DASDING, die junge Welle des Südwestrundfunks, hat am Programm gearbeitet. Ein Vorgang, der bei Jugendradios in immer kürzeren Intervallen zu beobachten – und zur Hörerbindung offensichtlich elementar geworden ist. Verständlich, denn keine andere Radiozielgruppe wechselt ihre Ansprüche an Programminhalte und -qualität so rasch wie das junge Klientel.

Im Fokus der Umgestaltungen: die Musiksendung PLAY, die Morningshow, Nachrichten sowie eine neue Redaktionsstruktur.
RADIOSZENE-Mitarbeiter Michael Schmich sprach mit Max Lotter, stellvertretender Programmchef bei DASDING, über die Motive der zum 3. März 2025 vollzogenen Programmveränderungen.
RADIOSZENE: Ein Kernelement der Neuerungen betrifft die Musiksendung PLAY (Montag bis Freitag 18 bis 20 Uhr). Wie sehr hat sich in dieser Sendezeit die Dichte der Vorstellung von Musikneuheiten und musikredaktionellen Inhalte verändert?
Max Lotter: Ich erzähle Ihnen gerne den Schlüsselmoment, der eigentlich alle Änderungen angestoßen hat, über die wir gerade sprechen. Mira Seidel (DASDING Programmchefin, Anmerkung der Redaktion) und ich sind im Juni letztes Jahr zusammen vom DASDING Festival in Mannheim nach Hause gefahren. Auf dem Festival spielen junge Künstlerinnen und Künstler, die kurz vor ihrem großen Durchbruch stehen oder gerade schon mittendrin sind. Dieses Jahr ist zum Beispiel Zartmann einer unserer Headliner. Und wir waren auf dieser Heimfahrt noch völlig beseelt davon, wie viele extrem junge Menschen vor den Bühnen gestanden haben, laut mitgesungen haben, Plakate gebastelt haben… Das macht jetzt noch was mit mir, wenn ich dran denke… Und ich weiß noch sehr genau, wie ich dann sagte: Müssten wir dann nicht eigentlich auch das Format, in dem wir musikalischen Newcomern eine Bühne geben, offensiver präsentieren?

Rückblickend hat das eigentlich diesen ganzen Prozess angestoßen. Deshalb startet DASDING PLAY jetzt schon um 18 Uhr und läuft nun auch freitags – das heißt, frische Sounds und spannende neue Artists ziehen sich jetzt durch die ganze Woche. Wir wollen nicht nur Trends spielen, sondern sie mitgestalten. Und im Idealfall damit auch den sehr jungen Teil unserer Zielgruppe ansprechen.
Wir wollen nicht nur Trends spielen, sondern sie mitgestalten
RADIOSZENE: Weitere Veränderungen gibt es bei der Morgensendung „DASDING – Morgens klarkommen“. Was ist neu?
Max Lotter: Unsere Morningshow gibt’s ab März eine Stunde länger! Von 6 bis 10 Uhr begleiten wir die Leute durch den Morgen – mit der besten Musik, relevanten Themen und guter Laune zum Aufwachen. Einfach gesagt: Eine Stunde mehr Zeit, mit dem Ziel alle besser in den Tag zu schicken!
RADIOSZENE: Setzen Sie damit einhergehend neue Schwerpunkte und Akzente bei der Themengewichtung?
Max Lotter: Von neuen Schwerpunkten zu sprechen, ist wahrscheinlich nicht ganz treffend. Der Ansatz ist eher, noch tiefer und besser auf das einzugehen, worüber sich die junge Zielgruppe Gedanken macht. Das sind nach wie vor Themen wie Mental Health, Nachhaltigkeit oder auch digitale Trends. Aber auch teurer und rarer Wohnraum, gestiegene Preise, eine sterbende Club- und Kulturlandschaft… wie lange habe ich Zeit? Die Liste ist lang!
Aber natürlich bleiben Musik und Entertainment unsere DNA – aber auch hier mit mehr Tiefe, wenn es um die Storys dahinter geht. Insgesamt wollen wir uns die Freiheit nehmen, flexibler zu reagieren, was die Masse an Themen angeht. Also an Tagen, an denen sehr viel los ist, etwas kleinteiliger zu berichten – an anderen Tagen, an denen es ruhiger ist, weniger Wort und mehr Musik ins Programm zu bringen.

