Auch nach 25 Jahren kontinuierlicher Forschung zur Mediennutzung von Jugendlichen ist das Interesse an diesem Thema weiter ungebrochen. Angesichts der dynamischen Entwicklung neuer Medienangebote und Technologien treten immer wieder neue Aspekte auf, deren Relevanz für Jugendliche einer Überprüfung bedarf. Eine Frage ist hierbei stets, welche Plattformen Jugendliche zurzeit im Alltag verwenden und welche Angebote und Funktionen in ihrer Gunst ganz oben stehen.
Für die JIM-Studie 2024 wurde aus der Grundgesamtheit der in Deutschland lebenden deutschsprachigen Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren eine repräsentative Stichprobe von 1.200 Jugendlichen befragt.
In der regelmäßigen medialen Freizeitgestaltung der Jugendlichen dominiert weiterhin die Smartphonenutzung (98 %). Daneben gehören auch die Internetnutzung (96 %) und Musikhören (93 %) zu den häufigsten Aktivitäten. Videos auf Plattformen wie YouTube schauen 85 % der Jugendlichen, während rund drei Viertel regelmäßig fernsehen und digitale Spiele spielen. Video-Streaming-Dienste wie Netflix nutzen 69 Prozent, die Nutzung von Tablets steigt auf 58 Prozent. Zudem hören 56 Prozent Radio, während zwei Fünftel Sprachassistenten nutzen und etwa ein Drittel regelmäßig gedruckte Bücher liest.
Als Zugang zu auditiven Inhalten gewinnen Streamingplattformen weiter an Bedeutung. 85 Prozent der Jugendlichen haben mindestens einen Musikstreaming-Dienst abonniert, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Die durchschnittliche Nutzung dieser Dienste liegt bei 116 Minuten pro Tag, wobei die Nutzungsdauer im Altersverlauf kontinuierlich ansteigt.
JIM-Studie 2024: Radio, Musik, Spotify & Co.
Musik ist aus der Freizeitgestaltung Jugendlicher nicht wegzudenken. 93 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen geben an, mindestens mehrmals in der Woche Musik zu hören. 70 Prozent der Jugendlichen hören sogar täglich Musik und nahezu alle Befragten zumindest gelegentlich. Der Anteil der täglichen Musikhörer*innen steigt im Altersverlauf. Sind es unter den Zwölf- bis 13-Jährigen noch sechs von zehn Jugendlichen, steigt dieser Anteil bei den 14- bis 15-Jährigen auf sieben von zehn. Ab 16 Jahren hören etwa drei Viertel der Jugendlichen täglich Musik. Der Anteil liegt außerdem bei den Mädchen höher als bei den Jungen (Mädchen: 76 %, Jungen: 65 %).
Streamingplattformen und -Apps gewinnen als Zugang zu Musik zunehmend an Bedeutung. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass der Streamingdienst Spotify inzwischen von 13 Prozent der Jugendlichen zu ihren wichtigsten Apps gezählt wird. 85 Prozent der Befragten haben zu Hause mindestens einen Musikstreaming-Dienst wie Spotify, Apple Music, Amazon Prime Music oder YouTube Music abonniert (2023: 79 %). Diese Dienste werden im Durchschnitt 116 Minuten pro Tag genutzt, im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert (2023: 115 Minuten).
Die tägliche Nutzungsdauer der weiblichen Befragten liegt mit durchschnittlich 123 Minuten über der der männlichen Befragten, die MusikstreamingDienste durchschnittlich 109 Minuten pro Tag nutzen. Auch in diesem Jahr zeigt sich, dass die Relevanz von Musikstreaming-Diensten mit steigendem Alter deutlich zunimmt (12 bis 13 Jahre: 79 Minuten, 14 bis 15 Jahre: 118 Minuten, 16 bis 17 Jahre: 121 Minuten, 18 bis 19 Jahre: 144 Minuten).
