Tim Lauth: „Wir müssen sichtbar sein für die Menschen“

Wie kann Lokalradio gegen die Vertrauenskrise der Medien wirken? Tim Lauth, Group CEO von The Radio Group, setzt auf echte Präsenz vor Ort statt nur auf Logos. Bei den LOKALRUNDFUNKTAGEN 2025 spricht der junge Geschäftsführer über sein Verständnis für die Medienarbeit vor Ort und über sein Erfolgsrezept. Erste Zutaten gibt der Radioschaffende im Interview mit Petra Schwegler dem MTM-Blog preis.

Tim Lauth (Bild: ©The Radio Group)
Tim Lauth (Bild: ©The Radio Group)

Sie werden bei den LOKALRUNDFUNKTAGEN über „Go local. Earn trust“ sprechen. Wie kann guter Journalismus vor Ort gegen die Vertrauenskrise der Medien wirken?

Tim Lauth: Wenn wir ein Teil des Lebens unserer Hörer:innen vor Ort sind und unsere Reporter:innen vor Ort präsent sind.  Wir müssen sichtbar sein für die Menschen in der Stadt und für die Stadtgesellschaft.

Ich habe Geschäftsleiter im Team, die sich in Gremiensitzungen von Vereinen engagieren. Man sollte durchaus über den normalen Feierabend hinaus bereit sein, sich zu engagieren in der Gemeinde. Das kostet viel Manpower und Zeit vor Ort. Doch wir sind mit den Lokalradiostationen von The Radio Group gern dazu bereit, weil es zugleich unser „Überlebenselixier“ ist. Lokaljournalismus ist unser Antrieb. Wir arbeiten mit viel Leidenschaft vor Ort. So können wir erfolgreich Lokalradio betreiben.

Somit ist viel Wort in Euren Programmen selbstverständlich. Wie setzt Ihr das um? 

Tim Lauth: Als Lokalradio-Macher muss man mutig sein und flexibel genug, um zu sagen: „Jetzt müssen wir nicht drei Hits am Stück spielen, sondern wollen wir für unsere Hörer:innen oder für unsere Stadtgesellschaft da sein.“ Wenn es um den Nachwuchs bei der Freiwilligen Feuerwehr geht oder ein Stadtfest ansteht, dann senden wir live vor Ort.

Darin sind wir Lokalsender stark und können sehr flexibel im klassischen Programm Fläche anbieten.

Wenn wir dann am Stück sieben Minuten live vom Marktplatz senden, ist es das, was Lokalradio ausmacht.

(Tim Lauth, The Radio Group)

Nun gibt es in anderen lokalen Mediengattungen den Trend, Nationales und Internationales in der Berichterstattung stärker auszuklammern und Lokales auszubauen. Ein Rezept auch für The Radio Group?

Tim Lauth: Nehmen wir mal als Vergleich regionales oder lokales Fernsehen, dann sind das schon zwei Paar Schuhe.

Radio und natürlich auch Lokalradio als Nebenher-Medium, das gewisse Basics liefern sollte. Nur noch Lokalnachrichten, Stadtthemen und Musik zu bieten, würde den Programmen unserer Gruppe wichtige Komponenten nehmen und den Hörer:innen einen Grund, dranzubleiben. Selbstverständlich ist das Engagement fürs lokale Wort das, was uns letztlich unterscheidet.

Wie steht es um die Finanzierung dieses Angebots und um Eure Werbeerlöse?

Tim Lauth: Natürlich stehen wir vor diversen Herausforderungen, genauso wie die Branche allgemein. Das dürfen wir nicht verschweigen. Klar ist auch, dass wir eine wirtschaftliche Perspektive über die 2030er-Jahre hinaus brauchen.

Doch wir sind gerade bei der Vermarktung sehr zuversichtlich und genießen hohes Vertrauen bei den Werbekunden. Im persönlichen Austausch ist immer wieder zu spüren, welche positiven Eindrücke unsere Marken an den einzelnen Sender-Standorten hinterlassen. Wir bieten sichere Umfelder; es ist kein Quatsch, den wir da verbreiten.

Wir geben ein Produktversprechen und machen einen guten Job.

