Privatradio unter Finanzdruck: RADIO OSTROCK verlässt DAB+

RADIO OSTROCK stellt seine landesweite Verbreitung über DAB+ in Sachsen mit sofortiger Wirkung ein. Der private Sender aus Mittelsachsen reagiert damit auf die angespannte wirtschaftliche Lage, die einen kostendeckenden Betrieb über diesen Verbreitungsweg derzeit nicht zulässt.

RADIO OSTROCK

Der 2019 gestartete Sender versteht sich als Plattform für Ostdeutsche Musik- und Radiokultur. RADIO OSTROCK sendet ein durchgängig auf Ost-Hits fokussiertes Musikprogramm – von Klassikern wie Stern Meissen, SILLY und Gruppe Kreis bis hin zu aktuellen Künstlern wie Silbermond und Clueso. Als erster Sender dieser Art im Osten Deutschlands verfolgt RADIO OSTROCK das Ziel, ostdeutsche Identität, Musikgeschichte und Gegenwart zu verbinden. Das Programm richtet sich an Hörerinnen und Hörer mit emotionaler Bindung zur ostdeutschen Musikszene.

RADIO OSTROCK stoppt mit DAB+, sendet aber als Webradio weiter

Angelika Pörsch (Bild: © RADIO OSTROCK)
Angelika Pörsch (Bild: © RADIO OSTROCK)

Die Entscheidung zum DAB+ Ausstieg sei „kein leichter Schritt“, so Geschäftsführerin Angelika Pörsch: „Die Situation für private Radioveranstalter ist seit längerem herausfordernd – insbesondere, weil privat finanzierte Sender wie RADIO OSTROCK in hohem Maße auf Werbeeinnahmen angewiesen sind. Die derzeit schwierige Lage in der deutschen Wirtschaft führt zu spürbaren Kürzungen in vielen Werbebudgets, was auch uns deutlich trifft.“

Hinzu kommen die nicht unerheblichen laufenden Kosten für die digitale Verbreitung über DAB+. Die monatlichen Kosten für die Nutzung eines DAB+ Multiplexes bewegen sich nach Informationen aus der Branche zwischen 2.000 und 5.000 Euro, abhängig von Sendeleistung, Reichweite und Betreiber. Für kleinere private Sender stellt das schon eine erhebliche finanzielle Belastung dar.

„Unser Programm hat vielen Menschen einen festen Platz in der Medienlandschaft geboten und zugleich Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne verschafft, ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren“, betont Angelika Pörsch. „Dennoch müssen wir Verantwortung übernehmen und wirtschaftlich tragfähige Entscheidungen treffen.“

Der Sender betont jedoch, dass der Rückzug nicht das Ende des Projekts bedeuten soll. „Wir sehen diesen Schritt nicht nur als Einschnitt, sondern auch als Chance“, so Angelika Pörsch weiter. „RADIO OSTROCK nutzt die Zeit, um neue Kräfte zu bündeln, innovative Ideen zu entwickeln und mit frischem Elan in die Zukunft zu starten.“

RADIO OSTROCK ist weiterhin über das Internet empfangbar – unter anderem über die eigene Website und gängige Radio-Streaming-Apps.

Die Situation von RADIO OSTROCK ist kein Einzelfall. Auch andere Sender in Deutschland kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten. Beispielsweise hat das Rundfunk-Kombinat Sachsen (RFK), ein nichtkommerzielles Freies Radio, trotz Fördermittelzusagen der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM) mit der Finanzierung seiner DAB+ Verbreitung zu kämpfen. Anträge auf weitere Förderungen wurden abgelehnt, was die Zukunft des Senders ungewiss macht.

Wegen der angespannten wirtschaftliche Lage mussten in Bayern bereits PRIMATON und Hashtag+ aus Schweinfurt sowie der alternative Musiksender egoFM mit Sitz in München Insolvenz anmelden. Letzterer ruft inzwischen zu Spenden auf, um das Programm zumindest digital weiterführen zu können (RADIOSZENE berichtete). Auch hier war der wirtschaftliche Druck letztlich zu groß.

In NRW müssen Lokalradios in wirtschaftlich nicht tragfähigen Sendegebieten mit benachbarten Sendern fusionieren, wie das Gutachten zur wirtschaftlichen Situation im NRW-Lokalfunk empfiehlt. Manche Sender setzen bereits jetzt auf eine „Kooperation statt Fusion“ wie die Lokalradios Antenne Unna, Radio 91.2 und Radio Vest (RADIOSZENE berichtete).

Weiterführende Informationen