Ein bedeutender Schritt in Richtung digitaler Zukunft des Hörfunks in Nordrhein-Westfalen ist getan: Die Landesanstalt für Medien NRW hat am Freitag (13.6.) der Media Broadcast GmbH offiziell die Zuweisung als Plattformbetreiberin für die regionalisierte Verbreitung von DAB+ Radio in fünf Regionen des Bundeslandes erteilt. Nach einem intensiven Verständigungsverfahren steht nun fest: Die Media Broadcast wird künftig das Rückgrat für die digitale terrestrische Verbreitung privater Radioprogramme im bevölkerungsreichsten Bundesland bilden.

Regionalisierung schafft neue Perspektiven für NRW-Lokalradios
Mit der Entscheidung setzt die Medienkommission ein klares Signal zugunsten regionaler Vielfalt im digitalen Äther. Insgesamt 80 Programmplätze – jeweils 16 pro Region – stehen für private Anbieter zur Verfügung. Besonders für die Lokalradios im Land, die bislang auf UKW beschränkt waren, eröffnet sich damit erstmals die Chance, auch über DAB+ ihre Hörerinnen und Hörer zu erreichen.
„Die Vergabe der DAB+ Kapazitäten ist ein entscheidender Schritt für die Digitalisierung im Audiomarkt in Nordrhein-Westfalen“,
betonte Prof. Dr. Werner Schwaderlapp, Vorsitzender der Medienkommission.
Beteiligungsverfahren als Vorbild für kooperatives Regulierungshandeln
Dem Zuschlag für Media Broadcast war ein umfassendes, von der Landesanstalt moderiertes Verständigungsverfahren vorausgegangen. Da sich mehr Interessenten gemeldet hatten, als Übertragungskapazitäten zur Verfügung stehen, einigten sich Radioveranstalter und Plattformbetreiber gemeinsam auf einen wirtschaftlich tragfähigen Weg.
Für Dr. Tobias Schmid, Direktor der LfM NRW, ein Paradebeispiel funktionierender Medienregulierung:
„Wenn alle Parteien bereit sind, Kompromisse einzugehen, gelingt es uns, hochwertigen Audiojournalismus in die Fläche zu bringen.“
Technische Versorgung auf Spitzenniveau
Media Broadcast, ein Tochterunternehmen der freenet Group und seit Jahren ein etablierter Akteur im Bereich Rundfunk-Infrastruktur, soll nun zügig mit dem Aufbau der Sendeanlagen beginnen. Die fünf versorgten Regionen – Köln/Bonn/Aachen, Südwestfalen/Dortmund, Ostwestfalen/Lippe, Niederrhein/Duisburg/Essen sowie Wuppertal/Düsseldorf/Mönchengladbach – werden nach Unternehmensangaben bis Jahresende 2025 vollständig angebunden sein. Bereits heute sind mehr als 90 % der Bevölkerung in diesen Regionen zu Hause versorgt, der mobile Empfang auf den Autobahnen liegt laut Planungen bei nahezu 99 %.
Förderung für Vielfalt
Ein weiterer Anreiz für Radiobetreiber: Die LfM NRW stellt bis zu 3,4 Millionen Euro Fördermittel bereit, um die anfänglichen Verbreitungskosten abzufedern. Förderfähig sind insbesondere Programme mit regionalem und lokalem Bezug, die journalistische Inhalte bieten – ein wichtiges Signal für kleinere Veranstalter und neue Anbieter mit innovativen Formaten.
Blick nach vorn: Münsterland folgt
Während für fünf Regionen nun Klarheit herrscht, steht eine Entscheidung für das Münsterland noch aus. Da dort bislang keine geeigneten Frequenzen zur Verfügung standen, soll die Ausschreibung im Laufe des Jahres nachgeholt werden. Noch in diesem Monat wird die Zuordnung eines freien Kanals an die Medienanstalt NRW bestandskräftig, wenn Deutschlandradio und der WDR den gefundenen Kanal nicht für sich beanspruchen. Auch hier wird mit einer Zuweisung in absehbarer Zeit gerechnet.
Rückblick: Ein vielstimmiger Wettbewerb um knappe Ressourcen
Die nun getroffene Entscheidung krönt einen intensiven Ausschreibungsprozess, der bereits im Frühjahr 2023 seinen Anfang nahm. Mit der Veröffentlichung der Ausschreibung für regionale DAB+ Kapazitäten im September 2023 stieß die LfM NRW auf reges Interesse: 53 Bewerbungen gingen ein – darunter vier von etablierten Netzbetreibern für den Plattformbetrieb. Alle NRW-Lokalradios aus den fünf Regionen bewarben sich um einen Platz im DAB+ Multiplex. Um einen Platz in allen fünf Regionen bewarben sich METROPOL FM, The Wolf und Radio Volare aus der Schweiz. Radio Volare und Radio MusicStar haben ihren Bewerbung zurückgezogen.
Letztlich überzeugte die Media Broadcast durch ihre bestehende Infrastruktur, Erfahrung als nationaler Netzbetreiber und ihre Rolle als neutraler Plattformanbieter. Dass sich die Bewerber im Verständigungsverfahren schließlich auf dieses Modell einigten, zeigt, dass die Branche – trotz Konkurrenz – bereit ist, gemeinsame Wege zu gehen.
Mit dem Start des DAB+ Regiobetriebs bis Ende 2025 wird Nordrhein-Westfalen somit endgültig Teil eines bundesweiten Trends: der regionalisierten, digital-terrestrischen Hörfunkverbreitung. Die langjährige Wartedauer auf freie Frequenzen für die sechs Regionen sollte ein Ansporn sein nun auch den siebten DAB+ Layer zu koordinieren, denn NRW steht noch eine weitere DAB+ Bedeckung zu. Die Chancen sind gering Frequenzen für das ganze Bundesland zu finden, für einige Großstädte sollten freie Frequenzen gefunden werden können. Wartet das Land zu lange mit der Beauftragung der Bundesnetzagentur mit der Suche, könnte es zu spät sein.