Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 34 Mio. Haustierbesitzer (2023). Die größte Gruppe sind Katzenbesitzer mit 21 Mio., gefolgt von mehr als 10 Mio. Hundebesitzern – die höchste Anzahl in Europa, dicht gefolgt von Spanien mit 9,4 Millionen. Für Hunde-Verhaltensexpertin Mirjam Cordt, die in unzähligen Fachbüchern hierzu klar Stellung bezogen hat, ist es an der Zeit, zu reagieren.

Hunde- und Katzenbesitzer werden in den Medien nur sehr einseitig und rückwärtsgewandt abgebildet. Für die Expertin ist es an der Zeit, hier nicht nur auf einen Trend zu reagieren, sondern diese große Zielgruppe auch im Radio – und vor allen Dingen zeitgenössischer – abzubilden. Es steht der Wunsch nach einem Cats and Dogs Radio im Raum. Grund genug für RADIOSZENE, hier einmal konkret nachzufragen.
RADIOSZENE: Frau Cordt, sehen Sie wirklich die Notwendigkeit für einen eigenen Sender für Katzen- und Hundebesitzer?
Mirjam Cordt: Wir brauchen ein Cats and Dogs Radio, das auf die unzähligen Themen der Tierbesitzer eingeht und Hilfestellung bietet, aber auch unterhaltsam ist und den Community-Gedanken neu aufleben lässt. So gibt es sehr viel beruhigende Musik für Hunde, die auch mir gefällt. Es sind aber eher die unzähligen Themen. Denken Sie an die jüngste Diskussion um das Verbot von Bürohunden und beispielsweise auch an die immer wieder aufflammende Diskussion um Rasselisten.
RADIOSZENE: Was sind für Sie die wichtigen Themen, über die man bei einem Cats and Dogs Radio sprechen sollte?
Mirjam Cordt: Es ist vielen Menschen nicht bewusst, wie sehr sich ihr Tier an ihnen orientiert. So gibt es viele für den Menschen störende Verhaltensweisen, die ihren Ursprung im Verhalten der Menschen haben. Die Menschen hierfür zu sensibilisieren, bringt nicht nur einen entspannteren Umgang mit ihrem Tier mit sich, sondern es wirkt sich ebenfalls auf die gesamte Gemeinschaft aus. Eine Win-Win-Situation für alle – auch für die, die sich zunächst vom Haustier unbeteiligt fühlen.
RADIOSZENE: Menschen finden immer mehr in Tieren den Weg aus der Einsamkeit. Kann hier so ein Sender auch Hilfestellung geben?
Mirjam Cordt: Ich erlebe es immer wieder, wie Menschen aufatmen, wenn sie erfahren können, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten, aber vor allen Dingen auch mit ihrer Liebe zu ihrem Haustier nicht alleine sind. Wer kennt sie nicht, die abfälligen Bemerkungen: „Du vermenschlichst dein Tier“, „Dein Tier ist wohl dein Kindersatz“ – wie übergriffig und verletzend! Dabei ist schon lange die Zeit gekommen, dass auch die Wissenschaft bestätigt hat, dass die Gefühlswelt der Tiere sehr ausgeprägt ist und in vielerlei Hinsicht unserer ähnlich. Und wir dürfen uns hier kein Alleinstellungsmerkmal zuschreiben.
RADIOSZENE: Wie stellen Sie sich die Verbreitung dieses Programms vor?
Mirjam Cordt: Die technischen Verbreitungswege haben sich neu aufgestellt, sodass ein Cats and Dogs Radio nicht nur als Alleinsender beispielsweise über UKW in einer Stadt oder einem Bundesland senden könnte, sondern auch als Stream über DAB+ oder als Webapplikation funktionieren würde. Da gibt es aber Audioexperten, die die passenden technischen Verbreitungswege finden werden, wenn die Medienpolitik die regulativen Wege ebnet. Mir ist es wichtig, dieser großen Zahl von Tierbesitzern auch im Radio eine Heimat zu geben.
RADIOSZENE: Wie sehen Sie die Möglichkeiten, so einen Sender zu finanzieren?
Mirjam Cordt: Eine Finanzierung könnte über Unternehmen aus dem tiernahen Bereich wie Masterfoods, Mars oder auch Plattformen wie Fressnapf, ZooRoyal oder sogar Crowdfunding erfolgen. Im Jahr 2023 lag beispielsweise der Bruttowerbeumsatz allein für Tiernahrung bei 100 Mio. Euro. Die Möglichkeiten sind vielfältig – sicherlich auch für Versicherungskonzerne oder Versicherungsplattformen, die sich hier neue Zielgruppen erschließen wollen. Werbungtreibende werden diese neuen Möglichkeiten erkennen und nutzen – verbunden mit dem Networking-Gedanken, der in Social-Media-Kanälen weitergetragen wird.