DAB – Aaachtung! – Stillgestanden!!

Militärfunk auf DAB+ Frequenzen (Bild: Ries Bosch / unsplash)
Militärfunk auf DAB+ Frequenzen (Bild: Ries Bosch / unsplash)

Die Sicherheitslage hat sich seit 2022 geändert. Das verursacht viele Probleme bei den Frequenzzuteilungen. Das Militär, das ohnehin in Krisenlagen Vorrang hat, stellt inzwischen immer mehr auch permanente Ansprüche.

Der bereits im Zuge der digitalen Dividende reduzierte UHF-Bereich, in dem heute noch terrestrisches digitales Fernsehen (DVB-T2) und Veranstaltungsmikrofone betrieben werden, sollte noch weiter eingeschränkt werden. Dabei ging es um die Interessen verschiedener konkurrierender Funkteilnehmer. Neben dem kommerziellen Mobilfunk hatten auch die Sicherheitsdienste (BOS-Funk) und das Militär Interesse an diesen Frequenzen.

dcef0dd921d44f87a9a68a8bec5bd586Auch dem Digitalradio DAB+ wurde dies bereits einmal zum Verhängnis: Die unteren Kanäle 5A und 5B mussten wieder freigeräumt werden, und der Bundesmux zog auf Kanal 5C um. Grund war der geringe Frequenzabstand zum BOS-Funk während Großveranstaltungen wie dem Deutschlandfest 2011, das die Sicherheitskräfte forderte. Doch nun wurden diese Kanäle endlich freigegeben und koordiniert, unter anderem in Kiel, Chemnitz und Mecklenburg-Vorpommern.

Eigentlich hätte Deutschland genügend DAB+ Frequenzen, seit das Fernsehen den VHF-Bereich verlassen hat. Doch die Beantragung und Verteilung der Frequenzen erfolgte nur langsam, da das Interesse der Sender anfangs gering war. In den Grenzgebieten sind daher viele Kanäle bereits in Nachbarländern koordiniert und hierzulande nicht mehr verfügbar. Nun wird jeder verbleibende Kanal dringend benötigt, um gegenseitige Störungen zu vermeiden und den Vorteil eines Gleichwellennetzes großflächig nutzen zu können.

Doch nun droht erneut eine Einschränkung für die gerade freigegebenen Kanäle 5A und 5B: Die Bundesnetzagentur hat der Rundfunknutzung bundesweit eine Absage erteilt, weil Sicherheitsbehörden und Militär insgesamt mehr Frequenzen benötigen, wie Golem berichtet.

Eine mögliche Alternative wäre Kanal 13, der sogar sechs statt nur vier Blöcke enthalten kann. Doch dieser grenzt an den militärischen Flugfunk, weswegen er bislang nicht zur Verfügung stand. In der aktuellen Lage dürfte sich daran kaum etwas ändern – obwohl diese Frequenzen in Norwegen, Dänemark und anderen Ländern des Ostseeraums bereits genutzt werden. Für Kiel wäre diese Option daher ebenfalls ausgeschlossen.

Die im Norden geplante UKW-Abschaltung gerät durch diese unerwartete Einschränkung ins Wanken. DAB+ selbst ist zwar nicht gefährdet, doch ohne dauerhafte Frequenzsicherheit möchten die Sender lieber ihre UKW-Frequenzen behalten – an die das Militär zumindest nach heutigem Stand nicht herankommt.


Wolf-Dieter RothÜber den Autor:
Wolf-Dieter Roth, Dipl.Ing. Nachrichtentechnik, ist Radiofan seit der Kindheit und war in den Datennetzen über Festnetz und (Amateur-) sowie Mobilfunk schon aktiv, als 1200 und 9600 Bit/s als „schnell“ galten und man gewohnt war, die eingehenden Daten live mitlesen zu können. Beruflich ist er in Elektronik, Internet- und Funktechnik, Fachjournalismus, PR und Marketing zu Hause.