker und ich. Das haben wir dann durch drei geteilt“, erklärt Sipp.

War ein DJ in Ostdeutschland eigentlich frei in der Musikauswahl, von der Regelung 60 % Ost- und 40 % Westmusik abgesehen? „Er war relativ frei, d. h. er war eigentlich gar nicht frei, denn er durfte nur die Westtitel spielen, die vorgegeben waren, und die gab es in einer Sendung zu hören, die hieß ‚DT64 Podium Diskothek‘ (Anm.: DT64 war der Jugendsender der DDR, bedeutete ursprünglich Deutschlandtreffen 1964 der FDJ). Die kam immer am Donnerstag, ich weiß gar nicht mehr, ob die alle zwei oder jede Woche kam. Aber nur die Titel, die da gelaufen sind, die waren erlaubt, die durftest du aufzeichnen.

Dann waren noch die ganzen Platten erlaubt, die Schallplatten, die im RGW gepresst wurden. Das war der Rat der gegenseitigen Wirtschaftshilfe, das Gegenbeispiel zur EG/EWG. Das waren also die Pressungen (von Schallplatten) in den RGW-Staaten, z. B. in Polen, in der Tschechoslowakei und der Sowjetunion sowie die Amiga-Platten (der DDR), die Lizenzausgaben, die waren alle erlaubt. Und was wir nicht wussten, was aber auch erlaubt war: die Platten, die im Intershop verkauft wurden, die Westplatten, die bei Amiga gepresst wurden und zusätzlich den Aufdruck AWA enthielten. Ich hatte ganz wenige Westplatten, drei, vier, aber die waren gut, die konnte ich immer spielen, zu jeder Mucke.
Ach so, und dann wurden diese Titel, die erlaubt waren, die Westtitel, in der ‚Jungen Welt‘ abgedruckt. Das war eine Zeitung für junge Leute, eine politische Tageszeitung“, gibt Sipp einen Überblick. Hat Dirk Sipp auch nicht erlaubte Titel gespielt? „Ja, immer klar, da will man sein Publikum nicht wegschicken. Wer macht denn so was? Ich nicht. Und ich bin auch nie in eine Kontrolle gekommen“, fügt Sipp schmunzelnd hinzu. Und weiter: „Wir haben auch immer abwechselnd gespielt: Platte, Tonband, Platte, Tonband. Pro Spielminute von den Titeln, die wir aus dem Radio aufgenommen haben, die erlaubten, mussten wir 20 Pfennig an die AWA (Anm.: Gegenstück zur GEMA im Westen) abführen.
Nun wechseln wir gedanklich wieder in die Zeit nach der politischen Wende. Die OMA lief einmal im Monat, das war eine volle Veranstaltung, die hat das Haus finanziell immer wieder auf null gebracht, also im positiven Sinne. Wenn wir vorher eine Band eingekauft haben, wo wir das Geld mit dem Eintritt nicht reingekriegt haben, dann haben wir das mit dieser Veranstaltung immer wieder reingeholt. Deshalb hat sich das auch eine Weile getragen (auf privatwirtschaftlicher Basis) bis nach der Wende. Bis 1994 war ich dabei“, erinnert sich Sipp gerne zurück.
Der Weg zum Radio
Zum Radio zog es Dirk Sipp schon zu DDR-Zeiten: „Ich habe mich in der 10. Klasse beworben, damals erst regional. Sender Weimar hieß das, das war Radio DDR 2. Dort hatte der Sender Weimar zwei Stunden Regionalprogramm. Weimar, da habe ich mir gedacht, na ja, da kann ich hinfahren, vielleicht mit dem Zug. Keine Chance, ich habe nie eine Antwort bekommen. Ich habe mich dann noch bei DT64 beworben in Berlin, also Berliner Rundfunk war das damals zu DDR-Zeiten.
