ARD legt 5G Broadcast vorerst auf Eis

Die ARD wird 5G Broadcast vorerst nicht in die Praxis umsetzen. Dies entschieden die Intendantinnen und Intendanten des Senderverbunds auf ihrer jüngsten Sitzung in Bremen – trotz jahrelanger Pilotprojekte und technischer Machbarkeitsstudien. Die Tür für einen späteren Einstieg bleibt zwar offen, doch für den Moment ist die Entscheidung klar: kein Rollout der Technologie.

SWR als Innovations-Treiber für 5G Broadcast Projekt (Bild: © SWR / Patricia Neligan)
5G Broadcast Projekt (Bild: © SWR / Patricia Neligan)

Eine ARD-Sprecherin bestätigte gegenüber Cable!vision Europe: „Die ARD hat sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegen eine Investition in die neue Verbreitungstechnologie 5G Broadcast entschieden und hält eine Einführung zum späteren Zeitpunkt weiterhin für möglich.“ Die zuständigen Fachkommissionen würden „weiter den Markt und die diesbezüglichen Entwicklungen beobachten“.

Testläufe in mehreren Bundesländern

Die Entscheidung kommt für viele Branchenbeobachter überraschend. In den letzten Jahren hatte sich die ARD intensiv an der Erprobung von 5G Broadcast beteiligt – mit Pilotprojekten in Sachsen-Anhalt, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Auch in der Forschung war der öffentlich-rechtliche Rundfunk präsent, etwa durch Kooperationen mit Technologiepartnern und Hochschulen.

Was 5G Broadcast leisten könnte

5G Broadcast gilt als möglicher nächster Evolutionsschritt für die lineare Medienverbreitung. Anders als beim klassischen Mobilfunk wird ein Signal gleichzeitig an beliebig viele Empfänger gesendet – ohne Datenvolumen zu verbrauchen und ohne aktive Mobilfunkverbindung. Einzige Voraussetzung ist ein kompatibles Endgerät, etwa ein entsprechendes Smartphone, Tablet oder ein Empfängermodul im Auto.

Besonders in der Notfallkommunikation könnte die Technologie entscheidende Vorteile bieten. Die Ausstrahlung über sogenannte „High Tower, High Power“-Sendeanlagen mit Notstromversorgung verspricht Krisenresilienz – etwa bei Stromausfällen, Naturkatastrophen oder Terrorlagen. Gerade in diesem Anwendungsfeld wurde 5G Broadcast als wichtiger Baustein für die digitale Infrastruktur der Zukunft gehandelt.

Erste Geräte ab 2028 erwartet

Im Markt ist die Technik noch nicht angekommen. Beim Fraunhofer FOKUS Media Web Symposium Ende Juni 2025 in Berlin war zu hören, dass mit serienreifen 5G-Broadcast-tauglichen Android-Smartphones frühestens in der ersten Jahreshälfte 2028 gerechnet werden könne. Zwar existieren bereits Prototypen, doch der Weg zur Marktreife ist noch lang.

Für die Verfechter von 5G Broadcast ist die ARD-Entscheidung ein Dämpfer. Mit Blick auf die Reichweite, Infrastruktur und politische Bedeutung des Senderverbunds dürfte sie Signalwirkung für andere Marktteilnehmer haben – sowohl im öffentlich-rechtlichen als auch im privaten Rundfunkbereich.

Ob und wann die ARD 5G Broadcast doch noch einführt, bleibt offen. Bis dahin dürfte das klassische Rundfunksystem – trotz wachsender digitaler Konkurrenz – weiterhin das Rückgrat der ARD-Verbreitungsstrategie bleiben.

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