egoFM schaltet UKW am 1. Juli komplett ab

Der alternative Radiosender egoFM steht vor einem einschneidenden Wandel: Zum 1. Juli 2025 beendet der Sender seinen analogen UKW-Betrieb und setzt künftig ausschließlich auf digitale Verbreitungswege wie DAB+ und Streaming. Dies bestätigte Fred Schreiber, Programmdirektor von egoFM, im Gespräch mit RADIOSZENE.

Ab 1. Juli 2025 wird egoFM auf solchen UKW-Radios nicht mehr zu empfangen sein.
Ab 1. Juli 2025 wird egoFM auf solchen UKW-Radios nicht mehr zu empfangen sein.

Der Rückzug aus dem UKW-Funk wurde erstmals durch das Protokoll der 17. Sitzung des Medienrats der BLM öffentlich. Darin heißt es, dass die UKW-Verbreitung für egoFM „einen Hemmschuh“ darstelle – trotz zuletzt erst 2024 erneuerter Verträge mit der Bayerischen Medien Technik GmbH (bmt). Die wirtschaftliche Belastung, insbesondere durch hohe Kosten im ländlichen Raum, habe den Sender unter Druck gesetzt. Bereits Ende 2023 hatte die BLM davor gewarnt, dass ein solcher Schritt die Programmvielfalt gefährden könnte.

Fred Schreiber (Bild: © egoFM)

Fred Schreiber bestätigt nun: „Ja, das ist richtig. egoFM gibt seine UKW-Frequenzen zum 01.07.2025 auf. Das Ende von UKW ist ja ohnehin politisch beschlossen – wir gehen diesen Weg schon früher.“

Die Entscheidung ist auch ein wirtschaftliches Kalkül. „Die Frage ist immer, was kostet es, ein/eine egoFM Hörer/in zu erreichen? Bei egoFM handelt es sich um UKW-Stützfrequenzen mit minderer Sendeleistung, die aber trotzdem ein Drittel unserer Verbreitungskosten ausmachen“, erläutert Schreiber. „Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, wo die Kosten den Nutzen übersteigen.“

Stattdessen will egoFM auf digitale Reichweite setzen. Laut Schreiber hat sich der Anteil der digitalen Hörerinnen und Hörer (über DAB+ und Internet) von 2020 bis 2025 fast verdoppelt – auf rund 48 Prozent. „Tendenz unweigerlich steigend“, so der Programmdirektor. Klassisches Radio werde in Zukunft wohl ausschließlich im Netz stattfinden. „Wie lange DAB+ eine Zwischentechnologie darstellt, werden letztlich die Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden.“

Mit dem Schritt in die digitale Zukunft geht egoFM auch neue Wege bei der Finanzierung: Der Sender bietet ein Abo-Modell mit exklusiven Inhalten unter dem Namen egoFM plus an. Aktuell zählt das Angebot rund 1.000 zahlende Abonnentinnen und Abonnenten. „Das reicht natürlich bei weitem noch nicht, um den Sendebetrieb zu finanzieren“, gibt Schreiber zu. „Aber es macht egoFM ein Stück weit unabhängiger von schwankenden Werbeeinnahmen.“ Das Angebot soll weiter ausgebaut werden, um zusätzliche Nutzer*innen zu gewinnen.

egoFM plus

Die konkrete Umsetzung des Frequenzrückzugs steht jedenfalls fest: „Alle egoFM-UKW-Frequenzen werden gleichzeitig am 1. Juli 2025 um 00:00 Uhr abgeschaltet“, so Schreiber.

Diese UKW-Frequenzen von egoFM werden am 1. Juli abgeschaltet:

  • Augsburg: 94,8 MHz
  • Erlangen: 106,2 MHz
  • Nürnberg: 103,6 MHz
  • München: 100,8 MHz
  • Regensburg: 107,5 MHz
  • Stuttgart: 97,2 MHz
  • Würzburg: 95,8 MHz

Ob sich egoFM mit dieser Digitalstrategie langfristig behaupten kann, wird nicht zuletzt vom Erfolg des Abo-Modells und der Entwicklung des digitalen Radiomarkts abhängen. Die BLM jedenfalls setzt weiterhin auf DAB+ als zukunftsfähige Plattform – eine, die mit kluger Vermarktung auch ohne UKW ein Überleben unabhängiger Programme ermöglichen soll.

Update vom 26. Juni 2025

Rettung für egoFM in Sicht: Investor scheint gefunden

Der insolvente Münchner Radiosender egoFM steht kurz vor der Rettung: Ein privater Investor will ab 1. Juli 2025 den Sendebetrieb übernehmen und in einer neuen Betriebsgesellschaft fortführen. Ohne diese Unterstützung müsste der Betrieb zum 30. Juni eingestellt werden. (Quelle: SZ)

Weiterführende Informationen