Auch da habe ich keine Antwort bekommen, aber ich stand da wahrscheinlich auch nicht auf der Wunschliste. Ich war schließlich kein Genossenkind, ich war selbst kein Genosse (Anm.: Sipp war zu DDR-Zeiten Mitglied der Blockpartei LDPD. So konnte er auf die Frage „Parteimitglied?“ immer mit „Ja“ antworten. Der Fragende meinte natürlich immer die SED, was Sipp damit freundlich umging).“
Weiteren, wohl aussichtslosen Bemühungen, zum Rundfunk der DDR zu gehen, stand der 9. November 1989 dann glücklicherweise im Weg – die Wende. 1993 wurde der Privatsender Antenne Thüringen gegründet, und Dirk Sipp hörte es im Büro des Jugendkulturhauses und eines Tages zu Hause auch beim Saubermachen: „Da kam ‚Movie Star‘ von Harpo – läuft da nicht mehr heute, aber damals habe ich so gesagt: Wenn die jetzt noch ‚Words‘ hinterher spielen von F. R. David, dann bewerbe ich mich da. Dann haben die tatsächlich ‚Words‘ gespielt oder andersrum, ich weiß nicht mehr.
Da habe ich mich beworben bei Antenne Thüringen in meiner schönsten Sonntagsschrift, also Schreibschrift, nicht Computer und auch nicht mit der Schreibmaschine geschrieben. Meine Oma, die hat das dann Korrektur gelesen, also auf Richtigkeit. Meinen Eltern habe ich es gar nicht gezeigt, weil die das nicht unterstützt hätten. Die haben gesagt: Mach irgendwas Richtiges.
Dann durfte ich dorthin zum Vorstellungsgespräch, und da hat mir der Chef, Stephan Halfpap, das Haus gezeigt und hat mich dann auch wieder zum Fahrstuhl gebracht und dann hat er gesagt: ‚Auf Wiedersehen!‘ Auf Wiedersehen, das heißt ja, wir sehen uns wieder. Sagt heute keiner mehr. Sagst du Tschüss oder Bye oder irgendwas, Adieu. Auf Wiedersehen. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen“, ist es Sipp noch gegenwärtig.
Es kam tatsächlich zu Sipps Engagement bei Antenne Thüringen: „Ich habe angefangen am ersten Geburtstag von Antenne Thüringen, das war 1994 (Anm.: am 1. Februar 1994). Ich habe die Nachtsendung moderiert, die anderen haben alle gefeiert, weil Geburtstag war. Ich erinnere mich noch, da stand die ganze Musikredaktion voll mit Bier. Die Gothaer Brauerei hatte da ein Geburtstagsbier für Antenne Thüringen gebraut. 100 000 Kästen standen da.
Norbert Radig, unser Musikredakteur damals, der sollte auf mich aufpassen, der sollte mich beobachten, dass ich keinen Mist baue, wenn ich da in der Nacht ein paar CDs schiebe und drei Wörter sage. Der hat gleich gemerkt, der weiß, welche Regler wo sind. Er hat sich dann hinten in die Ecke gesetzt, noch mit einem Kumpel zusammen, und die haben ein Bier getrunken.
Das konnten die ja machen, die hatten ja Feierabend theoretisch. Da bin ich hin und sage: Norbert, gib mir bitte auch ein Bier. Ich bin so aufgeregt. Da hat er gesagt: Hol dir eine Tasse. Da habe ich eine Tasse geholt, und da hat er dann einen Tropfen in die Tasse gemacht. Und damit bin ich dann in die Sendung gegangen und habe diese gemacht, und noch weitere Nachtsendungen.
Irgendwann, wie das so ist, fällt dann mal der ein oder andere am Abend aus, dann bin ich nach vorne gerutscht in den Abend und dann auch mal ins Tagesprogramm. Und dann war ich zehn Jahre mittags auf Sendung von 9 bis 13 Uhr bzw. von 10 bis 14 Uhr. Das habe ich jeden Tag gemacht. So eine Rubrikensendung, Arbeitsmarkt, und im Studio mit einem Arzt Interviews.

