BVMI: Radio bleibt über alle Verbreitungswege meistgenutzes Musikmedium

Die neue Ausgabe des jährlich erscheinenden Reports „Musikindustrie in Zahlen“ des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) mit den zentralen Marktdaten 2024 ist jetzt online. Neben den Details zu Um- und Absatz, die bereits am 20. Februar gemeldet worden sind (RADIOSZENE berichtete), liefert die Dokumentation jedes Jahr auch Daten zu Musiknutzung, Musikhandel, Repertoire und Charts, zu den Profilen von Musikkäuferinnen und -käufern in Deutschland sowie zur Entwicklung des Musikmarktes weltweit. 

BVMI-Jahrbuch der Musikindustrie 2024

Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) vertritt die Interessen von rund 170 Tonträgerherstellern und Musikunternehmen, die gut 80 Prozent des deutschen Musikmarkts repräsentieren. Der Verband „setzt sich für die Anliegen der Musikindustrie in der deutschen und europäischen Politik ein und dient der Öffentlichkeit als zentraler Ansprechpartner zur Musikbranche.“ Neben der Ermittlung und Veröffentlichung von Marktstatistiken gehören branchennahe Dienstleistungen zum Portfolio des BVMI. Seit 1975 zeichnet er die erfolgreichsten Künstler:innen in Deutschland mit GOLD und PLATIN aus, seit 2014 auch mit DIAMOND und seit 1977 werden die Offiziellen Deutschen Charts im Auftrag des BVMI erhoben.

Mit den Jahrbüchern ist das so eine Sache: man nimmt sich fest vor sie zu studieren, blättert ein wenig darin – um sie irgendwann nahezu ungelesen in den Archivordner zu schieben. Bei „Musikindustrie in Zahlen“ sollten die Radiomenschen dies nicht tun – zumindest diejenigen, die für das Musikprogramm der Sender zuständig sind. Auch wenn naturgemäß alles aus dem Blickwinkel zentraler Interessen der Musikwirtschaft zu sehen ist, das Werk enthält in der Tat eine Reihe wichtiger Marktdaten, die auch das verwandte Medium Radio existentiell tangieren.  

RADIOSZENE wird in den kommenden Wochen in loser Folge verschiedene Teilaspekte aus diesem Zahlenwerk vorstellen. Beginnen wollen wir mit der Rubrik „Musiknutzung“ -und der Tatsache, dass hier eine zentrale Erkenntnis bei Musik- und Radiobranche hin und wieder aus dem Fokus gerät. Denn, egal wie man dies letztlich interpretiert: wenn Menschen in Deutschland Musik 2024 hörten, dann taten sie dies unter dem Strich noch immer am häufigsten über Radioangebote – terrestrisch, online, digital. Diese Angebote nahmen sogar einen größeren Teil der wöchentlichen Musikzeit ein als im Vorjahr: Wurden 2023 25,5 Prozent und damit gut ein Viertel der Zeit mit Radioprogrammen verbracht (vgl. „Musikindustrie in Zahlen 2023“), stieg dieser Wert 2024 auf 28,9 Prozent. Haben Sie das gewusst?

Hoergewohnheiten Deutschland

Zulegen konnte auch das Premium-Audio-Streaming als zweitgrößtes Segment, auf das knapp ein Viertel der wöchentlichen Zeit fürs Musikhören entfiel (24,9 %). 2023 hatte dieser Wert bei 23,4 Prozent gelegen. Damit näherte er sich wieder dem Wert aus dem Jahr 2021 (27 %). Damals hatte das Premium-Audio-Streaming das Radio in puncto wöchentlicher Musiknutzungszeit übertroffen. Doch bereits seit dem Folgejahr 2022 war Radio wieder Spitzenreiter bei der wöchentlichen Musiknutzungszeit.

In der Art, Musik zu hören, zeigten sich 2024 innerhalb der Online-Bevölkerung in Deutschland nur äußerst geringfügige Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Radio, Audio-Streaming-Dienste und gekaufte Tonträger nutzten sie jeweils in gleichem Maß.

Hoergewohnheiten Deutschland 2

Je älter, desto mehr Radio – Bei Audio-Streaming ist es genau umgekehrt

Anders als bei den Geschlechtern gab es zwischen den Altersgruppen große Unterschiede in der Art, Musik zu hören. So stieg beim Radio der Nutzungsanteil mit dem Alter an. 2024 betrug er in der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen 2 Prozent, in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen lag er bereits bei 9 Prozent und in den höheren Altersgruppen nahm er weiter zu. Bei den über 60-Jährigen betrug er 47 Prozent der wöchentlichen Musiknutzungszeit.

Bei gekauften Tonträgern ließ sich eine ähnliche Zunahme der Nutzungszeit von den jüngeren zu den älteren Altersgruppen beobachten. Während die jüngste Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen in nur 2 Prozent ihrer wöchentlichen Musikzeit auf gekaufte Tonträger zurückgriff, lag der Wert bei den 20- bis 29-Jährigen bereits bei 5 Prozent, ebenso bei den 30- bis 39-Jährigen. Bei den 40- bis 49-Jährigen erreichte er mit 7 Prozent einen Höchststand, bevor er bei den über 50-Jährigen auf 6 Prozent zurückging.

