Nachdem die ANTENNE BAYERN GROUP die Audiomarke ANTENNE NRW zum 1. Juli 2025 an The Radio Group verkauft hat (RADIOSZENE berichtete), wird in der Radiobranche intensiv darüber spekuliert, warum The Radio Group diesen Deal abgeschlossen hat.
Fest steht: ANTENNE NRW wird auch nach dem 1. Juli weiter senden. Für die Hörerinnen und Hörer ändert sich kaum etwas. Lediglich das Logo des Senders wird sich komplett verändern, denn das bisherige Design war eng an die Markenwelt von ANTENNE BAYERN bzw. ROCK ANTENNE angelehnt.
So sieht das neue ANTENNE NRW-Logo aus:
Über die Hintergründe des Eigentümerwechsels sprach RADIOSZENE mit Tim Lauth, CEO von The Radio Group.
RADIOSZENE: Wie kam es dazu, dass die ANTENNE BAYERN GROUP die Wortmarke ANTENNE NRW an The Radio Group übergibt?
Tim Lauth: ANTENNE NRW profitiert künftig von den bestehenden Ressourcen und Synergien der Radio Group, mit denen wir bereits 17 Lokalradios und Radio Holiday als teilnationales Angebot erfolgreich betreiben.

Wir verfügen über Strukturen, die es ermöglichen, neue Sender schnell und effizient in unsere „Radio-Familie“ zu integrieren. Grundlegende Aufgaben wie Musik- und Sendeplanung, Verwaltung, Disposition und Administration werden zentral und zum Teil automatisiert gesteuert. So können wir unsere Ressourcen gezielt auf NRW und regionale Inhalte konzentrieren. Die ANTENNE BAYERN GROUP hat mit uns also genau den Partner gefunden, den sie für ANTENNE NRW gesucht hat.
Ein großes Dankeschön geht an Julia Schutz und Valerie Weber, die den Prozess in den vergangenen Wochen mit großem Engagement und einer ausgeprägten Hands-on-Mentalität hervorragend begleitet haben. Wir werden die Marke mit Demut und Respekt weiterentwickeln und insbesondere für die Menschen in NRW hörbar und präsent bleiben.
RADIOSZENE: Für die ANTENNE BAYERN GROUP scheint sich das Projekt in NRW nicht gelohnt zu haben. Was macht ihr anders?
Tim Lauth: Die Fakten sprechen aus unserer Sicht für sich. Ich bin der Meinung, ANTENNE NRW ist die erfolgreichste neue DAB+ Audiomarke seit dem DAB+ Start in NRW. Andere Marken waren entweder bereits über UKW aktiv oder kamen mit einem Vorsprung aus anderen Märkten.
Die Kolleginnen und Kollegen der ANTENNE BAYERN GROUP sind absolute Profis und haben mit viel Herzblut und Know-how diesen Audiobrand aufgebaut. Genau dort möchten wir mit einem organischen Wachstum ansetzen.
RADIOSZENE: Wie kann das ab dem 1. Juli gelingen?
Tim Lauth: Ein Kernteam der Radio Group baut derzeit unser neues Studio in Köln-Brück auf. Zusätzlich planen wir ein weiteres Studio in Bonn. Kleinere „gläserne Studios“ mit angeschlossenen Marketing- und Besprechungsräumen in weiteren Städten schließen wir nicht aus. Es geht uns um echte Präsenz im Sendegebiet – so, wie man es von uns kennt.
RADIOSZENE: Was ist musikalisch geplant?
Tim Lauth: Aus Marktforschungsperspektive wurde hier bereits viel richtig gemacht. Wir knüpfen respektvoll an das bestehende Format an – ohne in starren Jahrzehnt-Denkmustern zu verharren. So wird zum Beispiel der eine oder andere Song aus den 70ern mehr Präsenz bekommen. In Verbindung mit ausgewählten aktuellen Titeln wird das Programm dadurch etwas breiter und lebendiger klingen, ohne den Kern der 80er, 90er und frühen 2000er aufzuweichen. Eben: die Greatest Hits aller Zeiten. Für die Hörerinnen und Hörer wird es daher keine großen Unterschiede geben – auch nicht bei Jingles oder Stationvoice.
RADIOSZENE: Wie lange darf das alte Jinglepaket und die Stationvoice noch verwendet werden?
Tim Lauth: Nach einer ersten Startphase werden wir alle Programmelemente prüfen und planen ein kleines Update für Herbst/Winter.
RADIOSZENE: Wird es ab dem 1. Juli bereits regionale Informationen für NRW geben?
Tim Lauth: Ja, ab dem 1. Juli gibt es auf ANTENNE NRW stündlich Content speziell für NRW.
RADIOSZENE: Wann rechnet ihr mit einer Einzelausweisung von ANTENNE NRW?
Tim Lauth: Wir kennen uns gut damit aus, Sender auch ohne Einzelausweisung erfolgreich zu betreiben. Die Einzelausweisung für ANTENNE NRW braucht noch etwas Zeit – das liegt vor allem an der Methodik der Media-Analyse. Die Sommer-MA 2027 könnte dafür eine realistische Grundlage sein. Das sind noch zwei Jahre – damit könnten wir gut leben, und wenn es länger dauert, ist das auch kein Problem.
RADIOSZENE: Welche Reichweitenziele habt ihr euch gesetzt, und ab wann seid ihr profitabel?
Tim Lauth: ANTENNE NRW schreibt ab dem 1. Juli schwarze Zahlen – davon profitiert das gesamte Netzwerk. Zur Einordnung: Mit dem Erwerb der Marke ANTENNE NRW haben wir uns als Radio Group sowohl in der digitalen Reichweite als auch im WHK (weitester Hörerkreis) verdoppelt. Wir sind damit vom erfolgreichen „Verband der Regionalligisten“ in die „2. Bundesliga“ aufgestiegen.
Das freut uns sehr, und wir setzen weiterhin auf einen organischen Markenaufbau. Harte Reichweitenziele setzen wir uns nicht, auch wenn wir langfristig ein Potenzial von über 100.000 Hörerinnen und Hörern in der Durchschnittsstunde sehen.
RADIOSZENE: Was passiert mit dem Radio Group Programm von Radio Holiday, das ja in NRW landesweit über DAB+ sendet?
Tim Lauth: Wir prüfen kontinuierlich, in welchen Märkten welches Produkt die besten Entwicklungschancen hat. Wir glauben an Radio Holiday als erfolgreiche Digitalmarke für Urlaubsfeeling und gute Laune – sowohl im Web und in Apps als auch auf DAB+ in mehreren Bundesländern. Aktuell senden wir mit Radio Holiday in Berlin, Sachsen, Thüringen, dem Saarland – und noch bis zum 7. Juli 2025 auch in NRW.