Dann hatten wir einen virtuellen Zeppelin, den nannten wir – von meinem Namen abgeleitet – Sippelin, in der Mittagssendung gehabt. Da habe ich die Hörer mitgenommen, live. Habe den Hörern gesagt, was ich da unten sehe. Und die sollten dann raten, wo wir gleich landen werden. So etwa: Wir fliegen gerade über einen Berg mit einem Turm und einem goldenen Kreuz. Da laufen Esel. Da war ja alles klar eigentlich. Wir waren auf der Wartburg. Solche Spielchen haben wir gemacht. Wenn der Hörer das dann rausgekriegt hat oder die Hörerin, dann haben die den Mitschnitt auf CD bekommen als Preis und noch einen Backpack (Anm.: Wanderrucksack).
Nachmittags bin ich immer in die Musikredaktion gegangen, zu Andi Schneider und Norbert Radig. Das waren die zwei Musikredakteure. Ich habe ihnen dort geholfen, weil es mich total interessiert hat. Ich habe CDs eingeräumt, die da von den Plattenfirmen kamen, angehört, für gut befunden, für schlecht befunden. Das war für mich ganz toll“, schildert Sipp seine Anfänge bei Antenne Thüringen.
Entstehung der Yesterhits
Wie entstand die Sendung „Yesterhits“, von und mit Dirk Sipp, die zum Kult wurde? „Eines Tages im Jahr 1997 kam mein Chef rein, Stephan Halfpap, dem ich ganz dankbar bin für alles – nur nicht für diesen Moment. Er holte aus den Regalen die ganzen 70er-Größen raus: ELO, Fleetwood Mac, Genesis. Ich sagte: ‚Stephan, warum nimmst du die jetzt mit? Machst du eine Party zu Hause?‘ – ‚Nein, die spielen wir ab morgen nicht mehr.‘ Ich war fix und fertig.“
Halfpap begründete das damit, dass es neben der Antenne jetzt noch den zweiten Privatsender, die Landeswelle Thüringen, gäbe. Sipp weiter: „Er sagte, dass wir uns jetzt den (Werbe-)Kuchen teilen müssten und daher anders sein müssten. ‚Wir spielen jetzt nur noch 80er und 90er. Die ganzen 70er spielen wir nicht mehr‘, sagte er zu mir. Da hat er gesehen, dass ich total traurig war. Da hat er gesagt: ‚Dirk, hier, nimm die CDs, du kannst da draußen eine Sendung machen, wenn du willst.‘“

Dann durfte Dirk Sipp Sonntagabend, wenn man in der Mediaanalyse nicht mehr erscheint – also wenn es keine Einschaltquoten gibt, die zählen – eine Sendung machen, wenn er wollte. Mit solcher Musik, die sonst am Tag nicht mehr lief.
„‚Pass auf, fährst heim, machst eine Titelliste für mich, die schickst du mir per Fax, und morgen früh unterhalten wir uns, ob wir das so machen oder nicht. Bitte nur Hits, keine Experimente!‘ Da bin ich heimgefahren nach Waltershausen, bin erstmal in so einen Laden und habe mir ein Faxgerät gekauft. Ich hatte bislang kein Faxgerät gehabt, wirklich. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es anschließe. Ich hatte einen Telefonanschluss, normalerweise braucht man da zwei verschiedene – egal, ich habe das hingekriegt mit Faxweiche und dem ganzen Kram.“
„Ich habe meine ganzen Amiga-Lizenzplatten schnell aus dem Schrank geholt und habe eine Titelliste zusammengestellt von drei bis vier Stunden und habe diese gefaxt, noch nachts, nachdem ich sie fertig hatte. Am Morgen war ich dann bei ihm im Büro, und er hatte dann dieses Fax, hat es durchgelesen und gesagt: ‚Ja, das machen wir! Lass dir was einfallen, wie die Sendung heißen soll. Nimm Jan an die Seite!‘“
Jan Donner, der kam aus dem Westen, Sipp aus dem Osten. „Das haben wir oft so gemacht, dass wir in den 90ern immer jemanden aus dem Westen und Osten zusammengetan haben. Das war vom Ergebnis her immer gut. Jan ist leider letztes Jahr gestorben.“
„Dieser hat dann gesagt, wir nennen das ‚Yesterhits‘. Ich hatte den Begriff schon mal irgendwo gehört. Ich habe erst gedacht, das wäre seine Idee oder unsere Idee, und dann haben mir Leute geraten: Du brauchst eine Website, musst den Namen (Domain) anmelden. Da habe ich so gedacht, naja gut, wenn ich Yesterhits.de anmelde, dann muss ich das aber auch irgendwie beim Patentamt schützen lassen. Dann habe ich wieder hingeschrieben – ich hatte ja schon die ganzen Kontakte durch OMA, den Oldie-Marathon damals – und habe Yesterhits.de schützen lassen. Dann ist die Sendung entstanden, dann haben wir angefangen, und sie hatte relativ schnell treue Hörer, die immer zugehört haben.“
„Ich habe es an der Post gemerkt. Da kam richtig Post noch. Leute hatten etwas gemalt, die haben sich Mühe gegeben, und da habe ich auch Briefe gekriegt aus der Badewanne.“
Im Jahr 2000 wurde der Begriff „Yesterhits“ für den Inhaber Dirk Sipp vom Deutschen Patentamt geschützt.
Was in den Yesterhits vorkommt
Da anfangs sogar Briefe in der Badewanne noch mit Füllhalter verfasst wurden – zu erkennen am teils verschwommenen Schriftbild – wurden die „Yesterhits“ mit Augenzwinkern im Subclaim zur „saubersten Sendung Deutschlands“ erkoren, auch wenn nicht alle Hörer am Sonntagabend in die Badewanne gehen.
Das Besondere an dieser Sendung ist zum einen der feste Sendeplatz am Ende des Wochenendes: Sonntagabend, sechs geschlagene Stunden lang – von kurz nach 18 Uhr bis Mitternacht – von und mit immer demselben Moderator, dem gebürtigen Thüringer Dirk Sipp.