Bei Audio-Streaming und Kurzvideo-Apps hingegen nahm die Häufigkeit der Nutzung zum Musikhören mit zunehmendem Alter ab. So verbrachten 16- bis 19-Jährige mehr als die Hälfte ihrer wöchentlichen Musikzeit (55 %) mit Audio-Streaming, bei den 30- bis 39-Jährigen war es noch ein Drittel und bei den über 60-Jährigen sank der Wert auf ein Viertel der wöchentlichen Musikzeit (25 %). Doch lässt sich feststellen, dass Audio-Streaming inzwischen in allen Altersgruppen angekommen ist.

So ticken die Generation musikalisch

Es dürfte nicht überraschen, dass je nach Altersgruppe bestimmte Musikrichtungen beliebter waren als andere. Dennoch gab es Genres, die von mehreren Altersgruppen bevorzugt wurden.

So war auch 2024 Internationaler Pop bei allen unter 70- Jährigen die beliebteste Musikrichtung. Bei den 50- bis 59-Jährigen hörten 76 Prozent dieses Genre am liebsten, bei den 16- bis 19-Jährigen 64 Prozent. Die anderen Altersgruppen liegen zwischen diesen beiden Werten. Nur bei den über 70-Jährigen war das Genre relativ weit abgeschlagen. Von ihnen hält nur etwa ein Drittel (34 %) Internationalen Pop für die beste Musikrichtung.

Auch Deutscher Pop erreichte in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen den höchsten Beliebtheitswert (62 %). In den darunterliegenden Altersgruppen nahm die Beliebtheit nahezu kontinuierlich ab, bei den 16- bis 29-Jährigen sagten 52 Prozent, es sei ihre favorisierte Musikrichtung. Bei den über 60-Jährigen war es für 55 Prozent und bei den über 70-Jährigen für 35 Prozent das beliebteste Genre.

Musik der 90er/80er erreichte in den mittleren Altersgruppen die höchsten Beliebtheitswerte, besonders bei den 50- bis 59-Jährigen, von denen 70 Prozent dieses Genre bevorzugten. Am niedrigsten war die Beliebtheit dagegen sowohl in der jüngsten Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen (36 %) als auch in der ältesten Altersgruppe der über 70-Jährigen (45 %).

Internationaler Hip-Hop/Rap war in keiner Gruppe der über 40-Jährigen die bevorzugte Musikrichtung. Sie wurde von 36 Prozent der 16- bis 19-Jährigen, von 32 Prozent der 20- bis 29-Jährigen und von 29 Prozent der 30- bis 39-Jährigen als beliebteste Musikrichtung genannt. Bei Deutschem Rap wiederum fanden sich die treuesten Fans sogar in einer noch enger gefassten Altersgruppe. Er erreichte lediglich bei den unter 29-Jährigen mit etwa einem Drittel höhere Beliebtheitswerte.

Auch bei Electronic Dance Music (EDM) fanden sich die treuesten Fans in den jüngeren Altersgruppen der unter 50-Jährigen. Am höchsten sind die Zustimmungswerte mit einem Drittel bei den 20- bis 49-Jährigen.

Hardrock/Heavy Metal wiederum wurde nur von den beiden mittleren Altersgruppen häufiger gerne gehört, also von den 40- bis 49-Jährigen und den 50- bis 59-Jährigen. Hier begeisterten sich jeweils etwa 30 Prozent für Gitarrenmusik der etwas härteren Klangart. Bei den unter 40- Jährigen und den über 60-Jährigen war die Beliebtheit dagegen gering.

Schlager konnte vor allem bei den über 50-Jährigen auf Superfans zählen. Während bei den 50- bis 59-Jährigen noch etwa 25 Prozent Schlager als Lieblingsgenre nannten, stieg der Wert bei den 60- bis 69-Jährigen auf 29 Prozent und erzielte bei den über 70-Jährigen mit 44 Prozent seinen Höchststand.

Klassik erreichte höchste Werte ebenfalls in den beiden ältesten Gruppen. Bei den 60- bis 69-Jährigen hörte fast ein Viertel am liebsten Klassik, bei den über 70-Jährigen sogar ein Drittel.

Mit zunehmendem Alter der Befragten nahmen auch Oldies in der Beliebtheit zu. Bei den 30- bis 39-Jährigen nannten 28 Prozent sie als bevorzugte Musikrichtung. Mit den Altersgruppen stieg der Wert weiter an und erreichte in bei den 60- bis 69-Jährigen mit 60 Prozent seinen Höchststand, bevor er bei den über 70-Jährigen zwar leicht auf 54 Prozent zurückging, damit aber die Spitzenposition einnahm.

Internationaler Rock hatte dagegen in allen Altersgruppen Fans. Doch wie bereits bei Musik der 90er/80er war die Beliebtheit auch hier in den mittleren Altersgruppen am höchsten. Von den 40- bis 69-Jährigen sagten durchschnittlich 60 Prozent, dass sie Internationalen Rock am liebsten hörten.

Genrebeliebtheit

Wird fortgesetzt…

Die komplette Studie ist als E-Paper und Printexemplar unter www.musikindustrie.de erhältlich.