Radio Luxemburgs Erbe: Sendetürme vor Abriss

Obwohl die meisten Kurzwellen-, Mittelwellen- und Langwellensender bereits vor Jahren abgeschaltet und die Sendemasten bereits zahlreich gesprengt wurden, gibt es für die wenigen verbliebenen Sender auch keine Gnade. 

Zuletzt wurde die berühmte Drehstandantenne in Moosbrunn bei Wien ziemlich überstürzt abgeholzt (RADIOSZENE berichtete) und nun scheint es selbst denen bereits als Denkmal geschützten Sendemasten der legendären Kurzwelle von Radio Luxemburg an den Kragen zu gehen: Es läuft inzwischen eine Beschwerde gegen diesen Denkmalschutz und sollte dieser stattgegeben werden, ist mit einer Eliminierung der Station zu rechnen, wie radioeins berichtet.

 Sendemasten von Junglinster im Jahr 2013 (Bild: Durchfuxt, Wikipedia, CC BY-SA 3.0)
Sendemasten von Junglinster im Jahr 2013 (Bild: Durchfuxt, Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

df56e9be0e254e4e9b4e1fb131404714Der Sender Junglinster ist der ursprüngliche Standort von Radio Luxemburg: Bereits 1932 wurden hier ein Jahr nach der Gründung des zugehörigen Sendeunternehmens die ersten drei freistehenden Stahlfachwerktürme mit einer Höhe von jeweils 180 Metern errichtet und am 15. März 1933 in Betrieb genommen. Junglinster war zu diesem Zeitpunkt der stärkste Langwellensender Europas.  

Die Kurzwelle kam am 7. Juli 1939 dazu, damals im 19 Meter Band. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Sender von den Deutschen besetzt und von April bis November 1945 von den Amerikanern. Danach bekam Radio Luxemburg die Anlage zurück.

Von 1951 bis 1955 wurde auch auf Mittelwelle gesendet, was später an die Senderanlage Marnach delegiert wurde. Selbst auf UKW wurde von Junglinster gesendet, bevor dies zum Sender Hosingen verlagert wurde.  

1954 wurden die drei ursprünglichen Sendemasten abgebaut und durch zwei gegen Erde isolierte Stahlfachwerktürme mit einer Höhe von je 250 Metern ersetzt. 1959 kam ein dritter Turm dazu. Die Signalstärke aus Junglinster war nun so stark, dass der sogenannte Luxemburg-Effekt in der Ionosphäre auftrat: Eine Kreuzmodulation unterschiedlicher Ausstrahlungen, durch die das Signal eines anderen Senders auf einer Frequenz hörbar wurde, auf der dieser selbst gar nicht sendete.  

Der Langwellensender wurde 1972 nach Beidweiler verlegt, allerdings blieb die Langwellen-Sendeanlage in Junglinster. Die Kurzwellenausstrahlungen wurden 1994 beendet und 2002 noch einmal im DRM Modus digital statt in AM wieder aufgenommen. Heute wird nur noch ein UKW-Signal vom Standort Junglinster abgestrahlt mit 200 Watt und dem Programm von Eldoradio – nicht etwa von RTL.  Am 2. Januar 2023 um 01:00 Uhr wurde die Langwellensendeanlage komplett abgeschaltet, die zuvor noch das französische Programm von Radio Luxemburg abgestrahlt hatte.  

Der Eigentümer will nun die 3 Sendetürme abbauen und der Kulturminister Luxemburgs dies genehmigen, da es sich nicht um die ursprünglichen Sendetürme aus dem Jahr 1932 handelt und man die Sendetürme von 1954 für nicht denkmalswürdig erachtet. Nach dieser Logik wären allerdings auch Berliner Fernsehturm und fast jede andere Anlage nicht als Denkmal schützbar, weil im Laufe von nun über 90 Jahren stets die Antennenanlagen mindestens einmal erneuert wurden.