Neben dem Musikstreaming ist das Radio nach wie vor ein relevanter Zugangsweg zu Musik und Informationen. 29 Prozent der Jugendlichen hören täglich Radio und 56 Prozent schalten mindestens mehrmals pro Woche ein. Damit bleibt die regelmäßige Radionutzung in den letzten Jahren auf einem konstanten Niveau (2023: 58 %, 2022: 57 %, 2021: 58 %). 16 Prozent hören im Abstand von einer oder zwei Wochen Radio, weitere 15 Prozent hören es zumindest selten und 13 Prozent nie.
Die jüngeren Befragten geben häufiger als die älteren an, regelmäßig Radio zu hören (12-13 Jahre: 60 %, 18-19 Jahre: 52 %). 57 Prozent der Befragten, die zumindest seltener Radio hören, haben einen Lieblingsradiosender. Die Bindung an einen bestimmten Sender wird mit steigendem Alter stärker (12-13 Jahre: 52 %, 18-19 Jahre: 64 %).
Ähnlich wie Musikstreaming-Dienste und -Apps gewinnen auch Podcasts an Beliebtheit. 70 Prozent der Jugendlichen nehmen dieses Angebot grundsätzlich wahr. Die regelmäßige Nutzung von Podcasts ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen auf 27 Prozent (2023: 22 %). Dieser Anstieg ist vor allem auf den deutlichen Zuwachs der regelmäßigen Podcast-Hörer*innen in der jüngsten Altersgruppe zurückzuführen (+14 Prozentpunkte).
Aber auch bei den 14- bis 15-Jährigen (+8 Prozentpunkte), bei den Mädchen (+7 Prozentpunkte) und bei Haupt- und Realschüler*innen (+6 Prozentpunkte) hat die regelmäßige Nutzung zugenommen. Gleichzeitig ist in diesen Gruppen der Anteil der Jugendlichen, die nie Podcasts hören, deutlich gesunken. Unter den jüngeren Jugendlichen ist die regelmäßige Podcatstnutzung inzwischen verbreiteter als unter den älteren (12 bis 15 Jahre: 32 %, 16 bis 19 Jahre: 21 %), obwohl es in der jüngsten Altersgruppe weiterhin einen hohen Anteil an Nicht-Nutzer*innen gibt. Auch spielt für Mädchen dieses Medienformat in der regelmäßigen Nutzung eine größere Rolle als für Jungen.
Unter den Befragten, die zumindest seltener Podcasts hören, geben zwei Fünftel an, einen Lieblingspodcast zu haben.
Entsprechend der großen Vielfalt an Podcasts werden dafür viele verschiedene Titel genannt. Die meisten Nennungen entfallen auf „Hobbylos“ mit elf Prozent, gefolgt von „Die Nervigen“ und „Dick & Doof“ mit jeweils fünf Prozent. Vier Prozent bezeichnen „Kottbruder” und „Mordlust“ als ihren Lieblingspodcast und jeweils drei Prozent nennen hierzu „Gemischtes Hack”, „5 Minuten Harry Podcast” und „Mord am Mittwoch”.
Auch in diesem Jahr wurden die Teilnehmenden der JIM-Studie wieder ohne Antwortvorgabe nach ihren drei wichtigsten Apps gefragt. 81 Prozent der Jugendlichen nennen dabei WhatsApp – damit liegt die App seit 2016, als diese Frage erstmals in dieser Form gestellt wurde, weiterhin mit deutlichem Vorsprung auf Platz eins. Instagram folgt auf Platz zwei, die App wird von rund einem Drittel genannt. Mit Nennungen von etwa einem Viertel der Zwölf- bis 19-Jährigen folgen knapp hintereinander YouTube und TikTok. Snapchat rangiert bei einem Fünftel unter den wichtigsten Apps. Spotify wird von 13 Prozent der Jugendlichen angegeben, Google von sieben Prozent. Auf Brawl Stars und Facebook entfallen jeweils drei Prozent. Im Vergeich zum Vorjahr lässt sich insgesamt kaum eine Veränderung erkennen.
Herausgeber der Studienreihe JIM ist der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs), gemeinsam getragen von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk (SWR).
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JIM-Studie 2024 (PDF)