(Tim Lauth, The Radio Group)

Hinzu kommt, dass wir beispielsweise mit Antenne Koblenz hohe Reichweiten vorweisen können. Hier hören 142.000 Menschen im Weitesten Hörerkreise (WHK) in einer Stadt, die gerade einmal 115.000 Einwohner:innen zählt. Wichtig wäre für unsere Vermarktung auf lange Sicht, dass Lokalsender in der Media Analyse adäquat abgebildet werden.

Hilfreich ist für uns als Gruppe, dass wir eine Verwaltung oder auch eine Disposition haben. So trägt sich ein lokales Sendernetz. Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir als Einzelsender nicht funktionieren könnten. Von diesem Modell werden wir uns in Deutschland wahrscheinlich verabschieden müssen.

Konkret auf Ihre Person als junger Group-CEO und nationaler Programmdirektor aller Stationen von The Radio Group sowie Geschäftsführer mehrerer Beteiligungen angesprochen: Braucht es mehr Generationenwechsel im Lokalradio?

Tim Lauth: Wenn man selbst der Zielgruppe angehört, die man ansprechen möchte, spielt das sicher eine große Rolle fürs Programm. In der Tat ist der Generationenwechsel auch branchenübergreifend gerade ein Thema. Wir haben „Boomer“-Jahrgänge, die die Landschaft aufgebaut haben und darin auch sehr viel Erfolg hatten. Nun macht es die Mischung: Wir werden digitaler, unsere Marken werden digital erlebbarer und auch generell digital lebendiger. Diese Entwicklung ist auch im Lokalen sehr wichtig, um den Anschluss an junge Zielgruppen nicht zu verlieren.

Für The Radio Group kann ich nur sagen, dass Stephan Schwenk als Gründer mit seiner großen Expertise im Bereich Radio und ich uns sehr gut ergänzen. Er hat sich stets weiterentwickelt und steht mit großem Wissen als Sparringspartner parat. Ich komme aus der „Mischpultperspektive“ mit 15 Jahren Erfahrung als Moderator in Summe. Für die Strategie unserer Programme macht diese Zusammenarbeit viel aus.

Wie sieht diese Strategie aus?

Tim Lauth: Wir stehen für lokale Marken mit einer hohen Glaubwürdigkeit und einer großen Präsenz vor Ort. Wir ploppen nicht nur als Logo irgendwo auf, sondern wir sind physisch vor Ort mit einem Studio, mit Redakteur:innen, mit Reporter:innen.

Entscheidend ist, dass wir diese Glaubwürdigkeit transportieren können.

(Tim Lauth, The Radio Group)

Dafür brauchen wir alle denkbaren Ausspielwege. Wir wissen, unsere Hörer:innen möchten so niederschwellig wie möglich Zugang bekommen zu uns als Marke, über analoge wie digitale Wege. Dabei denken wir als The Radio Group in einem Zehn-Jahres-Zyklus und fragen uns: Wo stehen wir im Jahr 2035?

Wir sind uns sicher, dass wir auch im Bereich Lokalradio überwiegend digitale Ausspielwege nutzen werden. Welche, das wird sich zeigen.


Zur Person: 

Tim Lauth, geboren 1992 in Hanau, ist bei The Radio Group GmbH seit Oktober 2023 Group CEO und nationaler Programmdirektor aller Stationen sowie Geschäftsführer mehrerer Beteiligungen.

Mit ihm steht die nächste Generation in Führungsverantwortung. Bereits im Alter von 17 Jahren sammelte Lauth erste Moderationserfahrungen und absolvierte im Jahr 2011 sein Volontariat bei der Radio Group in Rheinland-Pfalz. Er war der erste Morningshow-Moderator von Antenne Frankfurt (heute Radio Frankfurt).

Nach 5 weiteren Jahren wechselte Lauth zur Antenne Niedersachsen in Hannover. Als Veranstaltungsmoderator sammelte er internationale Erfahrungen u.a. in Paris & Amsterdam und arbeitete auch für die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Jahr 2022 wurde Tim Lauth in den Aufsichtsrat der Frankfurt Businessradio GmbH & Co. Betriebs KG berufen. Seit 2023 trägt er die Gesamtverantwortung der Unternehmensgruppe.


Am 25. und 26. Juni finden die LOKALRUNDFUNKTAGE 2025 im NCC Mitte NürnbergMesse statt. Im Rahmen des Audio-Tracks der #LRFT25 wird Tim Lauth zu den Teilnehmenden der Session „Go local. Earn trust – Guter Journalismus vor Ort gegen die Vertrauenskrise“ gehören.