„Ich glaube, ich habe in nun fast dreißig Jahren nur ein- oder zweimal gefehlt. Da war ich krank gewesen. Ansonsten habe ich die Sendung immer persönlich gemacht, war nie im Urlaub. Es ist einfach meine Sendung!“, macht Sipp unmissverständlich klar.
Was ist der Inhalt dieser Oldie-Sendung? „Zunächst einmal Hits, die nicht mehr im Tagesprogramm laufen – erst bei der Antenne, jetzt bei der Landeswelle Thüringen nicht. Ich kann da einfach alles spielen: Schlager, harte Sachen und auch mal Pink Floyd mit ‚Wish You Were Here‘, über zehn Minuten lang. Zu jedem Hit weiß ich eine Geschichte zu erzählen. Mal geht es auch um den Geburtstag oder sich jährenden Todestag des Sängers. Dazu gibt es in jeder Stunde die Weekly Top Ten – angefangen von vor 30 Jahren (in der ersten halben Sendestunde) bis hin zu vor 60 Jahren (in der letzten Sendestunde). Ein Titel davon wird jeweils ausgespielt. Das ist einmalig und kommt bei den Hörern gut an“, schildert Sipp.

Von 22 Uhr bis 23 Uhr (manchmal auch länger) wäre zudem die Themenstunde zu nennen. Sipp fordert die Hörer hierzu eine Woche vorher über die Facebook-Seite der „Yesterhits“ auf, Titelvorschläge zu bestimmten Themen zu machen – wie z. B. in der Vergangenheit zu „Laut und leise“, „Milch und Milchprodukte“, „Baby, Babe und Babys“ oder zum Thema „Bauen“ etc. –, die dann teilweise in der nächsten Sendung berücksichtigt werden.
Von Antenne Thüringen zur Landeswelle