RADIOSZENE: Reagieren Sie mit dem Relaunch auch auf erneut veränderte Erwartungshaltungen bei den Hörerinnen und Hörern? Wie rasch dreht sich hier gerade der Zeitgeist beim jungen Publikum und in welche Richtung orientiert er sich?
Max Lotter: Absolut! Am Ende geht es darum, ehrlichen und guten Inhalt zu machen. Gerade die Authentizität ist der jungen Zielgruppe extrem wichtig. Deswegen ist unser Anspruch, mit Moderatorinnen und Moderatoren auf Augenhöhe Inhalte zu senden, die gut recherchiert sind, die den Zeitgeist treffen und unsere Hörerinnen und Hörer im besten Fall etwas mitnehmen können. Wir haben ja gerade im Wahlkampf gesehen, wie wichtig es ist, einzelnen Aussagen Kontext zu geben. Als öffentlich-rechtlicher Sender sehen wir es als einen unserer Grundpfeiler, dass unsere Inhalte ordentlich und unvoreingenommen recherchiert und gut eingeordnet sind, insbesondere für eine sehr junge Zielgruppe.
RADIOSZENE: Ebenfalls umgesetzt wurde laut Ankündigung eine angepasste Redaktionsstruktur. Wo unterscheidet sich die Arbeitsweise der neuen Content-Teams vom bisherigen System?
Max Lotter: Bisher haben wir mit klaren Sendungsteams gearbeitet, die sich aus Moderator:in und Sendungsredakteur:in zusammengesetzt haben. Beide haben die Show entwickelt und sie umgesetzt. Dieses System haben wir nun entkoppelt. Die bisherigen Sendungsredakteur:innen sind in einem Content-Pool zusammengefasst und erstellen jetzt Inhalte, die unsere CvDs auf die Sendungen verteilen. So wollen wir unsere Ressourcen noch besser ausschöpfen, weil alle für das gesamte Programm und nicht nur für eine spezielle Sendestrecke arbeiten. Das heißt aber natürlich nicht, dass Moderator:innen gar keinen Einfluss mehr auf ihre Shows nehmen können. Ihre Ideen fließen natürlich mit in die Arbeit des Content-Teams ein und sie können im Idealfall aus einem noch größeren Pool potentieller Themen ihre „cherries picken“.
Natürlich bleiben Musik und Entertainment unsere DNA – aber auch hier mit mehr Tiefe, wenn es um die Storys dahinter geht
RADIOSZENE: Einige junge deutsche Radioangebote haben zuletzt ihre Nachrichtenanteile reduziert. DASDING geht den umgekehrten Weg. Mit stündlichen NEWSZONE-Updates informieren Sie die Hörerinnen und Hörer über relevante Themen des Tages. Wie genau sind diese Inhalte auf die Erwartungshaltungen der Zielgruppe abgestimmt?
Max Lotter: Viele junge Menschen haben keine Lust mehr auf Nachrichten oder fühlen sich von der ganzen Informationsflut im Netz erschlagen – das wissen wir natürlich. Trotzdem einfach weniger News zu machen oder sie ganz aus dem Programm zu werfen, war für uns nie eine Option. Das wäre zu einfach. Stattdessen haben wir uns gefragt: Wie können wir junge Menschen weiterhin mit relevanten Infos versorgen, ohne sie zu überfordern?
Mit den stündlichen NEWSZONE-Updates ergänzen wir die klassischen DASDING News zur vollen Stunde. Sie greifen ein wichtiges Thema des Tages auf und erklären es kompakt, verständlich und ohne unnötiges Drumherum. Dabei achten wir darauf, dass die Themenauswahl wirklich zu unserer jungen Zielgruppe passt – und das bedeutet auch mal buntere, unerwartete Themen, die man in klassischen Nachrichten vielleicht nicht findet. Und das ist auch gut so.