Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit hat BR PULS zu Jahresbeginn 2025 seine letzten moderierten Sendezeiten beendet. Bereits ein Jahr zuvor wurde ein Großteil der Livemoderation im Tagesprogramm eingestellt, nun ist auch die verbliebene, werktägliche Moderationsstrecke am Nachmittag abgesetzt. Auch die stündlichen Nachrichten, von BAYERN 3 übernommen, werden nicht mehr ausgestrahlt.

Als Begründung führt der Sender an: „PULS hat die Aufgabe, eine sehr junge Zielgruppe zu erreichen und setzt schon sehr lange einen Schwerpunkt auf Digitalformate. Mit immer neuen, innovativen Formaten ist PULS sehr erfolgreich und erreicht Zielgruppen, die der BR sonst nicht erreichen würde – zum Beispiel mit Musik-Inhalten wie der PULS Musikanalyse und Startrampe Covered. In diesen Feldern stärken wir unsere Anstrengungen und verzichten dafür seit 1. Januar auf moderierte Sendestrecken bei PULS Radio. PULS Radio übernimmt aber eine wichtige komplementäre Rolle und bleibt weiterhin eine Plattform für musikalische Neuentdeckung und Newcomer-Förderung.“
So ganz wortlos und ohne Lebenszeichen verbleibt das Radioprogramm allerdings nicht: regelmäßig sind sehr kurze vorproduzierte Einspieler mit Informationen zu Veranstaltungen, zur gesendeten Musik oder zu Aktionen eingestreut.
Ebenso verblieben sind die monothematischen Musikthemenblöcke „Startrampe Bayern“, „Runter-kommen“, „Neue Deutsche Welle“, „Alternative“, „Aufdrehen“ und „HipHop“. Hier finden Musikfreunde zwei Stunden lang nonstop exakt das, was die jeweiligen Sendungstitel versprechen. Tatsächlich sehr engagiert zeigt sich das junge Content-Netzwerk bei der Präsenz von Sendeeinsätzen für nationale- beziehungsweise bayerische Musik und Newcomer aus der Musikszene. Mit einem Anteil von rund 28 Prozent an deutschsprachigen Titeln dürfte das Programm damit unter den ARD-Jugendradios eine Spitzenposition einnehmen. Ein Hinkucker auch die Online-Musikplayliste, die hilfreiche Einordnungen zu den ausgestrahlten Musikiteln sowie Interpretinnen und Interpreten liefert.

Die PULS-Webseite bleibt weiter eine Plattform mit Podcasts, Aktionen, Beiträgen, Reportagen, Nachwuchsförderung und Hinweisen zu Events im Sendegebiet.
BR PULS ging am 15. Mai 2013 als Nachfolger von on3-Radio erstmals auf Sendung. Der Gründungsprogrammchef Thomas Müller hatte damals ein Angebot aufgebaut, das sich musikalisch und redaktionell wohltuend von den populären Hitformaten anderer Jugendradios abhob. Die Verbreitung erfolgte über DAB+, in den Abendstunden wurden an bestimmten Tagen die Sendezeiten simultan über BAYERN 3 ausgestrahlt. Die Ausrichtung des werbefreien Programms war von Beginn an „trimedial“ aufgestellt. Für seine Verdienste um die Förderung musikalischer Vielfalt erhielt PULS 2018 den „Radiokulturpreis“ der GEMA.

Geplant war, den Jugendsender ab 2018 über die UKW-Frequenzen von BR-Klassik in ganz Bayern zu verbreiten. Das Klassikangebot sollte dann seinerseits terrestrisch nur noch über DAB+ zu hören sein.
Eine Absicht, die heftige Proteste und sogar Klagen seitens zahlreicher Interessensgruppen – unter anderem der bayerischen Verleger – auslöste. Dann die überraschende Rolle rückwärts: nachdem der Bayerische Verfassungsgerichtshof die Klagen gegen den Sender-internen Tausch abgelehnt hatte, entschieden die Verantwortlichen des Bayerischen Rundfunks Ende 2017 „nach sorgfältiger Abwägung“, so der damalige Intendant Ulrich Wilhelm, das Manöver abzublasen und alles so zu belassen wie es war. Ein Tiefschlag für die Macher des ambitionierten Projektes (RADIOSZENE berichtete).
Mit dieser Entscheidung blieb BR PULS einziges ARD-Jugendradio ohne UKW-Frequenzen – und damit ohne echte Chance auf Generierung größerer Reichweitenpotentiale. Eine Abbildung in der Media-Analyse ist bislang nicht erfolgt. Experten schätzen die Hörerzahlen auf rund 20.000 Tageshörer – Tendenz fallend. Möglicherweise auch ein Grund für die Ausdünnung der Sendeinhalte.