Im Jahr 2020 kam es zum Wechsel von Dirk Sipp und den „Yesterhits“ von Antenne Thüringen zur Landeswelle Thüringen (RADIOSZENE berichtete). „Das habe ich so nicht angestrebt“, betont Sipp.
„Bei Antenne Thüringen sollte der Sender damals ein neues Gesicht bekommen. Man hat mich erst aus dem Tagesprogramm genommen. Ich habe dann die Sendung um acht (20 Uhr) gefahren und bin dann schließlich in die Nacht gewandert. Dann wurde die Nacht wie bei vielen anderen Sendern auch automatisiert. Der Moderator wurde durch den Computer ersetzt. Mir blieben nur die ‚Yesterhits‘. Davon allein konnte ich nicht leben. Ich hatte ein Haus abzubezahlen – das musste ich dann aufgeben und zog schließlich zur Miete in eine Ein-Raum-Wohnung. Es war eine schwere Zeit für mich damals.“
„Ich nahm Kontakt zur Landeswelle auf – zunächst ohne Erfolg. Dann meldete sich der Programmdirektor der Landeswelle, der Marco (Marco Kamphaus, seit 2023 auch Geschäftsführer) bei mir und signalisierte Interesse an den ‚Yesterhits‘ und an meiner Moderation. So wechselte ich mit meiner Sendung zur Landeswelle.“
Am Anfang gab es die „Yesterhits“ sogar zweimal parallel am Sonntagabend – auf Antenne Thüringen (Kopie) und auf der Landeswelle (Original). Mit dem Umzug in das gemeinsame Funkhaus gab Antenne Thüringen zur Wahrung des Betriebsfriedens diesen Parallelbetrieb aber auf.
Um Feedback am Sonntagabend zu erhalten, machte Sipp vor rund zehn Jahren eine Facebook-Gruppe zu den „Yesterhits“ auf: „Unsere Sendung kann man, wie heutzutage üblich, über das Internet weltweit hören. Wir bekamen schon Rückmeldungen aus Los Angeles, Dubai, Mexiko oder vom Schiff vor dem Südpol. Etwas verhaltener sind da schon die Thüringer“, merkt Sipp an.
Radio-Erlebnisse
Wer Radio macht, erlebt mit der Zeit viel. Sipp überlegt kurz und sagt: „Ein besonderes Erlebnis war für mich, bei der 800-Jahr-Feier von Waltershausen (im Juni 2009) mit einem Weltstar wie Suzie Quatro live auf der Bühne zu stehen. Sie ist ganz unkompliziert. Sie wollte vor ihrem Auftritt kein Glas Sekt trinken, als wir alle hinter der Bühne anstoßen wollten.“

Einmal sei seine Waschmaschine kaputt gewesen: „Da haben mir meine Mutter und mein (Stief-)Vater meine gewaschene Wäsche ins Studio (von Antenne Thüringen) gebracht. Als ich zum Moderieren das Mikro einschaltete, hielt mein Vater die Luft an, um nicht mit seinem Atemgeräusch zu stören. Er lief dann blau im Gesicht an“, erinnert sich Sipp.
Dirk Sipp: Seine Hobbys und Seh- und Hörgewohnheiten
„Meine Hobbys sind Musik, Fotografieren und mein Kater Udo“, so der bekennende Single. Mit seiner Ex-Freundin kocht er manchmal gerne gemeinsam.

Dirk Sipp verfügt über eine umfangreiche Platten- und CD-Sammlung: „Ich habe alles archiviert“, gibt er Auskunft.
„Was meine Hörgewohnheiten angeht, so mag ich im Radio oder auf Tonträger massentaugliche U-Musik – von Glenn Miller und Operette bis hin zu aktuellen Hits. Seit Kindertagen bin ich zudem ABBA-Fan“, so Sipp.
Gelegentlich folgt er seiner ehemaligen Kollegin Imme Tröger, die „Exquisit – Das Leben im Osten“ bei MDR Sachsen moderiert, oder hört die „Sendung ohne Namen“ am Freitagabend auf Hitradio RTL Sachsen. Aber: „Ansonsten höre ich natürlich unser Programm bei Landeswelle. Ich fühle mich der Zielgruppe zugehörig.“
Im Fernsehen zeichnet er am Sonntagabend oft drei Sendungen auf – eine davon den „Tatort“ (ARD) oder andere deutsche Produktionen. Bei den Streamingangeboten ist er von „Call My Agent Berlin“ (Disney+) derzeit völlig begeistert. Außerdem schaut er Talkshows von „Lanz“ (ZDF) bis „Maischberger“ (ARD), aktuelle Dokus und Nachrichtenkanäle.
Dirk Sipp lebt in Erfurt.

Radio-Tipp
„Yesterhits“ mit Dirk Sipp – jeden Sonntagabend von 18:05 Uhr bis 0 Uhr auf Landeswelle Thüringen.










